Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)

welchen Gründen auch immer?«
    Angels Gesichtszüge verhärteten sich, und er verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. »Hören Sie, ich kann mich wirklich nicht so genau erinnern. Vielleicht war sie auch gar nicht hier.«
    Tartaglia war sich sicher, dass er log. »Aber Sie sagten doch gerade, sie sei hier gewesen.«
    »Ich sagte, dass sie vielleicht hier war. Aber an die genaue Situation erinnere ich mich nicht mehr. Ist das so schwierig?« Angel war lauter geworden.
    »Seltsam. An manches erinnern Sie sich ganz deutlich und an anderes gar nicht.« Angel schob die Unterlippe vor und schwieg. Tartaglia sagte sich, dass es nicht zwingend etwas zu bedeuten hatte, selbst wenn Angel log, und ließ die Sache auf sich beruhen. »Haben Sie einen Computer, Mr. Angel?«
    Angel sah ihn verwundert an. »Ja, warum?«
    »Hier oder zu Hause?«
    »Das ist mein Zuhause. Ich wohne im ersten Stock.«
    »Wo ist Ihr Computer?«
    »Im Keller, wo die Bücher verpackt werden, die wir verschicken. Wir verkaufen viel übers Internet.«
    »Kann ich ihn sehen?«
    Angel starrte ihn einen Moment lang an, dann zuckte er mit den Schultern. »Fühlen Sie sich wie zu Hause. Auch wenn mir nicht klar ist, wozu das gut sein soll.«
    Angel wirkte beinah erleichtert, was seltsam war. Vielleicht spielte er nur den Lockeren, oder vielleicht brachte das Thema Computer ihn tatsächlich nicht aus der Ruhe.
    Tartaglia folgte Angel die schmale Treppe hinunter in einen fensterlosen Raum mit niedriger Decke, der so lang war wie der Laden. Während oben die Atmosphäre einer altmodischen Bibliothek herrschte, war der Keller modern und funktional ausgestattet. Auf dem Fußboden stapelten sich reihenweise Bücherkartons, ordentlich aufgetürmt und mit Schildern versehen, an einer Wand stand ein Regalsystem mit Bürobedarf, riesigen Rollen Luftpolsterfolie und braunem Packpapier. An der gegenüberliegenden Wand waren drei einfache Kiefernholztische aufgebaut, an denen verpackt wurde. An der Anzahl der Bücher, die darauf warteten, verpackt und versandt zu werden, war zu erkennen, dass ein großer Teil des Umsatzes über das Internet generiert wurde. Die ganze Sache machte einen sehr effizienten Eindruck. Auf einem kleinen Tisch in der Ecke stand ein neu aussehender Apple Mac, der Bildschirm schwarz. Ohne einen Durchsuchungsbefehl konnte er Angel nur höflich bitten, den Computer einzuschalten und ihn die Festplatte durchsuchen zu lassen, und für einen Durchsuchungsbefehl hatte er nicht genug in der Hand. Angel wirkte noch immer erstaunlich entspannt. Vielleicht besaß er noch einen zweiten Computer.
    »Sehr beeindruckend«, sagte Tartaglia und betrachtete einen Stapel fertig verpackter gepolsterter Versandtaschen und sauber verklebter Pakete, die nur noch zur Post gebracht werden mussten. Das oberste war an einen Kunden irgendwo in Kanada adressiert. »Sie verschicken Bücher in die ganze Welt?«
    Angel nickte. »Das haben wir dem Internet zu verdanken. Anders könnten wir gar nicht überleben.«
    »Sie sagen immer ›wir‹. Haben Sie einen Geschäftspartner?«
    Angel schüttelte den Kopf. »Angewohnheit. Der Laden gehörte früher meinem Großvater, und eine Zeitlang haben wir zusammen gearbeitet. Aber der ist inzwischen tot.«
    »Und jetzt machen Sie alles allein?« In der Akte war nicht von Mitarbeitern die Rede gewesen, aber Tartaglia war überzeugt, dass die ganze Arbeit ohne Hilfe nicht zu bewerkstelligen war. Angel zögerte. »Wenn Sie es mir nicht sagen wollen, kann ich es auch selbst herausfinden.«
    Angel blickte genervt drein. »Ich habe nichts zu verbergen. Ein paar Tage die Woche kommt eine Frau her und hilft mir.«
    »Könnten Sie mir ihren Namen und ihre Anschrift sagen?«
    »Was hat sie mit Marion Spear zu tun?«
    »Lassen Sie mich das beurteilen«, sagte Tartaglia und war überrascht, dass Angel da so widerwillig war.
    Angel seufzte. »Sie heißt Annie Klein. Sie arbeitet erst seit ein paar Monaten für mich. Es ist doch bestimmt nicht nötig, sie zu belästigen, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht, trotzdem hätte ich gern ihre Adresse.«
    Angel schrieb sie auf und hielt Tartaglia den Zettel hin. »Noch was, oder können wir wieder hochgehen? Ich muss gleich den Laden aufmachen, und ich habe noch nicht mal gefrühstückt.«
    »Danke. Fürs Erste habe ich genug gesehen.«
    Tartaglia ging voran. Oben auf der Treppe drehte er sich zu Angel um. »Nur noch eine Frage. Könnten Sie mir sagen, was Sie letzten Mittwoch zwischen 16:00 und 18:00 Uhr