Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
hat, und jetzt meinen Sie, ich hätte etwas mit ihrem Tod zu tun. Genau wie damals. Ihr Jungs habt keine Fantasie.«
»Es liegt doch auf der Hand, dass ich mit Ihnen reden muss, nur deshalb bin ich hier.«
Angel schüttelte tadelnd den Kopf. »Ich sagte doch schon, durch diese Reifen bin ich schon mal gehüpft. Ihnen fällt doch bestimmt noch was Besseres ein. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Motiv? Oder bin ich einfach ein Psychopath?« Er riss die Augen auf und bleckte die Zähne à la Norman Bates. »Ihr hattet doch schon damals nichts gegen mich in der Hand, wieso jetzt noch mal das Ganze?«
Angel schien das Gefühl zu haben, dass man ihm das Leben schwer gemacht hatte, aber soweit Tartaglia aus der Akte ersehen konnte, waren viele Fragen unbeantwortet geblieben. Angels Umfeld war nicht gründlich überprüft worden, und man hatte wenig unternommen, nach einer Verbindung zwischen ihm und Marion Spear zu suchen. Nachdem die Theorie vom Selbstmord immer wahrscheinlicher geworden war, hatte man das offenbar nicht mehr für nötig gehalten.
Doch fürs Erste wollte er Angel das Misstrauen nehmen. »Wir stehen noch ganz am Anfang, Mr. Angel. Bevor wir irgendwelche voreiligen Schlussfolgerungen ziehen, könnten Sie mir vielleicht erzählen, inwieweit Sie sich an Marion Spear erinnern.«
»Hören Sie, ich habe damals eine Aussage gemacht, und ich habe dem nichts Neues hinzuzufügen.«
»Ich habe Ihre Aussage gelesen, aber ich würde gern selbst noch einmal hören, was passiert ist.«
Grinsend wie über einen schlechten Witz nahm Angel einen Schluck Kaffee, dann zuckte er mit den Schultern. »Meinetwegen. Soweit ich mich erinnere, war sie eine nette, fröhliche Frau. Ich glaube, sie war relativ neu im Job und noch sehr beflissen. Nicht wie die lahmen alten Herren, die man sonst in den Maklerbüros antrifft und die sich den ganzen Tag den fetten Arsch plattsitzen. Sie hat mir mehrere Wohnungen gezeigt, von denen mir aber keine gefallen hat.«
»Sie sagten, sie hätte an jenem Tag völlig normal gewirkt?«
Er nickte. »Sie hat mir ein paar Angebote gezeigt, die neu hereingekommen waren. Das war’s schon. Ich habe erst erfahren, dass ihr was passiert ist, als ein paar Tage später einer von Ihren Jungs bei mir auf der Matte stand.«
Angels lockeres Gehabe wirkte leicht aufgesetzt, und Tartaglia war sich sicher, dass er etwas zu verbergen hatte. »Hat Sie nicht erwähnt, was sie nach dem Termin mit Ihnen vorhatte? Hat sie gar nichts gesagt?«
»Warum sollte sie? Ich war doch nur ein Kunde.«
»Was glauben Sie, was sie vorhatte?«
Angel gab einen tiefen Seufzer von sich, als langweile das Thema ihn zu Tode. »Keine Ahnung. Ich schätze, sie wollte entweder zurück ins Büro, oder sie hatte einen Termin mit einem anderen Kunden. Das können Sie doch bestimmt in ihrem Kalender nachsehen.«
»Sie hatte erst am späten Nachmittag den nächsten Termin. Sie hätte eigentlich direkt ins Büro zurückfahren sollen, aber das hat sie nicht getan.« Er musterte Angel. »Sie haben also keine Ahnung, wohin sie wollte?«
Angel leerte die Tasse und stellte sie mit Wucht auf der Arbeitsplatte ab. »Natürlich nicht.«
»Ihre Beziehung war also rein beruflicher Natur?«
»Beziehung würde ich das nicht nennen. Die Dame hat mir ein paar Wohnungen gezeigt, mehr nicht.«
»Sie haben sie nie privat getroffen?«
Eine Sekunde lang zögerte er. »Wir sind uns vielleicht mal auf der Straße über den Weg gelaufen. Vielleicht war sie ein oder zwei Mal hier im Laden. Mehr aber auch nicht.«
Tartaglia überspielte die Aufregung, die ihn bei diesen Worten durchfuhr. Angels erster Aussage zufolge hatte Marion Spear nie einen Fuß in den Buchladen gesetzt. Sie hatten sich lediglich in dem Maklerbüro getroffen oder in den Wohnungen, die sie ihm gezeigt hatte. Das hatte Angel damals ausdrücklich betont, aber Tartaglia hatte nicht vor, ihn daran zu erinnern. »Hat sie sich für Secondhandbücher über Architektur interessiert?«, fragte er beiläufig.
»So überraschend das für Sie sein mag, Inspector, das tun viele Leute. Aber wir führen ja Bücher zu allen möglichen Themen.«
»Ich rede über Marion Spear. Warum war sie hier im Laden?«
»Ich glaube mich erinnern zu können, dass sie gern gelesen hat.«
»Haben Sie sich mit ihr über Bücher unterhalten?«
»Kann sein.«
»Sie ist also hereingekommen, um ein Buch zu kaufen.«
»Wahrscheinlich. Das machen die meisten Leute so.«
»Oder vielleicht, um Sie zu sehen, aus
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