Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
sie. »Er will nicht mal mich dabei haben. Ich glaube, er hat wirklich beschlossen zu kooperieren«, sagte sie, als Steele den Kopf schüttelte. »Wenn Sie ausnahmsweise mal von der Unschuldsvermutung ausgehen, statt ihn sofort zu verurteilen, warum nicht den Versuch wagen?«
»Warum sollten wir?«, sagte Steele nüchtern. »Er ist hier, weil er unter Mordverdacht steht. Wir werden bestimmt nicht nach seiner Pfeife tanzen.«
»Ich weiß, es geht mich nichts an«, sagte Wilson. »Aber was haben Sie zu verlieren? Die Zeit läuft, und Sie wissen, dass Sie nichts in der Hand haben, um ihn länger festzuhalten.«
»Wir haben seine Wohnung noch nicht durchsucht.«
»Wenn er unschuldig ist, wie er behauptet, werden Sie da nichts finden, und ich bezweifle, dass er danach noch mit Ihnen reden wird.« Sie blickte von einem zum anderen. »Es kann doch nicht schaden, Sie opfern nur ein paar Minuten der Zeit des Inspectors. Wenn etwas Neues dabei herauskommt, können Sie immer noch auf Plan A zurückgreifen, wenn Sie denn einen Plan A haben.«
Nach einigem Hin und Her hatten sie sich über die Modalitäten geeinigt. Kein Tonband, keine Kamera, dafür durfte sich Tartaglia, der jetzt Asher allein gegenübersaß, Notizen machen. Wenn er sich geirrt haben sollte und Asher tatsächlich Tom war, war das ein reichlich seltsames Spiel. Er hatte Asher ein Sandwich und eine Tasse Kaffee mitgebracht, die unberührt auf dem Tisch standen.
»Wir haben ein paar Mal telefoniert«, sagte Asher leise. »Am Anfang war sie total misstrauisch und hat mir diverse Fallen gestellt. Ich hatte schon keinen Bock mehr. Aber nach und nach ist sie etwas offener geworden.«
»Was glauben Sie, woran das lag?«
Asher schwieg einen Moment, als versuchte er, sich zu erinnern. »Na ja, zum Beispiel meinte sie, meine Stimme sei anders.«
»Wie anders?«
»Weiß nicht. Anderer Tonfall vielleicht. Ich hatte den Eindruck, dass der andere Typ eher so hochgestochen geredet hat, wie die Nachrichtensprecher im Fernsehen. Am Anfang hat sie geglaubt, mein Akzent wäre nicht echt.«
»Aber Sie haben sie überzeugen können, dass das nicht so war.«
»Am Anfang hat sie mir nicht geglaubt. Hat mich ausgefragt, woher ich komme und so was, Familie, Schule, all das. Es war wie ein Vorstellungsgespräch für einen blöden Job. Ich musste ihr sagen, dass ich nicht wirklich Chris heiße. Das hat sie erst mal abgeschreckt. Aber dann hat sie mich noch mal angerufen und noch mehr Fragen gestellt.«
»Hat sie auch von sich erzählt?«
»Sie meinte, sie sei Anwältin. Hat mich nicht überrascht, so wie die mich ausgequetscht hat. Ich war echt genervt. Aber als sie mir erzählte, ihr Mann sei beim Tsunami umgekommen, hat sie mir leid getan. Dann hat sie von dem anderen Typen erzählt, und da habe ich verstanden, warum sie so nachgebohrt hat.«
»Und das war alles am Telefon?«
Asher nickte.
»Dafür, dass sie am Anfang so misstrauisch war, war sie dann doch ziemlich leicht zu überzeugen, oder? Woher wusste sie, dass Sie nicht dieser andere waren?«
»Bauchgefühl, schätze ich«, sagte Asher, fast ein wenig zu schnell. »Man hat halt so einen Eindruck von den Leuten.«
Tartaglia sah ihn fest an, und Asher wich seinem Blick aus. »Da steckt mehr dahinter, stimmt’s, Mr. Asher?«
Asher schwieg einen Moment, bevor er antwortete. »Ja. Das wollte ich vorher nicht erzählen.« Er sah zu Tartaglia auf. »Haben Sie Zigaretten?«
Trotz des »Rauchen verboten« -Schilds an der Wand hielt Tartaglia ihm die Schachtel hin und steckte sich selbst eine an. Asher nahm den ersten Zug, als wäre es sein letzter, dann ließ er sich so heftig gegen die Rückenlehne fallen, dass der Stuhl knarrte. Er gab einen tiefen Seufzer von sich. »Ich schätze, Sie müssen das wissen. Sie wollte sich erst mit mir treffen, nachdem ich ihr erzählt hatte, warum ich mich umbringen wollte.«
Wieder schwieg er, als liege ihm eine schwere Last auf der Seele. Seine Gesichtszüge waren schlaff, der Mund halb offen, die Augen leer, als wäre er woanders.
»Und?«, fragte Tartaglia.
Asher schaute auf. »Ich war Sportlehrer, bis vor kurzem. Zuletzt habe ich an einer noblen Mädchenschule in Surrey gearbeitet.« Er hielt inne und sog den Rauch tief in die Lungen. »Ich war so dumm, mich in eines der Mädchen zu vergucken. Nichts Schmutziges«, fügte er eilig hinzu, als er Tartaglias Miene sah. »Nicht, was Sie denken, Inspector. Ich bin kein Kinderschänder. Echt nicht. Wir haben uns nur geküsst
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