Komm endlich her und kuess mich!
Nachdem er sie gründlich studiert hatte, warf er sie zusammen mit den Fotos aufs Sofa.
„Ich gebe dir einen guten Rat, pequeña . Hör auf, mich zu provozieren. Du hast keine Ahnung, worauf du dich einlässt.“ Seine Stimme war sanft. Gefährlich sanft.
Sasha lief ein Schauer über den Rücken. Die meisten Menschen gingen automatisch davon aus, dass Formel-1-Fahrer keine Angst kannten. Doch Sasha hatte eine gesunde Portion Respekt vor ihrem Sport, einem der gefährlichsten der Welt. Sie wusste, wann sie beschleunigen, wann sie den Fuß vom Gas nehmen, wann sie an den Rand fahren und aufgeben musste.
Im Augenblick verhieß der Ausdruck auf Marcos Gesicht Gefahr, und sie beherzigte die Warnung.
„Okay, kapiert. Und jetzt brauche ich dringend eine Dusche. Du bist sicher schon weg, wenn ich wiederkomme. Einen schönen Abend.“
Und damit verschwand sie.
Marco sah ihr nach, hin und her gerissen zwischen Fassungslosigkeit und Enttäuschung.
Er bildete sich ein, die Frauen zu kennen und zu verstehen. Frauen glaubten gern, sie wären kompliziert, doch im Grunde waren ihre Bedürfnisse ganz einfach.
„Ich will Ruhm, Marco. Ich will ein aufregendes Leben! Und ich will einen Mann, der mir das bieten kann.“
So hatte Angelique es formuliert.
Sein Blick folgte Sashas gertenschlanker Gestalt. Sie hatte ihn überrascht, musste er widerwillig zugeben.
Dios! Als er heute Morgen in ihr Zimmer gegangen war, um die Sache klarzustellen, hatte er nicht damit gerechnet, dass sie so gleichgültig reagieren würde.
Er hatte fest vorgehabt, nach dem Meeting eine der vielen weiblichen Bekanntschaften anzurufen, deren Nummern in seinem Blackberry gespeichert waren. Aber dann konnte er sich doch nicht dazu aufraffen. Über den Grund wollte er lieber nicht so genau nachdenken.
Sein Blick fiel auf die Fotos auf dem Sofa. Auf das Foto, wo sie sich auf der Kühlerhaube seines Wagens räkelte …
Blind stolperte er zu seiner Jacke und suchte nach seinem Telefon. Zwei Minuten später war alles geklärt. Als er in seinen Rolls-Royce stieg, verschwendete er keinen Gedanken mehr an Sasha Fleming.
Neunzig Minuten später stand Marco vor der Tür, lauschte auf die Geräusche von drinnen und verzog ungläubig das Gesicht. Er war mit einer Frau essen gewesen, an deren Namen er sich jetzt schon nicht mehr erinnerte, hatte auf deren knallrote Lippen gestarrt und an ganz andere Lippen gedacht.
Verbotene Lippen.
Am Ende hatte er seine Serviette hingeworfen und ein paar große Scheine auf den Tisch geblättert. „Du musst entschuldigen. Ich bin heute Abend nicht sehr unterhaltsam.“
„Du weißt doch, dir verzeihe ich alles, Marco.“ Sie zog einen Schmollmund.
Candy? Candice?
„Warum lassen wir den Nachtisch nicht aus und gehen zu mir?“
Widerwillig hatte er den Kopf geschüttelt. „Tut mir leid, ein anderes Mal.“
Unter leisem Protest und gesäuselten Versprechungen hatte er sie hinausbegleitet. Sex mit Candy/Candice war das Letzte, wonach ihm war.
Sein Heißhunger auf Schokoladen-Karamell-Parfait war plötzlich überwältigend.
„Nimm meinen Wagen. Ich gehe zu Fuß“, erklärte er.
Und hier stand er nun, vor seinem eigenen Apartment, wie ein hormongesteuerter Teenager bei seinem ersten Date.
Er trat ein und näherte sich dem Wohnzimmer.
Sie hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht, eine Schale Popcorn auf dem Schoß, und hob den Kopf, als hätte sie auf ihn gewartet.
Das strahlende Blau ihrer Augen lähmte ihn.
„Du bist noch wach …“, begann er.
Sie blinzelte. „Es ist erst Viertel nach neun.“ Ihr Blick folgte ihm, als er die Jacke abstreifte und aufs Sofa fallen ließ, und Marco spürte den eigenen Puls.
Er betrachtete ihre Finger, die durch die Popcornschale tanzten, eine seltsam erotische Bewegung. Sein Herz hämmerte noch lauter. „Hast du doch kein Schokoladen-Karamell-Parfait zum Nachtisch gegessen?“
„Charlies missbilligender Blick hat mich verfolgt. Popcorn ist gesünder.“ Sie wandte den Blick ab. „Wie war dein Date?“, fragte sie mit heiserer Stimme.
Er löste den Blick von ihren Fingern. „Willst du das wirklich wissen?“
Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
Neugierig kam er näher. „Eifersüchtig?“
Sie atmete scharf ein. „Ich dachte, wir wollten damit aufhören?“
Sein Blick senkte sich auf ihre Lippen. „Vielleicht habe ich meine Meinung geändert.“
„Ich aber nicht. Seit heute Morgen hat sich nichts geändert. Ich will nichts von dir.
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