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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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vorbei ist? Das sieht ja fast so aus, als ob du ihm mit voller Absicht den Rest geben willst.«
    Francesca wollte es ihr erklären, erkannte aber zu ihrem Schrecken, daß sie Dallie besser verstand als Holly Grace. Der Gedanke war so aufregend, so neu für sie, daß sie es kaum fassen konnte. Sie ließ ein paar unverbindliche Bemerkungen fallen, da Holly Grace niemals die Wahrheit verstehen würde. Dann sah sie in gespielter Hast auf die Uhr und stürzte davon.
    Alles in Francesca war in Aufruhr. Holly Grace war Dallies beste Freundin, seine erste große Liebe, seine Seelengefährtin, aber die beiden waren sich so ähnlich, daß sie blind für ihre gegenseitigen Fehler waren. Wenn Dallie ein Turnier verlor, fand Holly Grace Entschuldigungen für ihn, zeigte ihm ihr Mitgefühl, behandelte ihn auch sonst wie ein kleines Kind. Und obwohl Holly Grace ihn so gut kannte, begriff sie nicht, daß er aus Angst vor dem Versagen nicht spielen konnte. Solange sie sich nicht darüber im klaren war, würde sie auch nie verstehen, wie dieselbe Angst sein Leben ruinierte.

32
    Seit das United States Classic im Jahre 1935 zum erstenmal gespielt wurde, hat es ganz erheblich an Prestige gewonnen. Heute rangiert es an fünfter Stelle hinter dem Masters, dem British Open, dem PGA und dem US Open. Der Ort, an dem das Classic ausgetragen wird, ist selbst längst zur Legende geworden, man nennt ihn in einem Atemzug mit Augusta, Cypress Point und Merion. Nicht ohne Grund heißt er in Golferkreisen »Das Alte Testament«. Es handelt sich um einen der schönsten Golfplätze im Süden, mit seinem dichten Bestand an Pinien und alten Magnolien. Wie ein dichter Vorhang hängt das Louisianamoos von den Zweigen der Eichen herab, die gleichsam die Kulisse für die liebevoll gepflegten Rasenflächen der Greens abgeben. Die Bunker sind mit allerfeinstem, schimmerndweißem Sand gefüllt. An windstillen Tagen taucht die flimmernde Sonne die Fairways in ein himmlisch reines, gleißendes Licht. Doch die natürliche Schönheit dieses Platzes kann dem Spieler auch zum Verhängnis werden. Wem es warm ums Herz ist, der läßt sich um so leichter einlullen und bemerkt um den Bruchteil einer Sekunde zu spät, daß das Alte Testament keine Sünden vergibt.
    Die Golfer stöhnen und fluchen und schwören heilige Eide, daß sie nie wieder dort spielen wollen, doch die besten kehren immer wieder, denn diese heroischen achtzehn Löcher haben etwas zu bieten, das es im wirklichen Leben nicht gibt: vollkommene Gerechtigkeit. Der gute Spieler erhält seinen Lohn, der schlechte wird umgehend bestraft. Diese achtzehn Löcher haben es in sich: Sie räumen keinem eine zweite Chance ein, keine Gelegenheit, sich durchzumogeln. Beim Alten Testament bleiben die Schwachen auf der Strecke, die Starken erwerben sich ewigen Ruhm. Wenigstens bis zum nächsten Tag …
    Dallie haßte das Classic. Bevor er das Trinken aufgegeben
und sein Spiel verbessert hatte, war es ihm nicht immer gelungen, sich dafür zu qualifizieren. Die letzten Jahre hatte er allerdings gut genug gespielt. Meistens wünschte er sich dann nach Hause zurück. Das Alte Testament forderte seinen Teilnehmern das Äußerste ab, und Dallie war sich voll und ganz bewußt, daß er diese hohen Erwartungen absolut nicht erfüllen konnte. Zwar versuchte er sich einzureden, das Classic wäre ein ganz normales Turnier, aber wenn er sich geschlagen geben mußte, nahm er es sich tief zu Herzen.
    Mit allen Fasern seines Herzens wünschte er, Francesca hätte ein anderes Turnier auswählen mögen, um ihn auf die Probe zu stellen. Er nahm sie natürlich nicht ernst. Ganz und gar nicht. Sie hatte ihm einen Abschiedskuß gegeben, nachdem sie ihm diese Szene gemacht hatte. Weiter nichts. Aber als er den Ball am ersten Loch vom Tee abschlug, warf er der hübschen Blonden, die ihm aus der ersten Reihe der Tribüne zulächelte, einen strahlenden Blick zu. Die Fernsehfritzen würden noch ein bißchen auf ihn warten müssen. Er hatte den Vertrag nicht unterzeichnet. Das wäre jetzt einfach zu viel für ihn. Nach allem, was Francesca zu ihm gesagt hatte.
    Der Schläger lag sicher in seiner Hand, als er den Ball ansprach. Er fühlte sich ganz locker. Er fühlte sich wunderbar. Na, Francesca sollte Augen machen! Die würde sich noch wundern! Und dann schlug er wieder zu. Es ging ab wie eine Rakete. Von der Tribüne her scholl der Applaus herüber. Der Ball sauste endlos durch Zeit und Raum. Und dann, im allerletzten Moment, bevor er

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