Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
Vom Netzwerk:
und der Zeitbombe in ihrem Bauch wurde sie sich plötzlich ihrer Intelligenz bewußt. Sie besaß eine rasche Auffassungsgabe, vergaß Gelerntes nicht wieder und legte sich keinerlei Beschränkungen im Denken auf. Sie konnte ausdauernd hart arbeiten, was sie zu ihrem Vorteil zu nutzen verstand. Sie las bis spät in die Nacht Zeitungen, Rundfunkillustrierte, hörte sich Tonbandaufnahmen an und bereitete sich auf einen langsamen Weg nach oben vor.
    »Hast du mal eine Minute Zeit, Clare?« fragte sie eines Tages. Clare blätterte in einem Billboard-Lexikon und sah nicht einmal auf, als Francesca mit einer kleinen Tonkassette zu ihr kam.
    Sie befanden sich im Schallplattenarchiv, was nicht viel mehr als ein Raum mit Regalen voller Schallplatten war, die nach den Kategorien »Sänger«, »Sängerin«, »Gruppe« verschiedenfarbig markiert waren. Francesca hatte bewußt diesen Ort als neutrales Territorium gewählt. Hier hatte Clare nicht die Möglichkeit, wie Gott hinter dem Schreibtisch zu sitzen und sie wie eine Bittstellerin zu behandeln.
    »Ich hab’ den ganzen Tag Zeit«, lautete Clares sarkastische Antwort. »Ich dreh’ hier sowieso die ganze Zeit Däumchen und warte nur drauf, daß mich jemand dabei stört.«
    Das war kein vielversprechender Anfang, aber Francesca ignorierte
den Sarkasmus und blieb in der Tür stehen. Sie trug ihre neueste Errungenschaft: ein graues Männersweatshirt, das ihr locker um die Hüften hing. Darunter waren Jeans, notdürftig mit einem Band zusammengehalten, da der Reißverschluß nicht mehr zuging. Francesca sah Clare fest an. »Ich möchte mich mal als Ansagerin versuchen, wenn Tony weggeht.«
    Clare zog eine Grimasse. »Du beliebst zu scherzen!«
    »Nein.« Francesca strahlte großes Selbstvertrauen aus. »Ich habe viel geübt, und Jerry hat mir mit diesem Demo-Band geholfen.« Sie hielt die Kassette hoch. »Ich glaube, ich bin für den Job geeignet.«
    Clare lächelte amüsiert. »Eine bemerkenswerte Ambition, wenn man deinen britischen Akzent in Betracht zieht und die Tatsache, daß du noch nie vor einem Mikrofon gestanden hast. Vielleicht sollte ich mich vor dir in acht nehmen – das dumme kleine Mädchen, das meinen Platz in Chicago eingenommen hat, war ja auch völlig unbeleckt von Rundfunkerfahrung.«
    Francesca beherrschte sich eisern. »Gib mir bitte trotzdem eine Chance. Mit meinem britischen Akzent bin ich doch mal was ganz anderes.«
    »Du putzt die Toiletten!« schnauzte Clare sie an. »Dafür habe ich dich eingestellt.«
    Francesca ließ sich nicht provozieren. »Ja, und das habe ich doch gut gemacht, nicht? Und auch alles andere, was du von mir verlangt hast. Jetzt laß mich das auch mal ausprobieren.«
    »Vergiß es!«
    Jetzt galt es, alles auf eine Karte zu setzen. Sie mußte an ihr Baby, an die Zukunft denken. »Weißt du, Clare, ich fange allmählich an, dich zu begreifen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich kann mich genau in deine Lage versetzen. Ich weiß, wie es ist, wenn man nur aus persönlichen Gründen abgelehnt
wird, egal wie sehr man sich bemüht. Ich weiß, wie es ist, etwas nicht einmal ausprobieren zu dürfen – nicht aus Unfähigkeit, sondern weil die Arbeitgeberin voreingenommen ist.«
    »Voreingenommen? Ich?!« Clare stieß eine Rauchwolke aus dem Mund wie ein feuerspeiender Drache. »Ich bin völlig vorurteilsfrei. Ich bin ein Opfer von Voreingenommenheit.«
    Jetzt ging es aufs Ganze. Francesca ließ nicht locker. »Du weigerst dich, fünfzehn Minuten für ein Demo-Band zu opfern. Wenn das nicht voreingenommen ist, was dann?«
    Clares Miene wurde starr. »Gut, Francesca, ich gebe dir deine fünfzehn Minuten.« Sie riß ihr die Kassette aus der Hand. »Aber bilde dir keine Schwachheiten ein.«
    Für den Rest des Tages fühlte sich Francesca wie ein Wackelpudding. Sie mußte diesen Job unbedingt haben. Es ging nicht nur ums Geld, das sie auch bitter nötig hatte, nein, sie mußte endlich ein Erfolgserlebnis haben. Der Rundfunk war ein Medium, das ohne Bilder funktionierte, grüne Augen und ein klassisch schönes Profil spielten absolut keine Rolle. Hier bot sich ein neues Experimentierfeld: Sie wollte sich beweisen, daß sie sich auch unabhängig von ihrem guten Aussehen durchschlagen konnte.
    Um halb zwei steckte Clare den Kopf zur Tür herein und winkte Francesca. Francesca tat sehr selbstbewußt, es gelang ihr nicht ganz.
    »Das Band ist nicht schlecht«, sagte Clare, »aber gut ist es auch nicht gerade.« Sie gab ihr die Kassette

Weitere Kostenlose Bücher