Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Hals. Ritchie und Hank johlten immer noch. Er hätte sich nicht so schnell bewegen sollen. Jetzt sah es so aus, als hätte er klein beigegeben. Sie sah ihn an, als ob er eine Wanze wäre, die sie gerade zertreten hätte, und zog ab.
    Hank und Ritchie veralberten ihn. Er brüstete sich, daß sie ganz heiß auf ihn sei. Und wenn sie ihn bekäme, könnte sie wirklich von Glück reden. Aber ihm war ganz schlecht dabei.
    Am selben Abend hing er in der Straße herum, in der sie nach der Schule im Drugstore ihres Onkels arbeitete. Eigentlich war er mit Skeet auf dem Übungsplatz verabredet. Aber Golf war ihm im Moment völlig gleichgültig. Er wollte sich nur noch in Holly Graces Augen rehabilitieren.
    Er lehnte sich an die Wand des Drugstores. Über seinem Kopf war ein Lüftungsschacht, durch den hin und wieder Geräusche zu ihm hinausdrangen – ein fallender Karton, eine Anweisung von Billy Denton, das Klingeln des Telefons. Gegen Geschäftsschluß hörte er dann ihre Stimme ganz deutlich.
    »Geh ruhig vor, Billy! Ich schließe ab.«
    »Ich hab’s nicht eilig, mein Zuckerstückchen.«
    Dallie malte sich aus, wie Billy Denton in seinem weißen Kittel hinter der Theke stand und die Jungen von der High-School taxierte, die Kondome kaufen wollten. In seiner Phantasie warf Denton ein Päckchen auf den Ladentisch und legte die Hand drauf. »Wenn du das kaufst, sag’ ich’s deiner Mutter!
« So hatte es sich nämlich abgespielt, als Dallie zum ersten Mal in den Laden kam. Dallie hatte ihm fest in die Augen geblickt und erklärt, er brauche die Gummis, um seine Mutter zu vögeln. Das hatte dem alten Billy die Sprache verschlagen.
    Er hörte wieder Holly Graces Stimme. »Dann gehe ich nach Hause, Billy. Ich habe noch eine Menge Hausaufgaben.« Es klang seltsam, nervös und überaus höflich.
    »Noch nicht, Süße«, flötete ihr Onkel. »Du bist mir schon die ganze Woche entwischt. Vorn ist alles abgeschlossen. Jetzt komm doch mal her!«
    »Nein, Billy, ich –« Sie brach abrupt ab. Dallies Puls raste. Er hörte ein Stöhnen und kniff die Augen zusammen. Gott … darum hielt sie die Jungen der Oberstufe so kurz. Sie trieb es mit ihrem Onkel. Mit ihrem eigenen Onkel.
    In rasender Wut warf er sich gegen die Hintertür, und sie gab nach. Leere Kisten, Stapel von Papierhandtüchern und Toilettenpapier türmten sich im hinteren Flur. Links vor ihm lag der Lagerraum, die Tür war nur angelehnt. Und er hörte Billy sagen: »Du bist so hübsch, Holly Grace. Ja … jaaa …«
    Dallie ballte die Fäuste. Er ging hinein. Ihm war übel.
    Holly Grace lag auf einem alten, aufgeschlitzten Sofa, die weiße Strumpfhose war heruntergezogen, und Billys Hand war unter ihrem Rock. Billy kniete neben dem Sofa und keuchte wie eine Dampflok. Er hatte die Tür im Rücken und konnte Dallie nicht sehen.
    Dallie konnte seine Augen nicht abwenden. Die letzte romantische Illusion war dahin. Billy hatte ihr die Strumpfhose ganz ausgezogen und fummelte an den Knöpfen ihrer Bluse herum, dann schob er ihr den BH hoch. Dallie sah ganz kurz eine nackte Brust, die genauso war wie in seiner Phantasie.
    »Oh, Holly Grace«, stöhnte Billy. Er schob ihr den Rock bis über die Taille und nestelte an seinem Hosenschlitz. »Sag, daß du es willst! Sag mir, wie gut ich bin!«
    Dallie verspürte Brechreiz, konnte sich aber nicht rühren. Er
konnte sich nicht losreißen vom Anblick der wunderschönen Beine. »Los, nun sag’s doch schon«, stöhnte Billy, »sag mir, daß du das brauchst, mein Zuckerstückchen!«
    Holly Grace hielt die Augen geschlossen, sagte keinen Ton. Sie drückte das Gesicht in ein altes Kissen. Dallie schauderte, er war zu Tode erschrocken.
    »Los, sag’s doch!« Billy wurde lauter. Und dann schlug er ihr unvermittelt in den Bauch.
    Sie gab einen erstickten Schmerzensschrei von sich, ihr Körper zuckte. Dallie fühlte sich selbst getroffen, in seinem Kopf explodierte eine Bombe. Er sprang vor. Billy hörte ein Geräusch und drehte sich um, da hatte Dallie ihn schon zu Boden geworfen. Ungläubig starrte Billy ihn an, wie der Bösewicht aus einem Comic-Heft. Dallie trat ihm in den Magen.
    »Du P-P-P-Punk«, keuchte Billy. Er hielt sich den Magen. »Du Scheißpunk, du!«
    »Nein!« kreischte Holly Grace, als Dallie zum nächsten Tritt ausholte. Sie sprang auf und packte Dallie beim Arm. »Nein, tu das nicht!« Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte sie, ihn in Richtung Tür zu ziehen. »Du verstehst das nicht«, weinte sie, »du machst es nur