Komm endlich her und kuess mich!
den Schmerz darin gesehen.
„Und deine Mutter? Lebt die auch nicht mehr?“
Sie schüttelte den Kopf. „Das Team fragt sich, wie es Rafael geht“, lenkte sie ab. „Wir machen uns alle Sorgen.“
„Sein Zustand ist unverändert.“ Er wollte nicht über seinen Bruder reden.
„Und dein Vater?“
Marco schob seinen Teller beiseite. „Er hat den Unfall live im Fernsehen gesehen. Was glaubst du denn, wie es ihm geht?“
Ihre blauen Augen flackerten. „Weiß er von mir?“, fragte sie leise.
„Weiß er, dass die Person, die jetzt Rafaels Platz einnimmt, den Unfall verursacht hat?“ Er lachte. „Noch nicht.“
Er wusste nicht genau, warum er seinem Vater diese Information vorenthalten hatte. Vielleicht weil er sich im Stillen fragte, ob Rafaels Version der Ereignisse akkurat war – auch wenn ihm die Stimme seines Bruders noch in den Ohren klang … Sie ist die Richtige, Marco.
Sasha suchte seinen Blick, der Ausdruck in ihren Augen fast flehend. „Ich habe den Unfall nicht verursacht, Marco.“
Enttäuschte Wut tobte in seiner Brust. „Ach, nein?“
Sie schüttelte den Kopf, sodass sich auch der Rest ihres Haarknotens auflöste. Dunkle, seidige Strähnen fielen über ihre nackten Schultern, und alles in Marco verkrampfte sich. Es war das erste Mal, dass er ihr Haar offen sah, und trotz seiner Wut erfüllte ihn das Verlangen, mit den Fingern durch die glänzende Mähne zu fahren.
„Was war es dann? Irgendetwas muss passiert sein.“
Sie presste die Lippen aufeinander. Dann seufzte sie. „Ich habe gesehen, wie er kurz vor dem Rennen mit Raven gestritten hat.“
Marco runzelte die Stirn. „Raven Blass? Seine Physiotherapeutin?“
Sasha nickte. „Ich wollte mit ihm reden, aber er ist einfach weggegangen. Ich dachte, ich warte, bis er sich abgeregt hat, und rede nach dem Rennen mit ihm.“
Sie machte große Augen, als er sich leise fluchend seinem umfangreichen Weinbestand zuwandte. „Ich brauche einen Drink. Weiß oder rot?“
„Ich sollte lieber nichts trinken. Ich hatte vorhin schon ein Bier.“ Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
Er griff nach der nächsten Flasche. „Ich trinke nicht gern allein. Nur ein Glas.“
Beim Anblick ihres Lächelns zog sich der Knoten in seinem Inneren noch fester zusammen.
„Der große Marco de Cervantes gesteht eine Schwäche?“
„Er gesteht, dass sein Bruder ihn loco macht.“
„Na gut. Als Ausgleich für die Tapas vorhin wollte ich mein Fitnessprogramm morgen sowieso um zwanzig Minuten verlängern. Dann mache ich eben eine halbe Stunde daraus.“
Marco ließ den Blick über ihren Körper gleiten. „Du bist doch super in Form.“
Wieder perlte ein süßes, weibliches Lachen von ihren Lippen, das wildes Verlangen in ihm entfachte.
„Charlie wäre da sicher anderer Meinung. Offenbar ist mein Body-Mass-Index weit unter der Akzeptanzgrenze.“
Marco entkorkte den Wein und dachte, dass Charlie keine Ahnung hatte. „Wie lange trainierst du täglich?“
„Eigentlich drei Stunden, aber Charlie gibt erst Ruhe, wenn ich schweißgebadet bin.“
Sein ganzer Körper erstarrte, wie gelähmt von der Vorstellung ihres schweißgebadeten durchtrainierten Körpers.
Dios , woher rührten diese Empfindungen – noch dazu für eine Frau, die genauso war wie Angelique: skrupellos, ehrgeizig, gleichgültig gegenüber jedem, der sich ihr in den Weg stellte.
Er atmete tief durch, goss den tiefroten Châteauneuf in ein Glas und stellte es vor sie hin. „Ich habe die Testergebnisse gesehen. Du musst bei Eau Rouge noch eine Dreizehntelsekunde rausholen, sonst besteht die Gefahr, dass du überholt wirst. Belgien ist eine anspruchsvolle Strecke.“
Sie trank einen Schluck, und sein Blick fiel auf ihre grazile Halsbeuge.
„Der DSII kommt mit den Kurven besser klar.“
Ihre Gelassenheit war bemerkenswert. „Du wirkst gar nicht nervös.“
Wieder dieses Lachen, das ihn direkt in die Lenden traf.
Madre di dios.
„Glaub mir, ich bin genauso nervös wie jeder andere Fahrer. Aber das stört mich nicht.“
„Weil nur Gewinnen zählt, um jeden Preis?“, rutschte es ihm heraus.
Ihre Augen verdunkelten sich. „Nein, weil die Nervosität einem Zweck dient. Sie ist menschlich; sie schärft die Konzentration. Wenn ich nicht nervös wäre, würde ich mir Sorgen machen. Natürlich helfen achtzehn Jahre Erfahrung. Ich mache das, seit ich sieben war. Mein Vater hat mich immer unterstützt.“
„Nicht viele Eltern wären begeistert, wenn ihr Kind Rennfahrer
Weitere Kostenlose Bücher