Komm schon
Eiswürfeln und schenkte ein. »Ach, ich habe mich nur gerade gefragt, was Onkel Yank wohl durch den Kopf ging, als er uns so sah.« Sie reichte ihm ein Glas.
»Vermutlich hielt er verzweifelt nach dem nächsten Ausgang Ausschau.« Riley grinste.
Sie lächelte ebenfalls. »Du sagst es. Ich habe keine Ahnung, wie er mit der neuen Situation fertig wurde«, murmelte sie. »Ich hatte jahrelang Angst, dass auch er uns eines Tages im Stich lassen würde, wie unsere Eltern.« Sie ging zum Sofa und setzte sich, die Beine untergeschlagen.
Riley nahm neben ihr Platz, sodass sich ihre Knie berührten. Er schwieg, damit sie nachdenken und sich entspannen konnte. Sie war dankbar für das Gefühl der Sicherheit, das er ihr schenkte. All ihre Differenzen waren in den Hintergrund gerückt.
»Man möchte meinen, dass man solche Erlebnisse mit der Zeit verarbeitet. Die Ängste überwindet.« Sie stellte ihr Glas auf einen der Untersetzer auf dem Couchtisch.
Er zuckte die Schultern. »Na, hör mal, wenn wir nicht jahrelang an den Ereignissen unserer Kindheit knabbern würden, müssten Millionen von Psychologen am Hungertuch nagen.«
Sie lachte, wusste aber insgeheim, dass er auf seine eigenen Erfahrungen anspielte. Sie fand es tröstlich, zu wissen, dass auch er noch einiges aufzuarbeiten hatte.
Plötzlich musste sie gähnen. Nun, da die Gefahr vorüber und der Adrenalinstoß verpufft war, machte sich bei ihr die Erschöpfung bemerkbar.
Riley hielt ihr die Hand hin. »Jetzt aber ab ins Bett mit dir.«
Sie las Fürsorge und Wärme in seinem Blick, und einen Anflug des Begehrens - ein Begehren, das auch in ihr jäh wieder aufflackerte.
Er musste ihr Zögern gespürt haben, denn er ließ die Hand, zur Faust geballt, in den Schoß sinken. »Ich werde nicht im Schlafzimmer über dich herfallen, Sophie. Ich möchte nur sichergehen, dass es dir gut geht.«
Sie hatte unvermittelt einen Frosch im Hals - nicht, weil sie ihn beleidigt hatte, sondern, weil sie sich gar nicht mehr erinnern konnte, wann sich zuletzt jemand um ihre Bedürfnisse gekümmert hatte. Ehe sie es sich versah, lief ihr eine einzelne Träne über die Wange. Sie wischte sie mit dem Handrücken fort.
»Das habe ich keine Sekunde lang befürchtet«, flüsterte sie.
»Und warum zögerst du dann? Warum weinst du?«
Sie lächelte. »Ich war bloß so überrascht, das ist alles. Sonst bin immer ich diejenige, die sich um die anderen sorgt.«
Er ergriff ihre Hand. »Höchste Zeit, dass du deine Gefühle zulässt. Wenn du erschöpft bist, dann gesteh dir das auch ein. Wenn die Anspannung von dir abfällt, dann lass es geschehen. Lass dich fallen. Ich fange dich auf«, sagte er rau und zog sie hoch.
Sie erhob sich, doch zu ihrer Verblüffung gaben ihre Knie nach und die Benommenheit kehrte zurück.
Er war sofort bei ihr, legte ihr den Arm um die Taille und führte sie ins Schlafzimmer. »Wann hast du zuletzt etwas gegessen?«
»Äh, heute Mittag, glaube ich.«
»Und dann hast du auf leeren Magen eine Weißweinschorle gekippt? Ziemlich dumm für eine kluge Frau wie dich.« Er betätigte den Lichtschalter, und die Nachttischlampe ging an.
»Ich habe immerhin ein paar Erdnüsse dazu gegessen«, widersprach sie schwach.
»Kann ich dich einen Moment allein lassen? Dann könntest du schon mal in etwas Bequemeres schlüpfen, während ich nachsehe, ob ich in der Küche etwas zu essen finde.«
»Geh nur.« Sie lachte leise. »Ich nehme an, in deiner Küche herrscht meistens gähnende Leere?«
Er legte den Kopf schief. »Was denkst du denn? Ich bin schließlich Junggeselle.«
Sie holte einen Schlafanzug aus einer Kommode. »Dann wirst du vom Inhalt meines Vorratsschrankes vermutlich angenehm überrascht sein. Die Frage ist nur, was du daraus machst.«
Er schüttelte den Kopf. »Du traust mir aber auch gar nichts zu, wie? Ich habe so einiges drauf. Meine Mutter kocht nämlich gerne, um sich zu entspannen. Es stresst sie ziemlich, dass mein Vater ständig auf Achse ist und von einem Termin zum nächsten hetzt. Wenn ich zu Hause bin, sitze ich oft in der Küche und sehe ihr zu oder helfe sogar mit.« Er blinzelte und begab sich in die Küche.
Sophie spürte, wie ihre Knie erneut nachgaben, diesmal allerdings nicht vor Hunger - jedenfalls nicht nach Essbarem, sondern vielmehr nach diesem umwerfenden Mann, der im Augenblick kein anderes Ziel zu kennen schien, als sie zu umsorgen.
Im Augenblick, ganz recht, warnte sie eine leise Stimme in ihrem Kopf. Sie musste vorsichtig
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