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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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jemand«, sagte Tom.
    »Da sitzt jemand?« Der Kerl äffte ihn nach und entblödete sich nicht, das Sitzkissen in Augenschein zu nehmen. »Du brauchst’ne Brille, Kollege. Da sitzt niemand.« Er warf den Kopf in den Nacken, riss den Mund auf und schrie vor Lachen über seinen eigenen Witz. Er war stockbesoffen oder zumindest kurz davor. Tom hatte gelernt, mit solchen Typen umzugehen, und es wäre ihm ein Leichtes, den Arsch zum Schweigen zu bringen. Aber er durfte keine Szene machen, durfte nicht riskieren, dass sich jemand an ihn erinnerte.
    »Meine Freundin sitzt da«, sagte er mit fester Stimme. »Sie ist nur auf die Toilette gegangen.«
    Wieder wieherte der Kerl laut los und verschüttete fast sein Bier, als er wieder nach hinten rutschte. »Du meinst die Kleine mit den schwarzen Haaren? Die ist zur Tür da hinten raus, als du weg warst.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Ausgangs an der Rückwand der Bar. »Sie hat dich sitzen lassen, Kollege«, sagte er und schlang den muskulösen Arm um eine blutjunge halbnackte Schlampe mit Piercings in Augenbraue und Oberlippe, die aus dem Nichts auf seinem Schoß aufgetaucht war. »Hat dir wohl die Tour vermasselt.«
    Eine Sekunde lang starrte Tom den Mann an, dann begriff er, dass der keinen Grund hatte zu lügen. Yolanda war abgehauen. Er war stinkwütend, versuchte, seine Gesichtsmuskulatur unter Kontrolle zu halten, und stand auf. So etwas war ihm noch nie passiert. Noch nie hatte es eine gewagt, ihn so abzuservieren.
    »Danke für den Hinweis«, sagte er und rang sich ein Lächeln ab. »Sie hat gesagt, ihr sei übel. Ich geh’ dann wohl besser nach Hause.«
    Der Mann beachtete ihn nicht weiter und vergrub sein Gesicht zwischen den Titten der Schlampe, die vor Vergnügen quiekte. Seinem Benehmen nach zu urteilen, war er sturzbesoffen. Die Nacht war noch jung, und am nächsten Morgen würde er sich nur noch verschwommen oder gar nicht mehr an den Abend im Pub erinnern.
    Tom nahm seinen Mantel und verschwand eilig nach draußen in die kalte Nachtluft. Er musste Yolanda finden. Er hatte das kleine Dreckstück unterschätzt. Bei all dem erbärmlichen Gejammer und Geheule und ihrer scheinbaren Verletzlichkeit war sie doch ganz schön zäh. Nicht süß und anschmiegsam wie die anderen. Die hätten alles für ihn getan, aber sie nicht. Ihr Gerede vom Selbstmord war nur Heuchelei gewesen, um sich interessant zu machen. Das hinterlistige Flittchen hatte ihn getäuscht. Der Gedanke machte ihn rasend. Er wollte ihr den dürren Hals umdrehen, sie fertigmachen, gleich jetzt und hier, ihrem Leben ein Ende bereiten, egal wie riskant das war. Er konnte sie unmöglich am Leben lassen. Sie durfte es nicht nach Hause schaffen.
    Der Pub lag neben einer Brücke mit Blick über den Grand Union Canal. Der schnellste Weg zur nächsten U-Bahn führte über den Uferpfad, und er hatte Yolanda beobachtet, wie sie auf diesem Weg gekommen war. Keine schöne Strecke allein und in der Nacht, schon gar nicht für eine junge Frau. Aber sie war halb betrunken und neu in London, daher war er sicher, dass sie den gleichen Weg zurück nahm, den sie gekommen war.
    Er lief die Stufen am anderen Ende der Brücke hinunter zum Kanal. Die Luft war kalt und feucht, und ein feiner Nebel stieg vom Wasser auf. Der Kanal wand sich durch die Häuserschluchten zu beiden Seiten, das schimmernde Licht des Mondes, der hinter den Bürogebäuden aufging, spiegelte sich im Wasser wie auf einer schwarzen Ölspur. Kein Mensch zu sehen, nur der Verkehr auf der nahegelegenen Überführung war zu hören.
    Er ging schnell, rannte fast. Der Weg war erstaunlich schlecht beleuchtet, die Laternen warfen ein kränkliches Licht, das die Dunkelheit nur noch betonte. Der faulige, fischige Gestank des Kanals war praktisch unerträglich, und er hielt sich den Mantelärmel vor die Nase. Er lief weiter, er war sich sicher, dass sie diesen Weg genommen hatte – schließlich hatte die dumme Kuh keinerlei Fantasie -, bis er weiter vorn ein seltsames Wimmern hörte. Es klang wie ein Hund, den man angeleint und allein zurückgelassen hatte. Er wusste nicht, was ihn erwartete, verlangsamte sein Tempo und hielt sich dicht an der hohen Mauer. Dann sah er ein Stück voraus eine Gestalt auf dem Boden sitzen. Er machte sich auf Unannehmlichkeiten gefasst, doch als er langsam weiterging, erkannte er sie.
    Yolanda. Eine Welle der Erregung durchfuhr ihn. Sie presste sich an die Mauer und starrte ihn an wie ein kleines ver-ängstigtes Tier. Er ging

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