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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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zurück.
    Francesca bemühte sich, ihre grenzenlose Enttäuschung zu verbergen.
    »Du holst zu oft Luft«, fuhr Clare fort, ganz knapp und sachlich. »Du sprichst zu schnell und betonst an den falschen Stellen. Dein britischer Akzent ist dein einziger Pluspunkt, ansonsten hörst du dich an wie eine schlechte Kopie eines mittelmäßigen männlichen Diskjockeys.«
    Francesca bemühte sich, so etwas wie persönliche Feindschaft
herauszuhören. Aber es war das leidenschaftslose Urteil eines gestandenen Profis. »Ich möchte es noch einmal versuchen«, bat Francesca. »Laß mich noch ein Band aufnehmen.«
    »Ich will mir nicht noch ein Band anhören. Das bringt überhaupt nichts. Wir bringen was über Leute. Wenn die Hörer Musik haben wollen, schalten sie einen anderen Sender ein. Du mußt immer daran denken, daß du nicht bloß ins Mikrofon, sondern zu Menschen sprichst.«
    Francesca wandte sich zum Gehen, verlor fast die Beherrschung. Wieso hatte sie sich eingebildet, ohne Ausbildung im Radio Fuß fassen zu können? Schon wieder war sie um eine Illusion ärmer. Wieder hatte sie ihre Sandburg zu nah am Wasser gebaut.
    »Das beste, was ich dir anbieten kann, ist Krankheitsvertretung am Wochenende.«
    Francesca fuhr herum. »Vertretung? Ich kann den Ansager vertreten?«
    »Um Himmels willen, Francesca! Glaub bloß nicht, ich tu dir einen großen Gefallen. Das heißt nur, daß du beispielsweise am Ostersamstag eine Nachmittagsschicht einlegst, wenn sowieso keiner zuhört.«
    Doch Francescas Freude ließ sich nicht dämpfen, sie juchzte.
     
    Nur drei Wochen nach der Unterredung mit Clare wurden drei Ansager von einer Grippewelle heimgesucht, und Clare sah sich gezwungen, Francesca eine Vormittagssendung zu überlassen. »Vergiß nicht, daß du mit Menschen zu tun hast«, raunte sie ihr zu, Francesca schlug das Herz bis zum Hals.
    Das Studio war klein und überheizt. Mit zitternden Händen rückte Francesca sich die Kopfhörer zurecht. In kleinen Sendeanstalten wie dieser gab es keinen Toningenieur, die Ansager machten alles selbst. Francesca hatte Stunden damit verbracht,
jeden Handgriff zu üben. Trotzdem stand ihr jetzt der Schweiß auf der Stirn. Es mußte einfach klappen! Wenn sie Mist baute, hätte sie ihre einzige Chance vertan.
    Als sie den Mund öffnete, schien ihr die Zunge am Gaumen zu kleben. »Hallo«, kam es krächzend heraus. »Am Mikrofon begrüßt Sie Francesca Day. Radio KDSC wünscht Ihnen einen angenehmen Mittwochmorgen.«
    Sie redete zu schnell und zuviel, es wollte ihr gar nichts mehr einfallen, obwohl sie sich wohl an die hundertmal auf diesen Augenblick vorbereitet hatte. Voller Panik spielte sie die erste Schallplatte, traf aber nicht exakt die richtige Stelle und stöhnte verzweifelt auf. Dann merkte sie, daß das Mikrofon nicht abgeschaltet und ihr Stöhnen über den Äther gegangen war. Sie fummelte am Schalter herum.
    Clare beobachtete sie durch die Glasscheibe und schüttelte angewidert den Kopf.
    Allmählich beruhigten sich ihre Nerven, sie wurde besser. Da sie aber schon viele gute Moderatoren gehört hatte, wußte sie wohl, daß sie nur durchschnittlich war. Als sie erschöpft aus dem Studio kam, lächelte Katie ihr aufmunternd zu und murmelte etwas von Lampenfieber beim ersten Mal.
    Clare kam aus ihrem Büro gestürmt und verkündete, die Grippe habe jetzt auch Paul Maynard erwischt. Darum müßte Francesca auch die Nachmittagssendung am nächsten Tag übernehmen. Ihr Ton ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wie schlecht ihr die Situation in den Kram paßte.
    Zu Hause dachte Francesca bei einem angebrannten Omelett ununterbrochen darüber nach, was sie wohl falsch machte. Warum konnte sie nicht so ins Mikrofon sprechen, als ob sie Menschen vor sich hätte?
    Menschen. Plötzlich hatte sie eine Eingebung. Clare erwähnte immer die Hörer, aber wo waren die? Sie sprang auf und blätterte in den Illustrierten, die sie aus dem Sender mitgebracht hatte. Sie schnitt vier Fotos von Menschen aus, von
denen sie sich vorstellte, sie würden ihr das nächste Mal zuhören: eine junge Mutter, eine weißhaarige alte Dame, eine Kosmetikerin und ein schwergewichtiger Fernfahrer, wie sie kreuz und quer im Land die Autobahnen bevölkerten und im Umkreis von vierzig Meilen KDSC hörten. Den ganzen Abend betrachtete sie die Bilder, dachte sich die dazugehörigen Lebensgeschichten und kleinen Schwächen aus. Die würden ihr morgen nachmittag zuhören. Nur diese vier.
    Am nächsten Tag klebte sie sich die Fotos

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