Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
spazierte. Aber diese rosaroten Visionen verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind, denn die Hand, die mein romantischer Held jetzt halten würde, wäre von meinen Säften ganz klebrig.
Und sie stinkt nach Sex. Ich kann es riechen, also muss Daniel es auch riechen können. Aber seine attraktive und sehr edel wirkende Nase verzieht sich nicht mal zu einem Kräuseln. Selbst dann nicht, als er nach der anstößigen Hand greift und sie kurz drückt.
»Es tut mir wirklich sehr leid. Sie haben mir in der Bibliothek so oft und gut geholfen, und ich respektiere Sie als … nun ja, als Freundin. Ich fände es einfach schlimm, durch etwas derart Unpassendes eine so ausgezeichnete Arbeitsbeziehung zu verderben.« Seine Lippen zucken, und er zieht kurz ein wenig unbeholfen die Schultern hoch. So abwegig es auch sein mag, er scheint wirklich nervös zu sein. Ich frage mich, wie ein so attraktiver und weltgewandter Mann den Eindruck erwecken kann, nicht an Gespräche mit Frauen gewöhnt zu sein. Jemand von seinem akademischen Status, der im Fernsehen war, einen derart eindrucksvollen Lebenslauf hat und sehr bekannt ist, hat doch wahrscheinlich ein ganzes Heer an Groupies, die mehr als bereit sind, ihren Rock für ihn zu lupfen.
»Machen Sie sich darüber bitte keine Gedanken«, versichere ich ihm, ganz erschüttert von dem plötzlich auftauchenden Bild, wie ich den Rock für Daniel Brewster lupfe. Was zum Teufel ist nur in mich gefahren? Jetzt macht mich schon die Tatsache an, dass er schüchtern zu sein scheint! Dazu die Vorstellung, ihm – dem großen Lehrmeister – etwas über die Lüsternheit der Frauen beibringen zu können, und es werden sexuelle Knöpfe in meinem Inneren gedrückt, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie habe. »Ist ja nichts weiter passiert. Ich bin sicher … nein, ich habe es sogar schriftlich, dass Sie bei weitem nicht der einzige Mann sind, der mir auf die Brüste schaut, wenn ich Dienst habe.«
Seine feine Augenbraue schnellt erneut nach oben.
»Schriftlich? Was meinen Sie damit?«
Oh je, jetzt ist es passiert. Ich sitze direkt neben dem Inbegriff des forschenden Geistes; einem Mann, der es gewohnt ist, jeden Hinweis und jede Hintergrundinformation zu jedem historischen Thema aufzuspüren; jemandem, der auch noch aus den trockensten Quellen etwas herauszupressen versteht.
Unsere Blicke wandern genau im selben Moment zu den Seiten von Nemesis’ Brief, der immer noch rechts neben mir liegt. Professor Adonis sitzt links neben mir. Mir ist, als würde ich mal wieder auf Zehenspitzen vor einem dieser Abgründe hin- und herwippen. Und zwar vor dem, der zwischen Vernunft und völliger Tollkühnheit liegt.
Punkt 1: Ich kenne Daniel Brewster kaum und es gab gerade einen äußerst peinlichen Moment zwischen uns, in dem wir wie zwei Florettfechter auf einem Drahtseil um das Thema Sex herumtänzelten.
Punkt 2: Dieser Brief kommt einer sexuellen Belästigung durch einen Perversen gleich, der vielleicht sogar ein verrückter Sexverbrecher ist. Ich sollte also vorsichtig sein und ihn nicht wahllos herumzeigen.
Punkt 3: Wenn ich diesen geheimen Brief mit einer anderen lebenden Seele teile, verrate ich Nemesis. Oder ist das zu irrational? Schließlich kenne ich den Kerl kaum und er hat mir seine Lüsternheit aufgedrängt. Aber trotzdem habe ich dieses Gefühl. Ich kann es nicht abstreiten.
Bevor ich die Gründe noch recht überdenken kann, greife ich auch schon nach dem Brief und reiche ihn Daniel Brewster.
»Den habe ich heute bekommen. Wenn Sie ihn lesen, wird Ihnen klar werden, dass Ihr versehentlicher Blick auf meine Brüste noch recht harmlos ist, wenn man bedenkt, was im Kopf anderer Männer … na ja, eines anderen Mannes so vorgeht.«
Er liest, und ich starre einen Moment lang nur auf seine Fingerspitzen, die das Papier halten. Ganz plötzlich spielen nur noch Hände eine Rolle. Ich denke an das, was Nemesis von mir wollte, an das, was ich tatsächlich getan habe, und an das, was Nemesis vielleicht tun würde, wenn er die Chance hätte, bei mir Hand anzulegen. Mein Herz und mein Bauch wissen irgendwie, dass er nichts Böses wollte und dass ich nur etwas zu gewinnen und nicht zu verlieren hätte, wenn den Worten auch Taten folgten.
Daniels Hände sind die reinsten Kunstwerke. Sie sind schlank, sehen aber stark aus und muten ebenso elegant wie klassisch an. Jeder Nerv in meinem Körper sagt mir, wenn diese Hände auch nur ansatzweise so geschickt wären, wie Nemesis es von den
Weitere Kostenlose Bücher