Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
machten dem Goldenen Bären aus Columbus, Ohio, und seiner langen Herrschaft ein Ende. Menschen hätten das nie fertiggebracht.
Skeet ging vor Dallie zum ersten Tee. »Da drüben ist eine kleine Überraschung für dich«, sagte er und deutete nach links. Dallie sah hinüber und entdeckte Holly Grace direkt hinter den Seilen. Er ging grinsend auf sie zu, stockte aber urplötzlich, als er Teddy neben ihr entdeckte. Dallie kochte. Warum war sie so rachsüchtig? Ihm war völlig klar, daß Francesca dahintersteckte. Der Junge sollte ihm wohl ein lebender Vorwurf sein, ihn an jede einzelne Gemeinheit erinnern, die sie ihm ins Gesicht geschleudert hatte. Normalerweise hätte es ihm gefallen, Teddy als Zuschauer dabeizuhaben, aber doch nicht beim Classic, dem Turnier, bei dem er noch nie gut abgeschnitten hatte. Teddy sollte wohl Zeuge seiner Niederlage werden. Der Gedanke machte ihn so rasend, daß er sich nur mühsam beherrschen konnte. Teddy hatte ihm offenbar etwas angemerkt, denn er sah zu Boden, und dann setzte er diese bockige Miene auf, die Dallie nur allzugut kannte.
Teddy konnte ja nichts dafür. Trotzdem mußte Dallie seinen ganzen Willen aufbieten, um die beiden zu begrüßen. Seine Fans riefen ihm von der Tribüne her Fragen zu und feuerten ihn lautstark an. Er flachste ein bißchen mit ihnen herum, froh über die Ablenkung, da er Teddy nichts zu sagen wußte. ›Tut mir leid, daß ich alles für uns vermasselt habe.‹ Das müßte er eigentlich sagen. ›Tut mir leid, daß ich dir nicht gesagt habe, was du für mich bist, wie stolz ich auf dich war, als du deine Mama in Wynette verteidigt hast.‹
Skeet hielt Dallie schon den Schläger hin, als er sich endlich von der Tribüne abwandte. »Teddy sieht dir wohl das erste
Mal zu, was? Wär’ doch schade, wenn er dich nicht in Hochform sähe.«
Dallie warf ihm einen vernichtenden Blick zu und ging zum Abschlag. Seine Rücken- und Schultermuskeln waren angespannt wie Stahlseile. Normalerweise flachste er vor dem Schlag mit dem Publikum herum, aber heute gelang ihm das nicht. Der Schläger kam ihm ganz fremd vor, wie er da in seiner Hand lag. Er sah zu Teddy hinüber, das kleine Gesicht war starr und völlig konzentriert. Und konzentrieren mußte Dallie sich nun auch, und zwar auf das, was jetzt zu tun war, das heißt, soweit es in seiner Macht stand. Er holte tief Luft, ließ das Auge auf dem Ball ruhen, die Knie leicht gebeugt, nahm den Schläger nach hinten und peitschte mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand. Der Ball flog durch die Luft.
Das Publikum applaudierte. Der Ball sauste als kleines weißes Pünktchen über das satte grüne Fairway dem wolkenlosen Himmel entgegen. Er nahm wieder Richtung auf die Magnolien wie gestern. Aber dann machte er eine kleine Abweichung nach rechts und landete in vorbildlicher Position mitten auf dem Fairway. Der Jubelschrei hinter Dallie konnte nur von Holly Grace stammen. Grinsend drehte er sich nach ihr um. Skeet machte ein Siegeszeichen, und sogar Teddy lächelte.
In der Nacht ging Dallie in dem Bewußtsein zu Bett, endlich das Alte Testament in die Knie gezwungen zu haben. Die Spieler, die bisher in Führung gelegen hatten, waren einem starken Wind zum Opfer gefallen. Dallie hatte dagegen drei unter Par, genug, um das Desaster vom Vortag wieder wettzumachen und in Führung zu gehen. Sollte sein Sohn doch mal miterleben, wie man richtig Golf spielt! Seve war immer noch mit von der Partie, zusammen mit Fuzzy Zoeller und Greg Norman. Watson und Crenshaw waren nicht mehr im Rennen. Nicklaus hatte wieder eine ziemlich mittelmäßige Runde gespielt, aber so leicht gab der Goldene Bär nie auf, er hatte gerade genug Punkte, um den Cut zu überleben.
Ich muß mich voll und ganz auf Seve und die anderen konzentrieren, dachte Dallie vor dem Einschlafen. Nicht auf Nicklaus. Jack war acht über Par, zu weit hinten für die ersten Plätze und zu alt, um in letzter Minute einen seiner berühmten Überraschungscoups zu landen. Aber im Hintergrund hörte Dallie den Bär flüstern: ›Freu dich nicht zu früh, Beaudine. Ich bin nicht wie du. Mich wirst du nicht los.‹
Dallies Konzentration am dritten Tag war denkbar schlecht. Obwohl Holly Grace und Teddy in seiner Nähe waren, blieb sein Spiel durchschnittlich. Er endete mit drei über Par. Das reichte zwar für einen zweiten Platz, aber für die Führung fehlten ihm zwei Schuß.
Am Ende des dritten Spieltages brummte Francesca der Schädel, so intensiv hatte sie auf
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