Kommandosache HC-9
sicher, daß der angekündigte Passagier auch um zwanzig Uhr an Bord ist?«
»Lassen Sie das bitte meine Sorge sein, Mr. Sonth. Der Passagier wird an Bord sein.«
Er zuckte unmerklich mit den Schultern, doch ich ignorierte sein Benehmen. Zwei Minuten später tauchte der Leitende Ingenieur auf.
Er hatte ebenfalls zwei mittelbreite und einen schmalen Goldstreifen über den Schulterstücken, stand demnach im Range eines Kapitänleutnants.
Er machte seine übliche Meldung und meinte abschließend:
»Sir, vielleicht dürfte ich darauf hinweisen, daß die Reaktionsmasse des Pu-Meilers spätestens in Tanaga erneuert werden muß. Der Meiler arbeitet im Augenblick einwandfrei, doch unser Aktionsradius beträgt bestenfalls noch zwölf tausend Meilen.«
»Das würde ich noch lauter herausbrüllen, L. I.«, wies ich ihn zurecht. Diesmal war meine Verärgerung echt. Die Männer waren mehr als leichtsinnig, und dieser Ingenieur erwähnte sogar den richtigen Namen der Insel.
»Wenn Sie schon den Stützpunkt nennen müssen, so gebrauchen Sie gefälligst die Tarnbezeichnung. Sie sind wohl irrsinnig geworden!«
»Verzeihung, Sir«, entschuldigte sich der ältere Mann. »Ich dachte, da wir uns hier im U-Boot-Hafen befinden und da …!«
»Es ist gleichgültig, wo wir uns befinden, L. I. Sie haben den Ort nicht namentlich zu erwähnen. Haben Sie Laderaum T-3 vorschriftsmäßig sichern lassen? Ladung einwandfrei verstaut?«
Blässe überzog sein Gesicht. Wahrscheinlich dachte er in diesem Augenblick an die Kohlenstoffbomben, die das Boot bereits vor meiner Ankunft übernommen hatte. Ich war vor drei Stunden bei meinem Inspektionsgang durch den Kreuzer auch in Raum T- 3 gewesen und hatte die schweren Bleiwalzen gesehen, in denen der milliardenfache Atomtod lauerte.
Nachdem ich den Leitenden Ingenieur entlassen hatte, sah ich mich weiter auf dem Boot um.
Die Bezeichnung Boot war für diesen großen U-Kreuzer mit dem gewaltigen Atomtriebwerk nicht mehr zutreffend. U-2338 gehörte zu den modernsten Einheiten der U-Flotte. Er verfügte über eine komplizierte Maschinerie, die aus den Atom-U-Booten hervorgegangen war, wie man sie um das Jahr 1956 erstmalig konstruiert hatte.
In den vergangenen sechsundvierzig Jahren hatte sich sehr viel verändert. Aus den damaligen Prototypen waren lange, zigarrenförmige Giganten geworden, die für die reine Überwasserfahrt nicht mehr geeignet waren. Vor dem flachen, langgestreckten Turm war nur eine kurze, schmale Laufbrücke aufgeschweißt. Die achtere Laufbrücke war noch kleiner. Die modernen Atomtriebwerke waren von einer Sauerstoffversorgung unabhängig. Die Schnorchelvorrichtung diente nur noch dazu, das Boot gelegentlich zu ent- und belüften.
Wir hatten eine Techert-Orson-Sauerstofferzeugungsanlage an Bord, die zusammen mit der hochwertigen Luftregenerierung bewirkte, daß U-2338 jahrelang unter Wasser bleiben konnte, ohne daß die Besatzung unter Sauerstoffmangel litt. Die Maschinen waren auf Grund der Erfahrungen geschaffen worden, die man beim Dauereinsatz der ersten Atom-U-Boote gewonnen hatte. Es war nur eine Energiefrage, wie lange man dem Meereswasser den Sauerstoffbestandteil entziehen konnte.
Da dieser Kreuzer ausschließlich für die Unterwasserfahrt angelegt war, hatte man den Rumpf entsprechend ausgebildet. Der Kreuzer besaß nur eine Schraube am spitz zulaufenden Heck. Der Druckkörper wurde lediglich durch die etwas aufbauchenden Tauch- und Trimmzellen verunziert; sonst glich er einem schlanken Raubfisch.
Die vorderen und achteren Tiefenruder konnte ich nicht sehen, da sie mitsamt dem
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