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Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

Titel: Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Forbes
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Luft, und eine Sekunde lang war sie ein flatterndes schwarzes Bündel. Fast glaubte er, im Fallen einen kleinen Seufzer von ihr zu hören. Vielleicht begriff sie, was mit ihr geschah. Aber es war alles viel zu schnell vorüber, und zurück blieb wieder nur diese schmerzhafte Leere.
    Er öffnete die Augen, rollte die Haarsträhne zu einer Spirale auf und legte sie zusammen mit dem Ring zurück in die Teedose, dann schloss er sie in die Vitrine ein und versteckte den Schlüssel. Sollte der Geist seiner Großmutter danach suchen, würde sie kein Glück haben, dachte er mit Genugtuung, als er vor den großen goldgerahmten Spiegel über dem Kamin trat. Er zog ein seidenes Taschentuch aus der Jackentasche, wischte die dünne Staubschicht in der Mitte weg und betrachtete sein Spiegelbild. Er schnipste sich ein Staubkorn von der Schulter, rückte die Krawatte zurecht, befeuchtete sich den Finger mit der Zunge und strich sich die feinen Brauen glatt, während er seine strahlend weißen Zähne begutachtete. Perfekt. Er war bereit.

Acht
     
    Rosie Chapple lebte nicht weit von Gemma entfernt in einem zweigeschossigen viktorianischen Haus mit einem kleinen, verwilderten Vorgarten. Donovan klingelte, und kurze Zeit später öffnete eine groß gewachsene, schlaksige Frau mit wilden, ergrauenden Locken die Tür. Sie trug dicke Kajalstriche um die Augen, und mit den baumelnden Ohrringen, den bunten Armreifen und dem langen, fließenden Patchworkkleid sah sie aus wie eine Zigeunerin.
    »Detective Sergeant Donovan«, sagte Donovan und hielt ihren Dienstausweis hoch. »Wir haben miteinander telefoniert. Ist Rosie zurück?«
    »Ich bin Sarah Chapple, ihre Mutter«, sagte die Frau und streckte ihr mit klirrenden Armreifen die Hand entgegen. »Sie ist gerade wiedergekommen. Kommen Sie doch rein.«
    Eine Sandelholzduftwolke stieg Donovan in die Nase, als sie Sarah durch den schmalen Flur in die offene Küche an der Rückseite des Hauses folgte. An dem kleinen, geschrubbten Kiefernholztisch saß ein junges Mädchen mit blassem Gesicht und schwarzen Locken und löffelte Reiscrispys mit Milch. Sie schaute auf und warf Donovan einen müden Blick zu, dann aß sie weiter.
    Die Küche war in einem dunklen Rostrot gestrichen und fühlte sich wohnlich an, an der Wand stand eine alte Anrichte, deren Bretter unter jeder Menge Porzellan und Büchern ächzten, überall hingen Fotos und farbenf rohe Gemälde.
    »Das ist Rosie«, sagte Sarah und tätschelte ihrer Tochter die Hand, während sie sich neben sie setzte und Donovan den verschrammten Holzstuhl gegenüber anbot. »Sie sind wegen Gemmas Tod hier. Was können wir für Sie tun?«
    »Wir versuchen uns ein Bild zu machen, was genau geschehen ist. Gemma …«
    »Es war doch in einer Kirche, oder?«, fiel Sarah ihr ins Wort.
    »Ja. Gemma ist vor ihrem Tod vor der Kirche mit einem Mann gesehen worden. Wir versuchen herauszufinden, wer das war.«
    Sarah sah überrascht aus. »Sie meinen, sie hatte einen Freund?«
    Donovan nickte. »Aber er war deutlich älter als sie.«
    »Gemma hat nie von einem erzählt«, sagte Sarah und warf Rosie einen schnellen Blick zu, die gerade geräuschvoll die letzten Crispys mit Milch aus der Schale kratzte. Es schien sie nicht weiter zu interessieren, was da neben ihr besprochen wurde.
    »Wir müssen ihn unbedingt finden«, sagte Donovan, als Rosie den Löffel in die leere Schale klirren ließ, sie wegschob und mit hängenden Schultern auf die Tischplatte starrte.
    »Was hat dieser Mann damit zu tun?«, fragte Sarah. »In der Schule hieß es, Gemma sei gestürzt. Ich dachte, es war ein Unfall.«
    »Ganz so einfach ist es nicht«, sagte Donovan und sah Rosie an, die an einem Wachsfleck auf der Tischplatte knibbelte. Fühlte sie sich unwohl, weil ihre Mutter neben ihr saß, oder weil Donovan Polizistin war? Oder gab es einen anderen Grund? »Weißt du etwas über diesen Mann?«, fragte sie und versuchte, Rosie in die Augen zu sehen.
    Sarah schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, ich habe noch nie gehört, dass Gemma einen Freund gehabt haben soll.«
    Donovan gab sich Mühe, ihren Unmut für sich zu behalten. »Danke, Mrs. Chapple. Aber ich würde das gern von Rosie selbst hören.« Am liebsten hätte sie Sarah Chapple gebeten, sie mit ihrer Tochter allein zu lassen, aber da Rosie minderjährig war, kam das nicht in Frage. Sie ließ Rosie nicht aus den Augen und hoffte, sie möge endlich den Kopf heben. »Hat Gemma dir je von einem Mann erzählt? Ich muss das wissen,

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