Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
kein Fremder war.«
»Was ist mit den Angehörigen?«
Verdammt noch mal, nicht schon wieder. »Wie ich schon sagte, aus denen kriegen wir nichts mehr raus.«
»Was ist mit Stephanie?«
»Soweit ich das beurteilen kann, ist sie ein ehrliches, verdammt nettes Mädchen. Nach allem, was die anderen gesagt haben, und nach meinem eigenen Eindruck, hat sie die Kleine abgöttisch geliebt. Ja, ich weiß, man kann nie sicher sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihrer Schwester was angetan hat. Wahrscheinlich hatte sie es über, ständig auf sie aufzupassen, aber ich glaube nicht, dass sie etwas mit der Sache zu tun hat.«
»Was steckt eigentlich dahinter?«
»Wohinter?«
Matt tippt auf seinen Notizblock. »Was hat Minna gemacht, wenn Stephanie auf Gemma aufgepasst hat?«
»Vermutlich ist ihr die Decke auf den Kopf gefallen. Kein Wunder bei vier Kindern.«
»Ganz hübsch, diese Minna. Sieht nicht aus wie eine, die den ganzen Tag zu Hause sitzen will.«
»Ja. Und? Was willst du damit sagen?«
»Ich will damit sagen, dass wir es nur scheinbar mit einer ganz normalen Familie zu tun haben. Genug Geld, hübsches Haus, nette Kinder, alles. Aber irgendwas stimmt nicht. Ist dir aufgefallen, dass Minna und Dave sich nie berühren, kaum mal ein Wort miteinander wechseln?«
»Jeder hat seine eigene Art, mit so was umzugehen. Sie stehen unter Schock. Etwas Schlimmeres kann einem Menschen nicht passieren.«
»Ja, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir sie noch mal genauer unter die Lupe nehmen sollten. Wenn einem Kind etwas passiert, dann selten durch fremde Personen. Die meisten Täter stammen aus dem Familienkreis.«
Chris bemüht sich, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. Immer wieder diese Lehrbuchweisheiten, mit denen Matt ihn traktiert. Okay. Vielleicht stimmt das manchmal, oder sogar in den meisten Fällen. Aber in diesem Fall ist er vom Gegenteil überzeugt. Verdammt. Er weiß es einfach.
»Könnte sein. Aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen.«
»Was ist mit Dave?«
Chris wühlt in dem Papierstapel, der vor ihm auf dem Schreibtisch liegt. Auch den Punkt sind sie längst durchgegangen, aber er wird mitspielen müssen. »Hier ist seine Aussage. Angeblich war er von zwei bis kurz nach drei bei einer Hausbesichtigung und anschließend den ganzen Nachmittag im Büro, um Papierkram zu erledigen.«
»Kann das jemand bestätigen?«
»Am Nachmittag hat tatsächlich eine Hausbesichtigung stattgefunden, das haben wir überprüft. Im Büro war er allein, er ist aber gegen vier Uhr einen Kaffee trinken gegangen. Die Kellnerin des Cafés hat das bestätigt.«
»Aber da war es erst vier Uhr. Soweit wir wissen, verschwand Gemma zu einem späteren Zeitpunkt. Von seinem Büro ist es nicht weit zum See. Den meisten Zeugenaussagen zufolge ist er kein besonders engagierter Vater. Macht ständig Überstunden, verbringt die Wochenenden mit seinen Freunden beim Jagen, solche Sachen.«
»Ja, aber …«
»Mit der Familie stimmt irgendwas nicht, da bin ich mir sicher. Ich werde ihn noch einmal vorladen. Was ist mit den Kings?«
»Nichts. Ich habe mit ihnen gesprochen und ihre Angaben überprüft. Sie waren den ganzen Nachmittag zusammen und wurden um fünf Uhr gesehen, wie sie gingen, alle Mann. Die Kinder und Betty und Lizzie King sind zu Fuß nach Hause gegangen, die Männer haben beim Pub reingeschaut, um ein paar Bier zu trinken und Billard zu spielen. Gegen sieben Uhr haben sie Fish and Chips geholt und sind nach Hause gefahren. Keine Auffälligkeiten.«
»Was ist mit diesen beiden jungen Männern? Waren die die ganze Zeit dabei?«
»Ja. Zumindest haben das alle Befragten so ausgesagt.«
»Vorstrafen?«
»Der jüngere, Mike. Nicht der Rede wert. Hat eine Verurteilung wegen Sachbeschädigung und Diebstahl kassiert, weil er Benzin aus einem fremden Auto abzapfen wollte. Er war betrunken und noch ziemlich jung. Seither hat er sich nichts mehr zuschulden kommen lassen.«
»Die beiden waren die einzigen Fremden. Vielleicht deckt die Familie sie? Lade ihn vor.«
»Okay.«
»Und dieser Junge … Casey Wilson. Seltsames Kind. Da sollten wir auch noch einmal vorbeifahren.«
»Wie immer du meinst.«
Minna und David gehen behutsam miteinander um. Sie sprechen nur das Nötigste, gehen zu unterschiedlichen Zeiten schlafen, halten im Ehebett so weit wie möglich Abstand und sind immer darauf bedacht, einander nicht zu berühren, wenn sie schlaflos im Dunkeln liegen.
Aber am zehnten Tag nach Gemmas Verschwinden
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