Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
niederging, trieb er eine winzige Idee ab … gerade genug, um die Ecke des Fairways zu verpassen. Er landete mitten in den Magnolien.
Francesca wählte die Durchwahlnummer in der Sportabteilung. Es war ihr vierter Anruf an diesem Nachmittag. »Wie steht er jetzt?« fragte sie ihren Kontaktmann am anderen Ende der Leitung.
»Tut mir leid, Francesca. Er hat noch einen Fehlschuß am
siebzehnten Loch gehabt, das macht drei über Par. Es ist zwar noch die erste Runde, und er hat noch drei vor sich, falls er den Cut Shot überlebt. Aber so ein Start ist nicht gerade glänzend.« Francesca kniff die Augen zu. »Dieses Turnier ist sowieso nicht sein Ding, das weißt du ja«, fuhr die Stimme fort. »Das Classic bedeutet Hochdruck, höchste Spannung. Ich weiß noch, wie dieser Platz Jack Nicklaus zu Füßen lag.« Sie hörte kaum noch zu, als er ihr nun sein liebstes Spiel ausmalte. »Nicklaus hat es als einziger in der Geschichte des Golfs regelmäßig geschafft, das Alte Testament in die Knie zu zwingen. Alle Jahre wieder, die ganzen Siebziger und sogar noch bis in die frühen Achtziger, war es immer das gleiche Bild, wenn er beim Classic auftauchte: Er kam, sah und siegte. Die armen kleinen Greens flehten um Gnade, wenn seine übermenschlichen Putts kamen …«
Am Ende des Tages stand es für Dallie vier über Par. Francesca war ganz niedergeschmettert. Warum hatte sie ihm das angetan? Warum hatte sie das von ihm verlangt? Zu Hause in ihrem Bett wollte sie sich mit einem Buch ablenken. Es gelang ihr nicht. Sie fing an, den Schrank im Flur aufzuräumen. Aber auch darauf konnte sie sich nicht konzentrieren. Um zehn Uhr abends rief sie nacheinander bei allen Fluggesellschaften an, um einen Nachtflug zu ergattern. Dann weckte sie Teddy behutsam auf und teilte ihm ihren Reiseplan mit.
Am nächsten Morgen hämmerte Holly Grace an die Tür von Francescas Motelzimmer. Teddy war gerade erst aufgestanden, aber Francesca war schon seit Tagesanbruch in dem schäbigen kleinen Zimmer auf und ab spaziert. Ein besseres hatte sie nicht finden können, die ganze Stadt war von Golfspielern und -fans überlaufen und drohte aus allen Nähten zu platzen. Fast wäre sie Holly Grace in die Arme gesunken. »Gott sei Dank, daß du hier bist! Ich dachte schon, es wäre was passiert.«
Holly Grace stellte ihren Koffer im Zimmer ab und ließ sich ermattet in den nächsten Sessel fallen. »Warum hab’ ich mich bloß darauf eingelassen? Wir haben gestern bis Mitternacht gefilmt, und ich mußte schon um sechs Uhr losfliegen. Ich habe nur eine knappe Stunde im Flugzeug geschlafen.«
»Es tut mir aufrichtig leid, Holly Grace. Ich weiß, es ist eine Gemeinheit, dir so was anzutun. Ich habe dich nur darum gebeten, weil es wirklich verdammt wichtig ist.« Sie hievte Holly Graces Koffer auf das Fußende ihres Bettes und öffnete die Schnapper. »Du gehst jetzt unter die Dusche, und ich hole dir frische Wäsche raus. Teddy kann dir was zum Frühstück aus dem Café holen. Ich hetz’ dich ja nur ungern, aber Dallies Tee-off ist in einer Stunde. Hier sind die Karten. Sorg du dafür, daß er euch beide sieht!«
»Verstehe nicht, warum du nicht mit Teddy hingehen kannst, um ihn spielen zu sehen«, mäkelte Holly Grace. »So was Albernes, mich mit Gewalt hierherzuschleifen, damit ich deinen Sohn zu einem Golfturnier begleite.«
Francesca zog Holly Grace aus ihrem Sessel und schob sie ins Badezimmer. »Du mußt mir jetzt unbedingt vertrauen! Bitte!«
Eine Dreiviertelstunde später ließ Francesca Holly Grace und Teddy zur Tür hinaus. Sie nahm sich sehr in acht, von niemandem gesehen und womöglich erkannt zu werden. So eine Neuigkeit verbreitete sich rasch, aber wenn es irgendwie möglich wäre, sollte Dallie nichts von ihrer Anwesenheit erfahren. Kaum waren die beiden fort, rannte sie zum Fernsehapparat und wartete gespannt auf die Übertragung des Turniers.
Seve Ballesteros lag nach der ersten Turnierrunde in Führung, also stand es mit Dallies Laune nicht zum besten. Eigentlich hatte Dallie Seve immer gemocht, bis Francesca anfing, von seinem guten Aussehen zu schwärmen. Jetzt reichte schon der bloße Anblick des dunkelhaarigen Spaniers, um Dallie aus der
Balance zu kippen. Er sah zur Punktetafel hinüber, um es noch einmal schwarz auf weiß zu sehen: Jack Nicklaus hatte gestern mit fünf über Par aufgehört, nachdem er in der ersten Runde noch schlechter abgeschnitten hatte als Dallie. Dallie war schadenfroh. Nicklaus wurde alt; die Jahre
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