Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
noch weg von hier, zusammen mit Teddy. Das Telefon klingelte immer weiter, bis die Putzfrau schließlich den Hörer abnahm. Holly Grace
und Gerry brachen ihren Streit abrupt ab und hüllten sich in eisiges Schweigen.
In diesem Augenblick entdeckte Dallie Doralee. »Wer ist das denn?« fragte er ohne sonderliche Neugier.
Skeet schüttelte den Kopf und zuckte mit den Achseln.
Miß Sybil suchte in ihrem Handarbeitsbeutel nach ihrem Strickzeug.
Holly Grace warf Francesca einen vernichtenden Blick zu.
Dallie sah Francesca fragend an.
»Das ist Doralee«, sagte Francesca förmlich. »Sie braucht vorübergehend einen Schlafplatz.«
Dallie überlegte einen Moment, dann nickte er Doralee freundlich zu. »Hallo, Doralee.«
Holly Graces Augen sprühten vor Zorn. Sie schnitt eine Grimasse. »Ich kann’s einfach nicht glauben! Habt ihr beide nicht schon genug Probleme? Müßt ihr euch auch noch so was aufladen?«
Die Putzfrau streckte den Kopf zur Tür herein. »Ein Anruf für Miß Day.«
Francesca nahm keine Notiz davon. Sie hatte Holly Graces Beleidigungen gründlich satt. »Halt endlich den Mund, Holly Grace. Was suchst du eigentlich hier? Es ist schon alles schlimm genug, ohne daß du wie eine Glucke deine Flügel über den armen kleinen Dallie ausbreitest. Er ist erwachsen. Du brauchst nicht für ihn zu kämpfen. Und vor mir brauchst du ihn ganz bestimmt nicht zu beschützen!«
»Vielleicht bin ich ja gar nicht seinetwegen gekommen? Vielleicht traue ich euch beiden nicht genug Verstand zu, allein mit dieser Situation fertig zu werden.«
»Das mußt du gerade sagen!« Jetzt war Francesca völlig aufgebracht.
»Was soll ich denn jetzt dem Anrufer sagen?« erkundigte sich die Putzfrau. »Der Mann behauptet, er wär ’n Prinz.«
»Mom!« jammerte Teddy. Er rieb sich den juckenden Ausschlag
auf seinem Bauch und schoß bitterböse Blicke in Richtung Dallie.
Holly Grace zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Doralee. »Da ist ein typisches Beispiel für das, was ich meine. Du denkst überhaupt nie nach, du –«
Doralee sprang auf. »So ’n Scheiß muß ich mir nicht anhören!«
»Das geht dich wirklich nichts an, Holly Grace«, mischte Gerry sich ein.
»Mom!« jammerte Teddy schon wieder. »Mom, es juckt so doll. Ich will nach Hause.«
»Wollen Sie jetzt mit diesem Prinz-Typen reden oder nicht?« wollte die Putzfrau wissen.
Francescas Schädel dröhnte wie ein Preßlufthammer. Sie hatte nur noch den Wunsch, laut zu schreien, daß alle sie in Ruhe lassen sollten. Die Freundschaft mit Holly Grace zerbrach vor ihren Augen, Doralee würde gleich zum Angriff übergehen, und Teddy würde jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. »Bitte …« flehte sie, aber niemand hörte es.
Niemand außer Dallie.
Er beugte sich über Skeet und sagte leise: »Kannst du dich mal ein bißchen um Teddy kümmern?« Skeet nickte und nahm sich des Jungen an. Das wütende Stimmengewirr schwoll an. Dallie trat dazwischen und stemmte Francesca hoch in die Luft. Dann legte er sie sich über die Schulter. Sie stieß einen Schreckensschrei aus.
»Tut mir leid, Leute. Ihr müßt jetzt warten, bis ihr dran seid. Immer hübsch der Reihe nach!« Und bevor ihn jemand daran hätte hindern können, war er schon mit Francesca zur Tür hinaus.
»Mom!« kreischte Teddy.
Skeet hielt Teddy fest. »Keine Angst, mein Junge. Deine Mutter und Dallie machen das immer so, wenn sie zusammen sind. Du gewöhnst dich noch dran.«
Francesca schloß die Augen und lehnte den Kopf ans Autofenster. Das kühle Glas tat ihren Kopfschmerzen gut. Eigentlich hätte sie ihm wegen seines theatralischen Macho-Gehabes gründlich den Marsch blasen sollen. Doch sie war so froh, der vorwurfsvollen Meute entronnen zu sein. Nur wegen Teddy hatte sie ein schlechtes Gewissen. Aber Holly Grace würde ihn schon beruhigen.
Im Radio sang Barry Manilow. Dallie wollte die Aus-Taste drücken, ließ es aber mit Blick auf Francesca bleiben. Meilenweit fuhren sie schweigend weiter, bis sie allmählich ruhiger wurde.
Endlich hielt der Wagen vor einem kleinen zweistöckigen Haus aus Stein. Das rustikale Häuschen stand unter einer Gruppe von Seifennußbäumen, in der Ferne erstreckten sich blaue Berge, so weit die Augen reichten. An einer Seite des Häuschens bildeten alte Zedern eine Art natürlichen Windfang. Sie sah Dallie fragend an. »Wo sind wir denn?«
Er stellte den Motor ab und stieg aus, ohne zu antworten. Er kam zu ihr herum und öffnete ihr die Tür. Als sie der Blick
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