Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
wieder weg, und Francesca ging mit Teddy spazieren. Zweimal versuchte sie, das Thema Dallie anzuschneiden, mußte aber aufgrund seines starken Widerstandes aufgeben. Dafür lobte Teddy Skeet Cooper über den grünen Klee.
Als sie zum Haus zurückkehrten, holte Teddy sich etwas zu essen. Francesca ging in den Keller zu Skeet. »Skeet, ich möchte dir danken, daß du so nett zu Teddy warst. Er kann einen Freund jetzt gut brauchen.«
»Du brauchst mir nicht dafür zu danken«, erwiderte er schroff. »Teddy ist ein lieber Junge.«
Es machte Spaß, Skeet bei der Arbeit mit dem Golfschläger zuzusehen. Seine langsamen, bedächtigen Bewegungen beruhigten ihre Nerven. Sie konnte wieder klarer denken. Vor vierundzwanzig Stunden hatte sie Teddy vor Dallie beschützen wollen, jetzt spielte sie mit dem Gedanken, die beiden zusammenzubringen. Früher oder später würde Teddy die Wahrheit
akzeptieren müssen. Sie wollte auf jeden Fall verhindern, daß er psychischen Schaden nähme, weil er seinen Vater haßte. Und wenn sie dafür ein paar Tage länger in Wynette bleiben müßten, würde sie das in Kauf nehmen.
»Du magst Teddy doch, nicht wahr, Skeet?«
»Ja, natürlich! So ein Kind mag man gern um sich haben.«
»Leider denkt nicht jeder so wie du«, sagte sie voller Bitterkeit.
Skeet räusperte sich. »Du mußt Dallie Zeit lassen, Francie! Du bist zu ungeduldig, manche Dinge brauchen eben ihre Zeit.«
»Sie hassen sich, Skeet.«
»Wenn sich zwei Menschen so ähnlich sind, kommen sie oft schlecht miteinander aus.«
»Ähnlich?« Sie starrte ihn verblüfft an. »Dallie und Teddy haben nicht die geringste Ähnlichkeit.«
Er sah sie völlig verständnislos an, schüttelte den Kopf und widmete sich wieder seinem Schläger.
»Dallie ist voller Anmut«, widersprach sie. »Er ist sportlich. Er sieht toll aus.«
Skeet lachte leise. »Teddy ist sicher kein besonders hübscher kleiner Bursche. Schwer vorstellbar, daß zwei so gutaussehende Eltern so einen Sohn hervorgebracht haben.«
»Er hat eben innere Schönheit«, verteidigte Francesca ihren Sohn.
»Ich will mich ja nicht einmischen, Francie, aber ich an deiner Stelle würde Dallie eher mit seinem Golf als wegen Teddy triezen.«
»Warum sollte ich ihn damit triezen?« fragte sie erstaunt.
»Du wirst ihn nicht wieder los, das ist dir doch hoffentlich klar? Jetzt, da er weiß, daß Teddy sein Sohn ist, taucht er dauernd bei dir auf, ob du das willst oder nicht.«
Sie nickte widerstrebend. Das hatte sie sich auch schon ausgerechnet.
»Ich kann dir nur eins raten, Francie: Streng mal deinen Grips an, und bring ihn dazu, besser Golf zu spielen.«
Sie verstand gar nichts mehr. »Was willst du damit sagen?«
»Tu nur, was ich dir sage.«
»Aber ich habe keine blasse Ahnung vom Golf, und was hat Teddy mit Dallies Spiel zu tun?«
»Einen Rat kannst du annehmen oder verwerfen.«
Sie musterte ihn neugierig. »Du weißt, warum er an Teddy so viel auszusetzen hat?«
»Ich kann’s mir denken.«
»Weil Teddy wie Jaycee aussieht? Ist es etwa deshalb?«
Er grunzte voller Verachtung. »Ein bißchen mehr Verstand darfst du Dallie ruhig zutrauen.«
»Warum denn dann?«
»Konzentrier dich einfach auf sein Golfspiel, weiter nichts. Vielleicht hast du bei ihm mehr Erfolg damit als ich.«
Und mehr wollte er zu diesem Thema nicht äußern.
Auf dem Küchentisch lag ein Briefumschlag mit Francescas Namen. Sie erkannte Gerrys Handschrift und öffnete das Kuvert.
Baby, Zuckerpüppchen, Liebe meines Lebens!
Wie wär’s denn mit uns beiden Hübschen heute abend? Hol’ Dich um 7 Uhr ab, zum Essen und anderen Ausschweifungen, ja? Deine beste Freundin ist Königin im Lande der Verrückten, und ich bin die dümmste Nuß auf der ganzen Welt. Ich verspreche Dir, daß ich mich nur fast den ganzen Abend bei Dir ausweine. Wann gibst Du Deinem Herzen einen Stoß und läßt mich in Deiner Fernsehshow auftreten?
Mit freundlichen Grüßen
Zorro der Große
PS: Unbedingt ein Verhütungsmittel mitbringen!
Francesca lachte auf. Trotz des stürmischen Anfangs, den ihre Bekanntschaft mit Gerry vor zehn Jahren auf der Straße nach Mexiko genommen hatte, hatte sich seit ihrer Zeit in New York eine herzliche Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. Nachdem sie sich in Manhattan wiederbegegnet waren, hatte er sich monatelang entschuldigt, daß er sie damals auf die Straße gesetzt hatte. Francesca beteuerte immer wieder, daß er ihr damit einen Gefallen getan hätte. Zu ihrem Erstaunen hatte er
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