Komm stirb mit mir: Thriller (German Edition)
hätte darüber reden wollen, und alle hätten ihre Meinung abgeben müssen.
»Ich habe mit den Leuten in Newlands Park gesprochen. Die meinen, so eine Mail zu versenden ist ein Kinderspiel. Er muss nur mit seinem Laptop durch die Gegend fahren und sich in irgendein ungeschütztes Netzwerk einloggen. Offensichtlich gibt es in London Tausende und Abertausende von offiziellen und inoffiziellen WLAN-Hotspots.«
»Und die Mail-Adresse?«
»Er hat wahrscheinlich eine ganze Sackladung davon extra dafür eingerichtet. Es gibt nicht die geringste Chance, ihm auf die Spur zu kommen.«
Ungläubig schüttelte Tartaglia den Kopf. »Und da sind die sich sicher?«
»So haben sie es mir gesagt. Natürlich werden sie es trotzdem versuchen, aber sie haben gemeint, ich soll mir keine Hoffnungen machen.«
Steele seufzte und unterdrückte ein Gähnen, als sprächen sie hier über Belanglosigkeiten. »Wenn wir wüssten, wo genau er online gegangen ist, könnte man das Signal anscheinend zu seiner Netzwerkkarte zurückverfolgen und die Karte zu dem Laden, wo der Computer gekauft wurde. Aber selbst wenn der nicht gestohlen ist, halte ich es für unwahrscheinlich, dass unser Tom beim Kauf seinen richtigen Namen angegeben hat, oder? Und wenn er unterschiedliche WLAN-Netze benutzt, was sie vermuten, funktioniert es sowieso nicht.«
»Haben Sie Cornish schon davon erzählt?«
Sie nickte. »Und ich erzähle es Ihnen und Gary, sobald der zurück ist. Sonst braucht es keiner zu wissen. Ich kann nicht riskieren, dass wieder etwas an die Presse durchsickert.«
Als wäre sie verspannt vom langen Sitzen, senkte sie den Kopf, beugte sich vor, verschränkte die Finger und streckte die Arme nach vorn. Sie war schlank und geschmeidig, und mit ihrem glatten dunklen Haar und den grünen Augen erinnerte sie ihn an eine Katze. Und wie alle Katzen war sie unergründlich. Sie tat, was sie als Vorgesetzte tun musste, hielt ihn aber soweit möglich auf Armeslänge von sich entfernt, als traute sie ihm nicht.
Er erwartete nicht, dass sie so mit ihm umging, wie Clarke das getan hatte – ihr unkompliziertes Verhältnis, das auf gegenseitiger Anerkennung beruhte, war über Jahre gewachsen. Aber etwas mehr hatte er schon von ihr erwartet. Von Leuten, die bereits für sie gearbeitet hatten, hatte er viel Gutes gehört, und ihm kam es vor, als müssten die von einem anderen Menschen gesprochen haben.
»Jetzt erzählen Sie mir, was auf der Brücke passiert ist«, sagte sie, stellte die Rückenlehne zurück und legte die Füße auf die unterste Schreibtischschublade, die offen stand.
Als er zu erzählen anfing, stellte er sich die Brücke vor, den braunen, angeschwollenen Fluss darunter, und versuchte sich einmal mehr zu erklären, was dort geschehen war. Bestand tatsächlich ein Zusammenhang zu den anderen Mädchen? Es war, als müsste man sich durch dichten, treibenden Nebel seinen Weg suchen, dachte er. Gerade wenn man etwas Bekanntes ausgemacht und sich orientiert hatte, wurde eine neue Nebelwand herangeweht, und die Umgebung verschwand wieder im Nichts. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte.
»Es gibt also noch keinerlei Hinweise auf einen Zusammenhang zu den anderen Morden?«, fragte sie, als er fertig war.
Er schüttelte den Kopf. »Nicht, bis wir die Leiche gefunden haben.«
»Warum hat die Kripo uns gerufen?«
»Irgendein schlaues Köpfchen hat Zeitung gelesen und beschlossen, kein Risiko einzugehen. Wenn sich herausstellt, dass es tatsächlich Tom war, hat er sich eine Medaille verdient.«
»Aber bisher haben wir nur die Zeugenaussage.«
»Die Aufnahmen der Überwachungskameras auf der Brücke bestätigen, was sie gesehen hat. Irgendetwas ist dort passiert, aber wir haben leider kein scharfes Bild vom Gesicht des Mannes. Ich habe mit der Spurensicherung gesprochen, anscheinend haben die ein paar gute Fingerabdrücke sicherstellen können. Hoffen wir, dass zumindest einer davon von ihm stammt.«
Steele blickte nachdenklich drein. »Die Vorgehensweise ist ganz anders. Aber wir müssen wohl nach allen Richtungen offen bleiben. Tom ist ein schlaues Kerlchen, und nach den ganzen Medienberichten wird er mit der alten Masche wohl nicht mehr weit kommen.«
»Aber wenn es Tom war, warum hat er in der Mail nicht davon erzählt? Man könnte doch meinen, er würde sich damit brüsten.«
Sie zuckte mit den Schultern, und ihr Blick wanderte zurück zum Bildschirm. »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, als ich den Dreck zum ersten Mal gelesen
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