Komm, spiel mit mir: Thriller (German Edition)
gelandet ist; die harten Klumpen in der Matratze, die rauhen Laken. Ihre Haut juckt.
Um zwei Uhr nachts fällt sie in einen tiefen Schlaf und wacht spät auf. Durch den Spalt der dünnen Vorhänge fällt Sonnenlicht. Sie fühlt sich ausgeschlafen, wirft einen Blick auf ihr Handy. Es ist schon nach zehn Uhr.
Sie wird sich einen Tag freinehmen, um sich umzusehen und Lebensmittel zu kaufen. Im Badezimmer ist niemand, so dass sie duschen kann, so lange sie möchte. Sie steht im warmen Wasserstrahl und kneift die Augen fest zusammen, während das Wasser ihr über Gesicht und Rücken läuft.
Sie findet einen Supermarkt und kauft Saft, Kiwis, Joghurt, Käse, Äpfel und schweres, dunkles Vollkornbrot. Sie erinnert sich an Wendys Empfehlung und fährt zum Carter’s Beach. Es ist wirklich hübsch dort, eigentlich ist es sogar wunderschön, der feinkörnige Sand ist weich, und der Wind schlägt sanfte, schaumige Wellen. Sie geht am Strand spazieren, zieht Schuhe und Strümpfe aus.
War Beth manchmal hier? Hat ihre Familie Ausflüge an diesen Strand gemacht? Mum, Dad und die Mädchen. Gracie tapst durchs Wasser, klammert sich an Beths Hand fest pass bitte auf sie auf, Beth. Pass auf Gracie auf.
Sie streckt sich im Sand aus, schließt die Augen.
Steph, kannst du mal kurz auf Gemma aufpassen? Ich bin gleich wieder da, okay?
25.
A m Montagmorgen steht sie früh auf, um neun Uhr steht sie vor der Redaktion der Westport News. Die Adresse hat sie aus dem Internet. Gesammelte Ausgaben ab dem Jahr 1901 finden Sie in unserem Archiv. Besuche immer montags möglich. Sie erklärt der Rezeptionistin, dass sie ins Archiv möchte.
»Heute ist keiner da, um Sie ins Archiv zu begleiten. Sie dürfen nicht …«
Stephanie zeigt ihren Ausweis vor. »Ich bin Dr. Stephanie Anderson.«
Die Frau scheint beeindruckt zu sein. »Äh … wonach suchen Sie denn?«
»Ich schreibe an einer kulturwissenschaftlichen Studie zur Entwicklung des tertiären Bildungssektors auf der Südinsel.«
Die Frau sieht sie stirnrunzelnd an und nickt schließlich. »Das sollte kein Problem sein. Ich zeige Ihnen den Weg.«
Stephanie folgt ihr durch den Flur. Sie öffnet eine Tür, zeigt auf die Regale. »Ganz schön viel Papier, was? Die Ausgaben gehen zurück bis zur Zeitungsgründung! Für welchen Jahrgang interessieren Sie sich?«
»Ich würde gern einen Blick in die Ausgaben der neunziger Jahre werfen.«
»Die Neunziger. Na klaro. Übrigens, ich bin Karen.«
»Hallo, Karen.«
»Ihr Regal ist dort drüben. Meinen Sie, Sie kommen allein zurecht?«
»Ja, danke.«
Karen betrachtet sie neugierig. »Wofür ist das? Schreiben Sie ein Buch oder so was?«
»Ja, mal sehen.«
»Wow, wirklich? Sie arbeiten an der Universität?«
»Hmm. Dieses hier? Vielen Dank für Ihre Hilfe, Karen.«
»Wenn Sie möchten, können Sie den Schreibtisch dort benutzen. Und ich kann gern Kopien machen.«
»Okay. Danke.«
Karen bleibt auf der Schwelle stehen. Stephanie dreht sich um und betrachtet das Regal.
»Na dann … lasse ich Sie mal allein.«
Stephanie reckt sich in die Höhe und zieht den Ordner mit der Aufschrift November 1996 heraus, trägt ihn zum Tisch, setzt sich und fängt an, die riesigen Zeitungsseiten umzublättern. Da ist es, auf der Titelseite. Dreißigster November. Kind vermisst. Da ist auch ein Foto. Ein kleines Mädchen mit dunklem, feinem Haar und lächelnd zusammengekniffenen Augen. Grace. Grace Annabel Clark.
Spürhunde, Streifenwagen, Polizeiboote, Suchmannschaften, Helikopter. Noch mehr Fotos. Die Eltern. Sie stehen neben einem Gebüsch, ein Polizist in Uniform redet mit ihnen. Andy Clark ist ein hochgewachsener Mann, seine Frau Ellie ist zierlich, wirkt an seiner Seite fast kindlich. Sie hält den Kopf gesenkt, hat sich eine Hand vor den Mund geschlagen. Andy hält ihre andere Hand. Seine verzerrte Miene verrät, dass er seine Gefühle kaum im Griff hat.
In der ersten Woche ist die Suche von vorrangiger Bedeutung. Schlagzeilen auf der Titelseite, Berichte über die Suchmannschaften, Polizeikommentare. Die Frauen aus dem Ort helfen nicht nur bei der Suche, nein, sie kochen Suppe, backen Kuchen und Muffins, versorgen die Helfer mit Sandwiches. Stephanie liest Artikel über die Clarks allseits bekannte Familie, engagierte Gemeindemitglieder, Mr. Clark, eine Persönlichkeit im örtlichen Fremdenverkehr. Kommentare von Freunden, Nachbarn, der Erzieherin im Kindergarten, den Gracie zweimal pro Woche besuchte so ein hübsches kleines Mädchen, nette
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