Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
achtzehnhundert Pfund gekostet. Sie durchwühlte ihr Kosmetikköfferchen, bis sie einen Lidschatten im gleichen Braunton gefunden hatte, und trug die Farbe vorsichtig auf die beschädigte Stelle des Koffers auf. Die Schramme war jetzt kaum noch zu sehen, man mußte schon sehr genau hinsehen, um sie zu entdecken.
Das Problem war schon mal gelöst, jetzt konnte sie sich auf Dallie Beaudine und sein seltsames Verhalten konzentrieren. Der Grund, daß sie nicht miteinander auskamen, war wohl ihr fürchterlicher Aufzug. Das hatte ihm momentan Oberwasser verschafft. Sie schloß die Augen und malte sich aus, wie sie ausgeruht, die kastanienbraunen Locken frisch frisiert, mit makellosem Make-up und schönen Kleidern vor ihm erscheinen
würde. In Sekundenschnelle würde er zu ihren Füßen liegen.
Dallies Meinungsverschiedenheit mit dem widerlichen Kerl riß sie aus ihren Träumen.
»Warum bist du denn so erpicht drauf, heute bis Baton Rouge zu kommen?« fragte Skeet. »Wir haben doch morgen jede Menge Zeit, nach Lake Charles zu fahren, um Montagmorgen pünktlich auf dem Platz zu sein. Auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es doch nicht an.«
»Ich will am Sonntag möglichst wenig fahren.«
»Ich fahre. Da ist doch das nette Motel, in dem wir letztes Jahr übernachtet haben. Hast du da nicht einen Hund zurückgelassen?«
»Seit wann scheren dich meine Hunde?«
»Ein pfiffiger kleiner Mischling mit ’nem schwarzen Fleck über dem einen Auge. Er hatte ein schlimmes Bein.«
»Das war in Vicksburg.«
»Bist du sicher?«
»Klar. Hör mal, Skeet, wenn du heute in New Orleans übernachten willst, damit du die rothaarige Kellnerin im ›Blue Choctaw‹ besuchen kannst, dann sag’s gleich. Streich nicht wie die Katze um den heißen Brei und heuchel mir was vor von Hunden und schlimmen Beinen und der Geier weiß was noch.«
»Hab’ nichts gesagt von einer rothaarigen Kellnerin im ›Blue Choctaw‹.«
»Also gut. Ich komme jedenfalls nicht mit. Da ist doch immer Rambazamba, besonders samstags. Die Frauen sehen aus wie Berufscatcher, die Männer sind noch übler. Letztes Mal hätte ich mir fast ’ne Rippe gebrochen. Für heute habe ich genug Aufregung hinter mir.«
»Ich hab’ dir doch gesagt, laß sie bei dem Kerl von der Tankstelle. Genau wie letzten Donnerstag. Ich sag’ noch, der Schuß ist hundertfünfunddreißig Yard weit, ich hab’s nämlich
ausgemessen. Aber nein, du glaubst mir nicht und nimmst ein Eisen acht.«
»Hörst du jetzt davon auf? Ich hab’ sofort zugegeben, daß ich einen Fehler gemacht habe, am nächsten Tag noch mal und seitdem zweimal am Tag, halt also endlich die Klappe!«
»Dallie, es ist wirklich dumm, nicht auf den Caddy zu hören. Manchmal glaube ich, du verlierst die Turniere mit voller Absicht.«
»Francie?« Dallie drehte sich zu ihr um. »Hast du noch ein paar faszinierende Geschichten über Mascara auf Lager, die du jetzt gern loswerden möchtest?«
»Bedaure«, flötete sie. »Das Lager ist leider geräumt. Außerdem sollte ich nicht plaudern, erinnern Sie sich noch?«
»Ist sowieso zu spät«, seufzte Dallie. Er hielt vor dem Haupteingang des Flughafens. Er ließ den Motor laufen, stieg aus und öffnete ihr die Tür auf der anderen Seite. »Francie, es war durchaus nicht uninteressant.« Er stellte ihr das Gepäck hin. »Viel Glück mit deinem Verlobten und dem Prinzen und den hohen Tieren, mit denen du immer rumläufst.«
»Danke«, sagte sie steif.
Er kaute ein paarmal, dann fügte er grinsend hinzu: »Und viel Glück mit den Vampiren!«
»Auf Wiedersehen, Mr. Beaudine.« Sie klang eisig.
»Auf Wiedersehen, Miss Tussipussy.«
Jetzt hatte er doch das letzte Wort behalten. Da stand sie vor dem Flughafen und mußte zugeben, daß der gutaussehende Trampel das Spiel gewonnen hatte, das sie erfunden hatte. Ein Analphabet hatte sie geschlagen, sie, die unvergleichliche Francesca Serritella Day.
Sie warf ihm einen Blick zu, der ganze Bände verbotener Literatur hätte füllen können. »Schade, daß wir uns nicht unter anderen Umständen kennengelernt haben. Wir hätten bestimmt viele Gemeinsamkeiten entdeckt.«
Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, schmiegte sich an
seine Brust und umschlang seinen Hals mit beiden Händen, wobei sie ihm unverwandt in die Augen sah. Sie bot ihm ihre Lippen, zog sanft seinen Kopf herunter und drückte ihre Lippen auf die seinen. Dann öffnete sie ganz langsam den Mund.
Er zögerte nicht eine Sekunde. Er sprang hinein, als ob er schon
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