Komm endlich her und kuess mich!
Lippen. Er stöhnte qualvoll. Das Verlangen, sie zu schmecken, tobte wie ein Buschfeuer durch seine Venen.
Im Fernseher lief die Schlussszene der Episode, doch keiner der beiden schenkte der Serie noch Beachtung.
Sasha senkte den Blick. „Vielleicht bist du wie dein Bruder, und willst mich nur, weil du mich nicht haben kannst.“
Marco brauchte nicht nachzudenken, um darauf zu antworten. „Der Unterschied zwischen Rafael und mir ist, dass er sich nimmt, was er will – ohne Rücksicht auf Verluste.“
„Wogegen du endlos mit dir ringst und es dir dann doch verkneifst. Man hat fast das Gefühl, als wolltest du dich für irgendetwas bestrafen. Vielleicht solltest du nicht so hart zu dir sein. Mach dich frei.“
Schmerz schoss wie ein Pfeil durch den Nebel aus Verlangen, der ihn umgab. Er schüttelte den Kopf und atmete tief ein. „Niemand ist frei, Sasha. Für alles, was man tut, muss man bezahlen.“
„Das glaube ich nicht. Lachen ist umsonst. Liebe ist umsonst. Aber Hass frisst dich auf. Bitterkeit macht krank. Und das ist keine Küchenpsychologie. Ich habe es selbst erlebt.“
„Ach, wirklich?“, spottete er. „Wem hast du dieses Versprechen gegeben?“, fragte er, das Verlangen nach der Wahrheit so groß wie das Verlangen, das durch seine Lenden pulsierte.
Misstrauen legte sich wie ein Schleier über ihren Blick. Dann rollte sie die Schultern. „Meinem Vater.“
„Was genau hast du ihm versprochen?“
„Dass ich für ihn den Weltmeistertitel hole.“
„Aus einem fehlgeleiteten Pflichtgefühl heraus?“, meinte er höhnisch.
Zorn loderte in ihren Augen. „Nicht aus Pflichtgefühl. Aus Liebe . Und fehlgeleitet ist höchstens dein alberner Drang, Rafael zu verhätscheln.“
„Es gibt einen Unterschied zwischen Verantwortungsgefühl und eingebildeter Liebe“, protestierte er, wenig erfreut über die Richtung, die dieses Gespräch nahm.
„Ich bilde mir nichts ein. Mein Vater hat mich ebenso bedingungslos geliebt wie ich ihn.“
Betroffen lehnte er sich zurück. „Dann hattest du Glück. Nicht jeder empfindet so für sein Kind. Manche benutzen ihre ungeborenen Kinder sogar als Druckmittel.“
Ihr stockte der Atem. „Hast du …? Sprichst du aus Erfahrung?“
Ein kalter Schauer durchlief ihn, als ihm klar wurde, dass er sich fast verraten hätte.
Er sprang auf und starrte ihr ins Gesicht. „Das war rein hypothetisch. Sosehr ich dich auch will, Sasha, ich kann dich niemals haben. Die Folgen wären fatal.“
8. KAPITEL
Die Folgen wären fatal. Sasha versuchte, die Worte auszublenden, während sie das Antriebsmodul am Lenkrad einstellte. Das Zittern in ihren Fingern wurde stärker, und sie schloss die Fäuste fester um das Steuer.
Shears Bridge, Marina Bay, Raffles Boulevard. Aufpassen bei der Bodenwelle in Kurve zehn – Padang, Boxengasse, Reifen prüfen …
Ihr Herz pochte, Adrenalin pumpte durch ihren Körper, während sie alle Kurven der Strecke im Kopf durchging, ein strenges Ritual. Beim dritten Versuch stieg Angst in ihr auf.
Zum ersten Mal in ihrer Karriere hatte sie sich die Pole-Position gesichert, doch trotz der Euphorie im Team spürte sie, dass die anderen sich fragten, ob sie der Aufgabe gewachsen war. Sasha hatte es in ihren Gesichtern gesehen, hatte es heute Morgen in Lukes Stimme gehört, als er mit ihr zum x-ten Mal die Strategie besprach. Selbst Tom hatte seinen Senf dazugegeben.
Folgen … Verantwortung … letzte Chance …
Schweiß lief ihr den Nacken hinunter, und sie saugte hastig an ihrem Wasserschlauch. Sie konnte es sich nicht leisten zu dehydrieren. Konnte es sich nicht leisten, nicht zu gewinnen.
Jenseits der hellen Lichter der Strecke, die die Nacht zum Tag machten, sahen Tausende von Fans beim Großen Preis von Singapur zu.
Ebenso wie Marco.
Seit jenem Abend auf dem Sofa in London hatte er nicht mehr mit ihr gesprochen, war jedoch bei jedem Rennen dabei gewesen, und Sasha wusste, dass er irgendwo da oben war, in der exklusiven VIP-Lounge des Teams, in der Premierminister, Prinzen und ein nie enden wollender Strom von Promis verkehrten.
Letzte Nacht, als sie nicht schlafen konnte, hatte sie von ihrem Hotelzimmer auf die Rennstrecke hinabgeblickt und sich gefragt, ob er die Box mit seiner Anwesenheit beehren würde. Oder ob er zu beschäftigt mit seiner jüngsten Eroberung wäre – der blonden Tochter eines italienischen Textilmagnaten, die ihm nicht mehr von der Seite zu weichen schien.
Frustriert biss sie die Zähne zusammen und atmete tief
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