Komm mit mir nach Kreta
seine Tochter. Die Trauer um seine Frau. Sophie wusste nicht, wie Costas und Fotini zueinander gestanden hatten, doch allem Anschein nach trauerte er noch sehr um sie.
Du bist eine Närrin, Sophie!, sagte sie sich. Wie wollte sie ihm über einen Schmerz hinweghelfen, den allein die Zeit heilen konnte? Als hätte ausgerechnet sie ein Geheimmittel gegen Trauer! Sie selbst war doch noch immer jeden Morgen von dem tiefen Schmerz über den Verlust ihrer Mutter erfüllt.
Sophie schüttelte den Kopf. Diese Situation war voller Emotionen und Bedürfnisse, die sie kaum verstand. Sie wusste nur, dass sie so lange bleiben würde, wie sie gebraucht wurde.
Erst in der Dämmerung betrat Sophie das Haus. Es war still. Ohne jemandem zu begegnen, ging sie durch das Erdgeschoss zur Treppe und stieg die Stufen hinauf. Der Flur im ersten Stockwerk wurde vom letzten Licht des Tages schwach beleuchtet. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer hörte Sophie ein leises Geräusch aus dem anderen Flügel, wo Costas und Eleni ihre Räume hatten. Sie blieb stehen, zögerte einen Augenblick, dann kehrte sie um. Vielleicht war Eleni schon im Bett und träumte schlecht.
Als Sophie vor dem Kinderzimmer ankam, war alles ruhig. Sie lauschte einen Moment und öffnete dann vorsichtig die Tür. Eleni lag in ihrem Himmelbett mit den hauchdünnen Stoffvorhängen. In einer Ecke brannte schon das Nachtlicht. Spielsachen auf der breiten Fensterbank zeugten von einer späten Spielstunde.
Das kleine Mädchen atmete tief und regelmäßig. Sie hielt ihren Teddybär im Arm und lächelte im Schlaf. Sophie stand regungslos in der Türöffnung und beobachtete Costas’ Tochter. Sie sah so rührend aus und so unschuldig. Wie gerne wollte sie diesem Kind helfen, es vor der grausamen Krankheit beschützen.
Eine kaum wahrnehmbare Bewegung ließ Sophie spüren, dass sie nicht allein war. Sie wandte den Kopf, und in einem Sessel, der links von der Tür stand, sah sie Costas. Sein Anblick schnitt ihr ins Herz. Er saß nach vorne gebeugt, hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und seine Hände vors Gesicht geschlagen. Das war nicht der Costas Palamidis, den sie kannte. Das war ein Mann, der keinen Mut mehr hatte, der keinen Ausweg sah. Dieser Eindruck war für Sophie unerträglich.
Leise ging sie zu ihm und legte nach kurzem Zögern ihre Hand auf seine Schulter. Bei der Berührung fuhr er auf, ließ die Hände sinken und blickte Sophie an. Seine gequälte Miene verschlug ihr den Atem. Sie wollte etwas sagen, aber Costas hielt den Finger an seine Lippen. Während sie zu Eleni hinübersah, nahm er ihre Hand von seiner Schulter und stand auf, ohne Sophie loszulassen.
Er führte sie aus dem Kinderzimmer und zog sie mit sich, bis sie den anderen Flügel erreichten. Dort blieb er plötzlich stehen und blickte Sophie wortlos an.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie. „Kann ich irgendetwas für dich tun?“ Und was? Ihm einen Kaffee oder ein Glas Wein holen? Wie sollte sie einem Mann helfen, dessen Tochter um ihr Leben kämpfte? Es war dumm von ihr, sich überhaupt einzumischen. Er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass er sie nicht wollte.
Es war besser, zu gehen. Sophie versuchte, ihm die Hand zu entziehen, doch er lockerte seinen Griff nicht. „Entschuldige, dass ich …“, setzte sie an.
„Ja, es gibt etwas, was du für mich tun kannst“, sagte er leise und neigte ihr seinen Kopf entgegen. „Dies.“ Dann küsste er Sophie auf den Mund.
Glühende Hitze durchfuhr ihren Körper. Aufflammendes Verlangen. Die Berührung seiner Lippen war sanft und gleichzeitig so fordernd. Das war es, was sie von Costas wollte. Diese erschreckende, überwältigende, atemberaubende Leidenschaft.
Er begann, mit ihrer Zunge zu spielen, verlockte Sophie, auf seine unglaublich erotische Verführung zu reagieren.
Und sie tat es ohne zu zögern. Ein süßer sehnender Schmerz breitete sich in ihrem Innern aus. Ihre Haut begann zu prickeln. Ihre Brustspitzen wurden hart. Sophie erwiderte seinen Kuss. Dies war die Erfüllung all ihrer sehnlichsten Wünsche, all ihrer heimlichen Träume.
Wenn sie klar hätte denken können, hätte sie der verräte rischen Erregung widerstanden, die er in ihr weckte. Aber Sophie dachte nicht mehr. Sie fühlte nur noch, trieb dahin auf einem Strom wundervoller Leidenschaft.
Costas ließ seine Lippen zu ihrem Hals gleiten, liebkoste die zarte Haut unterhalb ihres Ohres, und Sophie seufzte. Sie legte ihm die Arme um den Nacken, schob ihre Finger in
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