Komm fass mich an - Erotischer Roman
hatte er bestimmt schon vergessen. Und wenn er sich daran
erinnerte, war es auch egal! Es war schließlich bloß ein Kuss, mehr nicht.
Felicity begleitete sie, Arm in Arm, nicht aus Freundschaft, sondern damit Annie nicht Reißaus nahm. »Ich ess was und verschwinde dann wieder.«
»Ja, mach das. Es gehört sich auch nicht für dich, der Auktion beizuwohnen.«
Sie boten für ihr Mäuschen, und sie durfte nicht mal hören, um welche Summen es dabei ging? Sie schüttelte milde verständnislos den Kopf.
Annie war fest entschlossen, nach dem Diner spontan aufzustehen und aus dem Saal zu schweben, und zwar möglichst so elegant wie Felicity.
Sie wusste genug über Männer, um Matthews Reaktion auf ihren Kuss einschätzen zu können. Sie tippte darauf, dass er nicht für sie bieten würde. Zumal er für Freudenmädchen offenbar nicht viel übrig hatte.
Hoffentlich ging er bald weg, dann könnte sie ihr gewohntes Leben wieder aufnehmen. Außerdem verliebte sie sich mit jedem Tag mehr in ihn.
Am Fuß der Treppe blickte Annie weg, während Felicity den Fremden freimütig taxierte. Die Unterhaltung der beiden Männer verstummte abrupt.
Annie stöhnte innerlich auf. Wieso wusste Felicity nichts Besseres zu tun, als jeden Gast anzuschmachten, der durch die Tür kam? Ihre Freundin ging fest davon aus, dass ihr sämtliche Männer zu Füßen lagen. Was ja auch irgendwie zutraf. Nach Annies Dafürhalten gab es in Perdition House keinen Mann, der nicht scharf auf Felicity gewesen wäre.
Außer Matthew. Annies Lippen verzogen sich zu einem verzückten Lächeln.
Der Unbekannte stellte sich Felicity vor. Er hatte eine angenehme Stimme, und ihre Freundin klapperte kokett mit den Wimpern.
Annie hätte im Erdboden versinken mögen. Das wäre immer noch besser gewesen, als Matthews forschenden Blicken ausgeliefert zu sein.
Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln heraus. Duckte eilends den Kopf, als er plötzlich hustete. Er hatte sie erkannt! Er hustete abermals.
Daraufhin sah sie ihn frontal an, bereit ihm den Kopf zu waschen, ehe er ihr hier vor allen Gästen eine Szene machte.
Bevor sie etwas sagen konnte, packte er ihren Oberarm und riss sie von Felicity los. »Verdammt, was zum Teufel ist hier los?«, knirschte er.
»Autsch! Lass mich los!«, stammelte Annie, bestürzt über seine tief verärgerte Miene. Das war nicht Matthew. Jedenfalls nicht ihr sanfter, rücksichtsvoller Matthew. Er war ja gar nicht ihrer, schoss es ihr spontan durch den Kopf.
Er riss sie an sich, brachte sein Gesicht dicht an ihres. »Du hier!?«
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, gleichwohl ließ sie sich ihre Furcht nicht anmerken. »Natürlich bin ich es. Was hast du denn gedacht?«
Er wurde weiß wie eine Wand. »Ich dachte … ach egal, was ich dachte! Was machst du hier, noch dazu in dieser Aufmachung?«
»Ich geselle mich zu den anderen Mädchen, was sonst?«
Er wurde dermaßen laut, wie ihr Vater es nicht mal in seinen heftigsten Wutanfällen geworden war. »Du gesellst
dich zu den …« Er brach ab, seine Lippen zuckten unkontrolliert, aber es kam kein Ton heraus.
Matthew hatte es die Sprache verschlagen.
Felicity löste sich von dem Fremden und lief durch den Türbogen in den Bankettsaal, wo sie nach Belle rief.
»Lass mich los, Matthew«, sagte Annie, um einen ruhigen Tonfall bemüht. »Ich mag es nicht, wenn man mich befummelt.« Sie schob trotzig ihr Kinn vor, wie Felicity, wenn sie schmollte.
»Pah, von wegen befummeln!«
Statt auf die Stimme der Vernunft zu hören und sie loszulassen, schob Matthew sie rigoros in Belles Büro. Sie versuchte sich loszureißen, hatte gegen ihn aber keine Chance.
Das Büro war verwaist. Sie wirbelte herum, wollte in den Flur zurücklaufen, aber er war schneller und zog geistesgegenwärtig die Tür zu. Sie hörte, dass Belle klopfte, was Matthew jedoch ignorierte. Er wandte sich ihr zu. »Und ich mag es nicht, wenn man mich zum Idioten machen will!«
Sie spitzte die Ohren. Nebenan erklärte Belle soeben den Gästen, dass sie ihre Plätze an der Tafel einnehmen sollten. Und dass Matthew und Annie etwas Persönliches zu besprechen hätten.
Annie schätzte insgeheim die Entfernung zu dem offen stehenden Fenster ab. Nein, das konnte sie sich abschminken. Sie würde es nicht schaffen, vor ihm dort zu sein, nicht in diesen unbequemen Pumps und mit diesem noch unbequemeren Kleid. »Wie meinst du das?«
Er riss sie an sich, dass ihre Röcke wild um ihre Körper wirbelten. Ihre Brüste, endlich
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