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Komm mit mir nach Kreta

Komm mit mir nach Kreta

Titel: Komm mit mir nach Kreta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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hochmütiger, als ihm guttat. Und dennoch …
    „Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich es dir nicht erzählt hätte?“, fragte Costas.
    „Nein. Das war richtig.“ Sophie wurde von widersprüchlichen Gefühlen geplagt. Die Trauer um ihre Mutter vermischte sich jetzt mit Empfindungen, die komplexer und verwirrender waren.
    „Aber es tut noch immer unerträglich weh“, sagte Costas direkt hinter ihr.
    Sophie drehte sich erschrocken um und wich ein Stück zurück. Gleichzeitig sehnte sie sich mit unsagbarer Intensität nach seiner tröstenden Umarmung.
    „Du bist stark, Sophie. Stärker, als du glaubst. Irgendwann wird der Schmerz nachlassen.“
    Sophie hob den Kopf, und als sich ihre Blicke trafen, war die stille Nachmittagsluft von der überwältigenden Spannung zwischen ihnen erfüllt. Noch nie war Costas’ Blick so unergründlich und so unwiderstehlich gewesen.
    „Die Fehler deines Großvaters gehören der Vergangenheit an. Sie liegen hinter dir.“
    Nein, so einfach war es nicht. Das mit Petros Liakos und ihr war noch nicht erledigt.
    Wie gebannt sah Sophie in Costas’ Augen. Es war, als würde er ihren Blick festhalten. Jetzt, auf der Stelle, musste sie herausfinden, ob sie sich die Intensität zwischen ihnen nur einbildete oder ob auch er sie spürte. Konnte er sich wirklich in sie einfühlen, oder waren seine Worte lediglich eine freundschaftliche Aufmunterung?
    Ihr Bedürfnis, Klarheit zu haben, war so groß, dass sie jede Vorsicht vergaß. Mit einem Schritt ging Sophie auf ihn zu. Nun war sie ihm so nahe, dass sie Costas’ Körperwärme spürte und den Duft seiner Haut wahrnahm. Auffordernd trat Sophie noch weiter an ihn heran, bis sie ihn berührte. Sie wollte Costas dazu bringen, sie an sich zu ziehen und ihr zu sagen, dass er genauso empfand wie sie: Dass es sich richtig anfühlte, wenn sie zusammen waren.
    Immer wieder hatte sich Sophie in den vergangenen Tagen vorgestellt, von ihm umarmt zu werden. Die Sehnsucht danach hatte sie verzehrt und in den Nächten wach gehalten. Aber Costas blieb unbeweglich stehen und sah sie nur an. Ich könnte ihn einfach küssen, dachte sie.
    Er schien darauf zu warten. Seine Augen begannen zu funkeln. Sie bemerkte, wie der Puls an seinem Hals pochte.
    Warum umarmte Costas sie nicht? Er musste doch sehen, wie sehr sie sich das wünschte!
    Plötzlich wusste sie die Antwort. Und es traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel mitten ins Herz. Zwischen ihnen standen noch immer die Schatten der Vergangenheit. Sophie wurde klar, dass Costas sie anblickte, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, ja. Aber nur, weil sie ihn an die Frau erinnerte, die er geliebt und erst vor zehn Monaten verloren hatte: an ihre Cousine Fotini.
    Beschämt über das, was sie beinahe getan hätte, taumelte Sophie zurück.
    „Was ist los?“ Costas machte einen Schritt auf sie zu.
    „Du siehst mich so an, weil du an Fotini denkst, stimmt’s?“, flüsterte Sophie.
    Costas sah ihren gekränkten Blick, und für einen Augenblick hatte er das Gefühl, den Boden unter seinen Füßen zu verlieren. Fotini! Die Vorstellung war absurd. Und er hätte darüber lachen können, wenn Sophie nicht so bestürzt und verletzt ausgesehen hätte. Wie einen Schmerz fühlte er die Sehnsucht nach der Frau, die vor ihm stand. Er wollte sie berühren, sie nehmen und küssen. Nur deshalb hatte Costas sich abgewandt und seinen Blick in die Ferne gerichtet. Aber er musste Sophie gar nicht sehen, um zu wissen, dass sie da war. Er spürte ihre Anwesenheit, ihre Nähe, und das allein reichte, um seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe zu stellen.
    Und Sophie meinte, er würde sich nach Fotini sehnen! Nach der Person, die seinen Glauben an die Liebe zwischen Mann und Frau zerstört hatte. Für die ihre Hochzeit nur ein Sprungbrett zu noch mehr Reichtum gewesen war. Die grausam ihr Kind zurückgewiesen und ihren Mann dazu gebracht hatte, ein tiefes Misstrauen gegenüber Frauen zu hegen. Besonders gegenüber schönen Frauen.
    Gut, er schuldete Fotini wohl auch Dank, denn sie hatte ihm die Augen geöffnet. Und die Erfahrungen mit ihr gaben ihm die Kraft, der Versuchung zu widerstehen, die Sophie für ihn darstellte. Costas wusste, dass sie keine Fotini war. Nur wenige Frauen konnten dermaßen egozentrisch und zerstörerisch sein. Seit seiner Ehe hielt er es jedoch für besser, sich mit dem, was er für Sophie empfand, ausschließlich in einem Schlafzimmer zu befassen, ohne weitere Konsequenzen

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