Komm fass mich an - Erotischer Roman
erschauerte wohlig. Heute Abend wollte sie es sich auf der lichtdurchfluteten Galerie gemütlich machen und mit ihm plaudern. Er saß bestimmt in seinem Penthouse, dann könnten sie beide den Nachthimmel betrachten.
»Wann kommt er wieder nach Seattle?
»Am Abend vor unserer großen Eröffnungsparty. Er wollte ursprünglich früher hier sein, es kam ihm aber
wohl was dazwischen. Mark ist ein ungeheuer triebhafter Mann. Unsere Telefonate helfen ihm, wenigstens ein bisschen zu entspannen.«
»Und du hast zwangsläufig auch was davon«, giggelte Faye.
Kim kam mit einem gemieteten Umzugswagen angetuckert, den sie knatternd und stotternd auf dem Parkplatz zum Halten brachte. Faye war milde geschockt über das wenige, das die junge Frau geladen hatte.
Sie sprang vom Fahrersitz und winkte zum Haus. Kim, erst zweiundzwanzig und damit fünf Jahre jünger als Faye, sah abgekämpft aus und hatte eine Pause sicher nötig.
»Wow! Ist das eine Wildnis hier. Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Äste, die in die Auffahrt ragen, wie von Geisterhand weggeschoben werden, wenn du auf sie zufährst?« Sie blickte zurück auf die lange Auffahrt, die nach einer Viertelmeile in einer Landstraße mündete.
»Nööö, hab ich noch nie gemerkt«, schwindelte Faye mit angehaltenem Atem, als sie zu dem Pritschenwagen lief. »Sieht ganz nach Regen aus. Lass uns schleunigst alles ins Haus tragen.« Sie trat hinter die Ladefläche und löste die Seile, mit denen Kims wenige Habseligkeiten gesichert waren.
»Puh, bin ich froh, dass ich meine Sachen eine Zeit lang bei dir unterstellen kann. Sobald ich eine billige Wohnung finde, hole ich sie wieder ab.« Kim hielt ihr schulterlanges Haar zu einem losen Pferdeschwanz zusammen und band ein Gummi darum. Sie brauchte dringend einen neuen Haarschnitt, fand Faye. Das Gummiband sah aus, als hätte es vorher einen Bund Spargel zusammengehalten.
»Mach dir da mal keinen Kopf. Ein paar Wochen halten wir es bestimmt miteinander aus.« Faye winkte beschwichtigend ab. »Erst mal konzentrieren wir uns darauf, dass der Laden läuft und ordentlich was abwirft, und dann kümmern wir uns um deinen Umzug.« Sie hob einen Schaukelstuhl von der Ladefläche. »Glaub mir, hier ist Platz satt und genug.«
Vier Tage später stand sie mit Kim vor ihrem neuen Geschäft und drehte unschlüssig die Schlüssel in den Fingern. Mit ihren Gedanken war sie nämlich ganz woanders. Sie grübelte über Kims Reaktion auf das Haus.
»Wie hast du letzte Nacht geschlafen?«, fragte Faye Kim betont beiläufig, während sie den Schlüssel ins Schloss steckte.
»Mal wieder tief und fest wie ein Baby.« Kim hob fragend eine Braue. »Wieso?«
»Das Haus hat schon etliche Jahre auf dem Buckel. Das alte Holz knackt und knarrt unheimlich. Ich mein bloß, weil heute Nacht ein orkanartiger Wind um die Mauern fegte.«
Falls die Geister vorhatten, sich ihren Anweisungen zu widersetzen und Kim nachts zu piesacken, dann hätten sie längst damit angefangen, überlegte Faye.
Sie selbst hatte die letzten vier Nächte tief und traumlos geschlafen. Den Schlaf hatte sie auch dringend nötig gehabt, wenngleich sie Liam vermisste.
Mark hatte angerufen - er war schwer im Stress. Und da sie mit dem Speicherausmisten und der Geschäftseröffnung ebenfalls ziemlich eingespannt war, hatten sie nur kurz geplaudert und sich mehr aufs Geschäftliche als aufs Vergnügen konzentriert.
Vier Tage ohne Sex - das war seit ihrem Einzug in Perdition House nicht mehr vorgekommen.
Sie drückte die schwere Tür auf. Das Glaselement in der Mitte war mit einem dekorativen Metallgitter versehen. Von außen fiel das kaum auf, da eine Spitzengardine vor dem Glas das Gitter verbarg.
»Wir brauchen unbedingt einen neuen Schließmechanismus. Damit sich die Tür leichter öffnen lässt.«
Kim zückte ihr Notizbuch und schrieb mit. »Ich kümmer mich drum.«
Sie betrat den geräumigen Verkaufsraum und machte Licht. Noch vor 1950 gebaut, hatte die Atmosphäre etwas Nostalgisches.
»Wow«, strahlte Kim, »der Laden ist cool. Willa hat einen Glücksgriff getan.«
Die Fenster waren hoch und tief genug, um ein paar Schaufensterpuppen hineinzustellen, Kims Spezialität. Sie liebte es, solche Puppen anzukleiden und den Hintergrund mit Requisiten und Postern aus alten Hollywoodfilmen zu dekorieren.
Die Lampen waren noch original aus der Entstehungszeit und hingen an schweren Ketten von der Decke. Nicht diese grellen Neonröhren, die häufig die Farben der
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