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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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und sagte, er müsse abschließen. Das Herz fiel ihr in die Hose. Wo sollte sie hin, wo sollte sie schlafen? »Sind schon alle weg?«
    Er nickte und taxierte sie von Kopf bis Fuß. Sie schien ihm zu gefallen. »Soll ich dich mit in die Stadt nehmen?«
    Sie stand auf, strich sich mit dem Arm die Haare aus dem Gesicht, bemühte sich, ganz lässig zu wirken. »Nein. Ich werde abgeholt.« Sie deutete mit dem Kopf auf den unbewältigten Dreck. »Miß Padgett will, daß ich das heute abend noch sauberkriege. Sie hat gesagt, ich kann abschließen.« Ob er ihr glaubte? Was, wenn er nicht einverstanden wäre?
    »Wie du willst.« Er lächelte wohlwollend. Ein paar Minuten später stieß sie einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie die Eingangstür ins Schloß fallen hörte.
    Francesca verbrachte die Nacht auf dem Sofa. Zum Abendbrot verschlang sie ein paar Scheiben altes Brot und ein Glas Erdnußbutter, die sie in der kleinen Küche gefunden hatte. Vor lauter Erschöpfung konnte sie keinen Schlaf finden. Mit offenen Augen lag sie da und überlegte, welche neuen Hindernisse wohl noch vor ihr auftauchen würden.
    Am nächsten Morgen wachte sie schon vor fünf Uhr auf und erbrach in die Toilette, die sie so peinlich sauber geschrubbt hatte. Sie redete sich ein, das wäre eine Reaktion auf die Erdnußbutter.
     
    »Francesca! Verdammt, wo steckt sie denn?« Clare kam aus ihrem Büro gestürmt, Francesca flitzte ihr aus dem Nachrichtenstudio entgegen, wo sie gerade etwas abgegeben hatte.
    »Hier bin ich, Clare«, sagte sie müde. »Was ist denn?«
    Sie war jetzt sechs Wochen bei KDSC, und ihre Beziehung zu Clare hatte sich nicht verbessert. Von dem Klatsch, der hier
im kleinen Kollegenkreis kursierte, hatte Francesca aufgeschnappt, daß Clare zu einer Zeit ihre Karriere gestartet hatte, als noch wenige Frauen den Sprung ins Radio schafften. Man stellte sie ein, weil sie intelligent und aggressiv war, und feuerte sie dann wieder aus dem gleichen Grund. Danach war sie beim Fernsehen gelandet, wo sie erbitterte Kämpfe ausfocht: Sie wollte auch politische Sendungen machen, nicht nur das seichte Zeug, das man Reporterinnen zuschob.
    Es war Ironie des Schicksals, daß sie ausgerechnet dem Gesetz für die Gleichstellung der Frau zum Opfer fiel. In den frühen Siebzigern wurden Arbeitgeber gezwungen, nach der Quotenregelung Frauen einzustellen. Und prompt übergingen sie kampferprobte Veteraninnen wie Clare, die eine scharfe Zunge und zynische Ansichten hatte, und holten sich was Frisches, Knackiges direkt von der Universität – hübsche, anpassungswillige Absolventinnen eines Studiums der Kommunikationswissenschaften. Frauen wie Clare mußten sich mit dem schäbigen Rest begnügen – Jobs, für die sie überqualifiziert waren, zum Beispiel die Leitung von entlegenen Provinzsendern. Das Resultat: Sie rauchten zuviel, wurden immer verbiesterter und machten anderen weiblichen Wesen das Leben zur Hölle, wenn sie Verdacht schöpften, daß diese sich einfach mit einem hübschen Gesicht durchmogeln wollten.
    »Dieser Idiot von der Sulphur City Bank hat mich gerade angerufen«, schimpfte Clare in Richtung Francesca. »Er will unbedingt heute noch die Weihnachtswerbung haben.« Sie deutete auf einen Karton mit Weihnachtsbaumglocken, die auf einer Seite den Namen des Senders, auf der anderen den Namen der Bank zeigten. »Los, bring sie hin, hopp, hopp! Trödel nicht wieder so rum wie beim letzten Mal.«
    Francesca verkniff sich die Bemerkung, es wäre erheblich schneller gegangen, wenn nicht vier Kollegen ihr noch zusätzliche Aufträge erteilt hätten. Sie schlüpfte in den billigen rotschwarz karierten Mantel, den sie im Secondhand-Laden gekauft
hatte, und schnappte sich den Autoschlüssel für den sendereigenen Wagen, einen zerbeulten Dodge Dart. Sie warf einen Blick durch die Glasscheibe zum Studio. Da saß Tony March, Diskjockey für das Nachmittagsprogramm, der gerade eine Platte ansagte. Er war noch nicht lange beim Sender, würde auch nicht lange bleiben. Denn er hatte eine gute Stimme und die gewisse Ausstrahlung. Ein mickriger kleiner Sender mit so niedriger Frequenz war für Leute wie ihn nur ein Sprungbrett. Francesca hatte schon herausgefunden, daß nur Leute wie sie selbst hierblieben, die keine andere Wahl hatten.
    Der Motor sprang schon beim dritten Versuch an, das war beinahe ein Rekord. Sie fuhr rückwärts aus dem Parkplatz. Im Rückspiegel starrte sie ihr blasses Gesicht an, das stumpfe Haar von einem Gummiband

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