Kommandosache HC-9
Persönlichkeit gewechselt. Vor meiner Besatzung hatte ich den harten, Disziplin fordernden Vorgesetzten zu spielen; außerhalb des Bootes mußte ich jedoch einen verschlagenen, geldgierigen Burschen glaubwürdig darstellen. Laut Plan mußte ich meine Frau über alles lieben. Ich mußte Besorgnis heucheln, sie könnte sich mit einem anderen Mann vergnügen. Ein Ausweg aus diesem Dilemma war für Kapitän Robert Liming Geld, viel Geld, da seine Frau große Ansprüche stellte.
Okay, das war mir alles klar. Ich verabschiedete mich von General Reling und folgte den beiden Begleitern, die mich zu den luxuriösen Gästezimmern brachten, wie sie jedem GWA-Mann bei einem Aufenthalt im Hauptquartier zustanden.
4.
Ich trug die sandgelbe Khaki-Uniform mit den dunkelblauen Schulterstücken der Navy-Offiziere. Über den Schulterstücken lagen vier mittelbreite Goldstreifen als Rangbezeichnung. Sie wiesen mich als Kapitän zur See aus, vergleichbar mit einem Oberst der Armee.
Als Kopfbedeckung trug ich eine etwas verdrückte Schirmmütze mit weißem Sommerbezug. Es war ein seltsames Gefühl, wenn ich gelegentlich an den Schirm griff und damit den respektvollen Gruß der Leute erwiderte.
Aus dem achteren Turmluk des U-Kreuzers 2338 tauchte mein Erster Offizier auf, in Kurzform I. O. genannt.
Ich bemühte mich, eine möglichst kaltschnäuzige und unpersönliche Miene aufzusetzen, so wie es mir von meiner Rolle vorgeschrieben wurde.
Sonth blieb dicht vor mir stehen und tippte lässig an den Rand seiner Schirmmütze.
Ich musterte ihn und sagte laut:
»Mr. Sonth, für einen aktiven Offizier der Navy grüßen Sie recht nachlässig.«
Ich beobachtete, wie er bei meiner Zurechtweisung zusammenzuckte. Ein Oberfähnrich, der in unmittelbarer Nähe stand, verhielt sich völlig unbeteiligt, obwohl er die Worte gehört haben mußte. Ich konnte mir jedoch lebhaft vorstellen, was er über den neuen Kommandanten dachte, den man im U-Boot-Hafen von Alameda noch niemals gesehen hatte.
»Jawohl, Sir«, stieß der I. O. hervor.
»Aye, Sir heißt das«, berichtigte ich ihn boshaft.
»Aye, aye, Sir. Sie haben mich rufen lassen?«
»Nein, ich habe Sie auf die Brücke befohlen«, sagte ich aufgebracht. »Mr. Sonth, mir scheint, mein Vorgänger hat keinen Wert auf Disziplin gelegt. Das wird sich von nun an ändern. Ich verlange, daß Sie als I. O. den Leuten mit gutem Beispiel vorangehen. Bilden Sie sich meinetwegen ein, Sie seien in West-Point.«
Er blickte mir starr ins Gesicht, das sich unter den Händen der GWA-Spezialisten etwas verändert hatte. Ich sah um etwa zehn Jahre älter aus. Die grauen Haare an meinen Schläfen machten sich gut Lieutenant-Commander Sonth bemühte sich, seine Gefühle zu verbergen. In seinen dunklen Augen funkelte verhaltener Spott. Dann nahm er Haltung an.
»Ihre Befehle, Sir?«
Ich nickte anerkennend. In dieser Situation konnte sich der Oberfähnrich ein anzügliches Lächeln nicht versagen. Die Brüder waren anscheinend gewillt, ihren neuen Kommandanten unauffällig, aber nachhaltig auf den Arm zu nehmen.
Innerlich amüsierte mich ihr Verhalten, doch nach außen mußte ich meine Rolle spielen.
»Zwanzig Uhr seeklar Mr. Sonth!«
»Zwanzig Uhr seeklar. Jawohl, pardon, aye, aye, Sir!«
Der Oberfähnrich hustete. Ich erwiderte den exakten Gruß des I. O. Anschließend schaute ich mich um wie ein Mann, der schon einen beachtlichen Erfolg errungen hatte. Das konnte ja noch heiter werden!
Der »Erste« blieb plötzlich stehen, ehe er sich zögernd umdrehte. In militärischer Haltung erkundigte er sich, ob er eine Frage stellen dürfe.
Ich nickte.
»Ich bitte um Entschuldigung, Sir, aber ist es
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