Kommandosache HC-9
glänzenden Augen. »So etwas haben Sie bestimmt noch nicht gesehen.«
Im selben Augenblick verließen wir den Stollen – und ich hatte wirklich allen Grund, mich krampfhaft festzuklammern.
Vor mir lag eine Stadt! Eine Stadt mit Hochhäusern, Grünanlagen, kleinen, villenartigen Rundhäusern, Verwaltungsbauten und Kaufhäusern. Es gab reguläre Straßen und Plätze. Der Eindruck war tatsächlich überwältigend.
Langsam erhob ich den Kopf. Jetzt bemerkte ich erst die gewölbte Decke des gigantischen Felsdomes, den die Natur unter den Inselbergen erschaffen hatte.
»Gut zweihundertachtzig Meter hoch, Sir«, meinte Brown. »Die Halle ist fast rund. Sie durchmißt etwas mehr als zwei Meilen. Wenn Sie zu Fuß hindurchwollen, brauchen Sie eine dreiviertel Stunde.«
Ich konnte nur noch staunen. Da hatte man doch tatsächlich mitten in dieses Naturwunder eine Stadt hineingebaut. Alles war strahlend hell erleuchtet. Sogar die üblichen Reklameleuchtschriften fehlten nicht.
Brown bog in eine Straße ein. »River-Road« konnte ich auf dem Leuchtschild lesen. Es war hier so hell, daß man noch nicht einmal die Scheinwerfer einzuschalten brauchte. Wir fuhren an einer gepflegten Grünanlage vorbei, über der eine künstliche Sonne hing.
Die fette Muttererde mußte man unter größten Mühen herbeigeschafft haben. In diesen Minuten wurde mir erst so recht klar, was der Marine-Stützpunkt Tanaga eigentlich bedeutete. »Toll, wirklich toll. Wo liegt nun das Hauptquartier?«
»Rechts von uns, Sir. Dort drüben, der große Betonklotz.«
*
Ich ging an den beiden schwerbewaffneten Posten vorbei und betrat einen Raum, der der eigentlichen Halle vorgelagert war.
Ich wurde durchleuchtet und somit sorgfältig kontrolliert. Als ich durch eine lautlos aufschwingende Stahlpforte weitergehen durfte, wurde ich auf der anderen Seite von einem Offizier des Sicherheitsdienstes erwartet. Er lächelte höflich und forderte mich auf, meine Dienstwaffe abzugeben.
Ich sah ihn starr an, bis mir einfiel, daß ich eine kleine Automatik in der Tasche trug. Nur gut, daß ich vorläufig darauf verzichtet hatte, meine GWA-Spezialwaffe einzustecken.
»Ich bitte um Entschuldigung, Sir, aber das Hauptquartier darf mit Schußwaffen nicht betreten werden«, erklärte der Kapitänleutnant. »Sie erhalten Ihre Pistole zurück, sobald Sie das Gebäude verlassen. Darf ich bitten …«
Er wies auf eine breite Rolltreppe. Leutnant Brown mußte in der gepanzerten Wachstube warten. Obwohl er zum Sicherheitsdienst gehörte, durfte er ohne besonderen Auftrag nicht weitergehen.
Ich folgte dem Kapitänleutnant, der neben mir auf die Rolltreppe trat, die uns rasch nach oben brachte.
Aufmerksam fragte ich:
»Weshalb haben Sie hier so strenge Sicherheitsmaßnahmen? Fürchten Sie um das Leben des Admirals oder sind schon Versuche unternommen worden, in das Hauptquartier einzudringen?«
Er lächelte undurchdringlich und meinte dazu:
»Nun, Sir, Sie wissen aus eigener Erfahrung, daß hier nicht alles so ist, wie es eigentlich sein sollte. Hier befinden sich wichtige Aufzeichnungen und Pläne, die wir nicht genug abschirmen können. Wir sind schon so weit, daß wir keinem Menschen mehr trauen. Ich bin ermächtigt, Ihnen diese Auskünfte zu geben, da Sie durch Ihr rasches Handeln bewiesen haben, daß Sie zu den Offizieren gehören, zu denen man offen sprechen kann. Darf ich Ihnen einen Rat geben, Sir?«
Ich nickte zögernd. Mit gesenkter Stimme fuhr er fort:
»Admiral Porter ist ein hervorragender Offizier, aber etwas eigenartig. Er empfindet es als eine persönliche Beleidigung, wenn man über gewisse Dinge spricht, die
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