Komm mit mir nach Kreta
oder Verpflichtungen.
Wenn er Sophie ansah, fühlte er zwar so etwas wie Hoffnung in sich aufkeimen, Hoffnung darauf, dass es echte Liebe und Partnerschaft zwischen Mann und Frau geben könnte. Doch das war trügerisch! Costas erwartete von einer Frau nur noch Leidenschaft, heißen Sex. Und sein Verlangen nach Sophie hatte diese Stufe erreicht.
Der Anstand gebot ihm, Rücksicht darauf zu nehmen, dass Sophie vor Kurzem ihre Mutter verloren hatte. Außerdem war sie wichtig für Eleni. Unter anderen Umständen hätte er sie schon längst zu einer flüchtigen Affäre verführt. Mehr würde eine Frau nie wieder von ihm bekommen.
Sophie zu widerstehen, als sie eben so nahe an ihn herangerückt war, hatte ihm eine fast übermenschliche Selbstbeherrschung abverlangt. Mit seiner ganzen Willenskraft musste er sich zurückhalten, um nicht etwas zu tun, was Sophie vielleicht hinterher bereut hätte.
„Das hast du falsch verstanden“, sagte er rau.
„So? Ich habe das Foto von deiner Frau in Elenis Zimmer gesehen und weiß, wie ähnlich wir einander sehen.“
„Nein!“ Entsetzt über Sophies Irrtum suchte Costas nach den richtigen Worten, um es ihr zu erklären, ohne die Vergangenheit zu enthüllen, mit der er und seine Tochter leben mussten. „Auf den ersten Blick vielleicht, ja. Nach diesem oberflächlichen Eindruck nicht mehr.“
Sophie sah ihn argwöhnisch an. Costas wollte sie an sich ziehen, sie küssen, bis das Misstrauen aus ihrem Blick verschwand und ihre Augen vor Verlangen brannten. „Als die Mutter meiner Tochter wird Fotini immer einen wichtigen Platz in meinem Leben einnehmen“, sagte er schließlich langsam. „Aber es war keine Liebesheirat. Wir beide wollten die Ehe, und es wurde erwartet, dass sich die Liebe mit der Zeit schon einstellen würde. Glaub mir, Sophie, wenn ich dich ansehe, sehe ich nur dich. Ich kann dir versichern, dass ich keinen Ersatz für Fotini suche. Das werde ich niemals tun.“
8. KAPITEL
Außer Atem ging Sophie den Weg zum Haus hinauf. Der Spaziergang war lang und anstrengend gewesen, und trotzdem hatte er ihr nicht den ersehnten inneren Frieden gebracht. Immer wieder durchlebte sie im Geiste diese Szene in Phaistos. Um ein Haar hatte sie sich völlig lächerlich gemacht. Sie war so sicher gewesen, dass auch Costas diese besondere Verbindung zwischen ihnen spürte. Fast wäre Sophie gestolpert, als sie sich seine Worte ins Gedächtnis zurückrief, er würde niemals einen Ersatz für Fotini suchen.
Costas hatte es deutlich gesagt: Er wollte keine andere Frau in seinem Leben. Er wollte sie nicht. Bei dem Gedanken daran zuckte Sophie zusammen, und dennoch konnte sie nicht loslassen. Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken um dieses Gespräch. Costas hatte versichert, dass sie ihn nicht an Fotini erinnerte, und Sophie glaubte ihm. Und es sei keine Liebesheirat gewesen. Gleichwohl könne niemand seine verstorbene Frau ersetzen.
Es musste mehr dahinterstecken. Irgendetwas verschwieg er.
Aber welches Recht hatte sie, diese Sache weiterzuverfolgen? Deprimiert versuchte Sophie, sich mit der Tatsache abzufinden, dass sie, was Costas anbelangte, überhaupt keine Rechte hatte. Wenn sie doch nur aufhören könnte, davon zu träumen, in seinen Armen zu liegen.
Er war ein zärtlicher Vater und verbrachte den Großteil seines Tages mit Eleni. Soweit Sophie es beurteilen konnte, verließ Costas das Grundstück nur selten und erledigte geschäftliche Angelegenheiten per Telefon und E-Mail. Deshalb war es schwierig, ihm aus dem Weg zu gehen. Und mit jedem kühlen Blick und höflichen Lächeln machte er deutlich, dass er ihr Mitgefühl oder ihre Gesellschaft weder wollte noch brauchte. Für ihn war sie lediglich wegen des Knochenmarks hier, das sie – wenn alles gut ging – seiner Tochter spenden konnte.
Sophie kämpfte mit den Tränen. In den letzten Tagen war sie oft dem Weinen nahe gewesen. Nicht nur ihre Gefühle für Costas, auch die immer stärker werdende Zuneigung zu seiner Tochter machten sie empfindlich. Eleni war ein bezauberndes Mädchen, voller Kraft und Energie und mit einem frechen Humor, um den Sophie sie beneidete. Ihr Herz zog sich zusammen, wenn sie Vater und Tochter zusammen sah. Zu beobachten, wie er gegen seine Ängste kämpfte und seine ganze Energie auf Eleni konzentrierte, weckte in Sophie Gefühle großer Zärtlichkeit. Auch wenn er sie zurückgewiesen hatte, sie würde alles in ihrer Macht Stehende tun, um das Leid zu lindern, das er mit sich trug. Die Angst um
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