Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
Abwechslung mal etwas Spaß und vielleicht sogar Spannung.
Es war nach Mitternacht, als Tartaglia zu Hause ankam, in einem Reihenhaus unweit der Shepherd’s Bush Road, wo er das Erdgeschoss bewohnte. Er schob das Motorrad auf den kurzen, gepflasterten Weg, der zur Haustür führte, und stellte es neben den Mülltonnen hinter der Hecke ab. Er hatte die Wohnung von dem Geld gekauft, das sein Großvater ihm vor einigen Jahren hinterlassen hatte. Es war ein echtes Loch gewesen; die Elektrik, sämtliche Rohrleitungen und das Bad stammten noch aus den Siebzigern. Zusammen mit seinem Cousin Gianni und ein paar Leuten aus Giannis Baufirma hatte er mehrere Wochenenden für die Renovierung gebraucht. Sie hatten die Wände weiß gestrichen, die Bodendielen abgeschliffen und eine moderne Küche und ein neues Badezimmer eingebaut. Es war seine erste Eigentumswohnung, und es würde schon einiges passieren müssen, bevor er hier wieder auszog.
Als er den Schlüssel ins Schloss steckte, kam Henry angelaufen, der Siamkater seiner Nachbarin Jenny, und strich ihm maunzend um die Beine. Er wollte mit hinein. An den dunklen Fenstern und den zugezogenen Vorhängen im ersten Stock war zu erkennen, dass Jenny schon schlafen gegangen war. Als er erst die Haustür und dann die Wohnungstür öffnete, schlüpfte Henry ihm durch die Beine und rannte zielstrebig ins Wohnzimmer. Im Allgemeinen hatte Tartaglia nicht viel übrig für Katzen, meist musste er von Katzenhaaren niesen. Aber Henry war inzwischen ein regelmäßiger Gast und hatte dickhäutig alle Versuche, ihn hinauszuwerfen, ignoriert. Mittlerweile hatte Tartaglia ihn ins Herz geschlossen und ließ häufig das Küchenfenster an der Hausseite offen stehen, damit Henry nach Belieben ein- und ausgehen konnte.
Er ging ins Wohnzimmer, schaltete das Licht ein und zog die Rollos herunter, damit das orangefarbene Licht der Straßenlaternen nicht hereinschien. Er warf das Jackett aufs Sofa und hörte den Anrufbeantworter ab. Abgesehen von dem Piepen, als offenbar jemand aufgelegt hatte, hatte er zwei Nachrichten. Eine von Sally-Anne, die ihm mitteilte, dass Clarkes Zustand unverändert sei, und eine von seiner Schwester Nicoletta, die ihn für Sonntag zum Mittagessen einlud. Sie verkündete, es gebe da jemanden, den sie ihm vorstellen wolle, zweifelsohne wieder eine ihrer hoffnungslosen Single-Freundinnen. Zum ersten Mal war er froh, dass er das Wochenende durcharbeiten musste und damit eine Entschuldigung vorzuweisen hatte, die selbst Nicoletta würde akzeptieren müssen.
Er wusste, dass er eigentlich schlafen gehen sollte. Die morgendliche Dienstbesprechung war auf sieben Uhr angesetzt, und es würde wieder ein langer Tag werden. Aber er war aufgekratzt, und in seinem Kopf rasten die Gedanken. Er nahm die Krawatte ab, öffnete den obersten Hemdknopf und ging in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Was war nur los mit den Frauen? Sie waren es nicht zufrieden, selbst zu heiraten, nein, wenn das geschafft war, verbrachten sie ihre Freizeit damit, alle anderen zu verkuppeln. Nicoletta war besessen von der Idee, ihn unter die Haube zu bringen, und seine Cousine Elisa, Giannis Schwester, war keinen Deut besser. Beide erinnerten ihn ununterbrochen daran, dass er in ein paar Jahren vierzig wurde, was für sie anscheinend eine Art Wasserscheide darstellte, ihm aber nichts bedeutete. Warum konnten sie nicht begreifen, dass er glücklich war mit seinem Leben, und ihn einfach in Ruhe lassen?
Glücklich? Na ja, zumindest nicht unglücklich, dachte er, entkorkte den sizilianischen Nero d’Avola, den Gianni ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, und goss sich ein großes Glas ein. Heute Morgen Fiona Blake zu sehen, hatte eine ganze Palette unangenehmer Gefühle an die Oberfläche gespült. Warum fühlte er sich ständig zu komplizierten Frauen hingezogen, die er nie ganz verstand? Warum interessierte er sich niemals für nette, geradlinige Frauen wie Donovan?
Der Wein war von einem dunklen, fast schwarzen Rot, er roch berauschend und würzig. Er nahm einen tiefen Schluck, rollte ihn lange auf der Zunge hin und her und genoss das beißende Aroma. Gott, ist der gut, dachte er und nahm noch einen tiefen Schluck. Gianni hatte ein echtes Händchen für Wein. Vielleicht war er etwas zu hart gewesen zu Fiona, aber er hatte sich nun mal geärgert. Dieser blöde Murray. Es war schon spät, trotzdem hatte er das Bedürfnis, sie anzurufen. Vielleicht könnte er sich für sein Verhalten heute Morgen
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