Kommandosache HC-9
Bootskörper schon tief unter der Wasseroberfläche lagen. U-2338 hatte seine volle Nutzlast an Bord. Infolgedessen war er schon zu neunzig Prozent getaucht.
Ich stand auf dem Turm und blickte auf die beiden großen Rächen der Stabilisierungsruder, die man bei dieser Neukonstruktion an den Turmseiten angeordnet hatte. Der Kreuzer stellte ein machtvolles Vernichtungsinstrument dar, das nicht nur selbstlenkende Torpedos mit Plutonium-Sprengköpfen, sondern auch robotgesteuerte Kampfraketen abschießen konnte. Der Raketenabschuß erfolgte unter Wasser. Im Auftrag der Navy waren von der Industrie Spezialraketen vom Typ »Wega-Delta« entwickelt worden.
Die Weiterentwicklung der U-Waffe war forciert worden. Ausgedehnte Versuche hatten bewiesen, daß schon eine einzige Kreuzerflottille genügen würde, um einen Kontinent von der Größe Asiens zu vernichten.
Die Flugzeugträger, auf die man im Navy-Department noch im Jahre 1974 geschworen hatte, wurden kaum noch eingesetzt. Die Verantwortlichen hatten erkannt, daß diese Kolosse zu groß, zu schwerfällig und zu anfällig gegen jeden Angriff waren.
Die Marine-Luftwaffe hatte sich überwiegend auf landgebundene Stützpunkte umgestellt. Bei dem großen Aktionsradius selbst kleinster Jäger war dies eine richtige Entscheidung. Das Hauptgewicht der Offensiveinheiten lag ohnehin auf den strategischen und taktischen Fernlenkwaffen, die bemannte Riesenbomber immer fragwürdiger erscheinen ließen. Dennoch waren sie in bestimmten Situationen jeder Rakete weit überlegen.
Die stählernen Fische mit ihren kraftvollen Atomtriebwerken waren zum Rückgrat der Flotte geworden. Operationen zur See wurden nur noch von großen U-Transportern durchgeführt, die sich mit großer Geschwindigkeit siebenhundert bis zweitausend Meter unter der Wasseroberfläche in ihre Operationsgebiete hineinschlichen.
Ich erwähne diese Tatsachen nur, um Ihnen einen kurzen Oberblick über die marinetechnischen Entwicklungen zu geben. Vielleicht wird es dadurch verständlicher, warum der Chef so großen Wert auf die absolute Sicherheit im Marinestützpunkt Tanaga legte. Da dort hauptsächlich Einheiten der U-Flotte stationiert werden sollten, war es unbedingt erforderlich, unter den mächtigen Inselbergen auch Depots aller Art anzulegen.
Während ich noch die weitläufigen Anlagen des neuen U-Boothafens von Alameda betrachtete, flammte vor mir das Bildsprechgerät auf. Auf der Sichtfläche erschien der L. I.
»Frage an Kommandanten: Können die beiden Dampfstrahlzusatztriebwerke zum Probelauf angelassen werden?«
»Genehmigt! Wenn Sie mir aber das Boot gegen die Kaimauer drücken, soll Sie der Teufel holen. Ende.«
Der L. I. schaltete ab. Gleich darauf hörte ich die schweren Turbopumpen anlaufen. Das bedeutete, daß der Plutonium-Meiler bereits arbeitete und die angesaugten Kaltwassermassen durch den glühenden Wärmeaustauscher geleitet wurden.
Ich sah in meiner Vorstellung, wie das Wasser infolge der hohen Temperaturen schlagartig verdampft und mit Überdruck aus den Strahlrohrdüsen ausgestoßen wurde. Das ergab eine sehr hohe Schubleistung nach dem Newtonschen Gesetz.
Weit hinter mir sah ich das Hafenwasser brodeln. Obwohl die beiden Triebwerke nur mit einem Bruchteil ihrer Schubleistung liefen, begann der schwere Kreuzer zu erzittern. Besorgt blickte ich zu der nahen Betonmauer des Ausrüstungskais hinüber, doch es passierte nichts. Nach fünf Minuten war der Probelauf beendet. Ich erhielt die entsprechende Meldung.
Zusammen mit dem
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