Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
um, späht durch die Milchglasscheibe. Er ist immer noch da. Beobachtet er das Haus? Beobachtet er sie?
Er sitzt nach vorne gebeugt da. Wahrscheinlich telefoniert er mit dem Handy. Sie hat sich da in etwas hineingesteigert, benimmt sich vollkommen paranoid. Sie hört, wie er den Wagen startet.
Sie steht unter der Dusche und lässt den heißen Wasserstrahl auf sich niederprasseln sie hat ihn gesehen und mit ihm gesprochen, wenn sie eine Weile zusammen arbeiten, wird sie Gelegenheit haben, ihn zu beobachten. Bestimmt wird sie es merken, falls etwas nicht stimmt.
Sie hat ihn gesehen und mit ihm gesprochen, und nun erscheint er ihr nicht anders als normal. Mehr noch, er ist angenehm und rücksichtsvoll. Er hat sie nach Hause gefahren, als sie klatschnass war, er ist sogar trotz des Regens ausgestiegen, um ihr die Tür zu öffnen.
Und sein Umgang mit den Kindern. Nichts daran war merkwürdig oder verdächtig. Er war hilfsbereit und hat ihnen gezeigt, wie es geht. Er ging vorsichtig mit ihnen um. Sanft und vorsichtig.
Es kann nicht sein.
Gemma ist in den See gefallen.
Gracie war Schlafwandlerin.
Rosie hat schlecht geträumt.
Und er war zufälligerweise in der Nähe?
Pädophile sind keine alten Männer in fleckigen Tweedjacketts, die den Kindern auf der Toilette auflauern. Pädophile haben Jobs, Hobbys, sie arbeiten gern mit Kindern.
Sie stellt die Dusche aus. Rubbelt sich ab, knetet sich das Haar trocken.
37.
H eute Abend gibt es rote Platzsets und das blaue Geschirr. Schüsseln voller Gemüse, Salat, hauchfein geschnittener Schinken. Greg reicht ihr den Senf. Beiläufig sagt sie: »Heute habe ich Ed Black getroffen.«
Dave füllt sich Kartoffeln auf den Teller. Sie schwimmen in Butter, so mochte er sie immer schon am liebsten. »Wo?«
»Unten am See.«
»Hast du ihn gesprochen?«
»Er hat mich hier abgesetzt. Es hat schrecklich geregnet. Ich bin klatschnass geworden.«
»Im Spätfrühling ist das Wetter hier immer so. Du solltest immer eine Jacke dabeihaben.«
»Das habe ich gemerkt. Du hattest dich länger mit ihm unterhalten?«
»Ja. Ich war überrascht, ihn zu sehen. Ich habe ihn aber sofort erkannt. Hat sich kaum verändert.«
»Hat er dir erzählt, warum er zurückgekommen ist?«
»Nein, warum fragst du?«
»Nur so. Ich finde es seltsam, das ist alles.«
»Warum?«
»Ich weiß auch nicht. Ich hätte gedacht, dass er längst irgendwo sesshaft geworden ist.«
»Viele Leute kommen nach Wanaka zurück. Sie können einfach nicht anders. Es ist zu schön.« Er grinst Esther an, und sie nickt.
»Dave spielt darauf an«, erklärt sie, »dass ich hier vor vielen Jahren einen Studentenjob hatte. Ich fand es toll und wollte immer zurück.«
»Weißt du, ob er allein zurückgekommen ist? Vielleicht hat er inzwischen geheiratet?«
»Vielleicht ist er schwul«, wirft Greg mit hochgezogenen Augenbrauen ein.
»Nein, das glaube ich nicht«, sagt Dave. »Er hatte früher eine Freundin. Louise, Lilly, Lila? Irgendwas in der Art.«
»Lisa«, sagt Stephanie, »ich glaube, sie hieß Lisa.«
»Manche Leute sind bi«, sagt Greg.
»Kann sein.« Stephanie wendet sich Dave zu. »Er hat dir also nicht erzählt, warum er zurückgekommen ist oder ob er geheiratet hat? Kein Wort darüber, wo er war oder was er gemacht hat?«
»Nein. Ich habe ihn nicht danach gefragt.«
Esther lächelt. »Dave ist immer viel zu beschäftigt damit, mit euch Kindern anzugeben.«
»Wozu willst du das alles wissen?«, fragt Dave.
Stephanie zuckt die Achseln. »Keine Ahnung. Nur so. Er hat mich gefragt, ob ich ihm bei seiner Arbeit helfen möchte.«
»Was sollst du tun?«
»Nichts Besonderes. Ich habe ihm erzählt, dass ich gern was zu tun hätte, solange ich hier bin. Vielleicht fahre ich mal zur Akademie und schaue mich ein bisschen um. Ein paar Stunden Arbeit hier und da würden mir nicht schaden.«
»Ach Stephanie, du solltest mal Pause machen«, sagt Esther sanft.
Dave setzt sich gerade auf und sieht sie eindringlich an. »Heißt das, du möchtest länger bleiben?«
»Ich habe mich in der Klinik für eine Weile beurlauben lassen. Wenn es dir und Esther nichts ausmacht, würde ich gern für ein paar Wochen bei euch bleiben.«
Daves Augen leuchten, seine Stimme überschlägt sich. »Selbstverständlich. Selbstverständlich kannst du bleiben. Ich wusste, dass du zurückkommen würdest! Ich habe mir immer gesagt, lass sie in Ruhe, dann kommt sie irgendwann freiwillig zurück.«
»Es tut mir leid, dass ich euch so lange nicht
Weitere Kostenlose Bücher