Kommandosache HC-9
leider passiert sind. Er fühlt sich sozusagen als Vater des Stützpunktes, da er von Anfang an das Kommando hatte. Vielleicht sind Sie etwas zurückhaltend, wenn die Sprache auf den Vorfall kommt. Der Chef kann sehr bissig werden, wenn unbewiesene Verdachtsmomente ausgesprochen werden. Das soll nicht heißen, daß er es grundsätzlich ablehnt, über unangenehme Dinge informiert zu werden. In solchen Fällen verlangt er aber unbedingt logische und stichhaltige Erklärungen. Sie verstehen doch, Sir.«
Ja …, ich verstand sehr gut. Admiral Porter schien jedenfalls ein Mann zu sein, der es verstand, unklare Gerüchte von Tatsachen zu unterscheiden. Ich wußte aus meinen Erfahrungen, wie unangenehm es ist, wenn man sich ständig phantastische Hirngespinste anhören muß.
Wir glitten bis zum achten Stockwerk hinauf. Die Rolltreppe endete vor einem schmalen Betongang.
Er erinnerte mich an ähnliche Zugänge im GWA-Hauptquartier, denn ich entdeckte auch hier die fest eingebauten Säurestrahler und andere Abwehrvorrichtungen.
Wir gingen an winzigen Öffnungen vorbei, die zu den optischen Aufnahmelinsen der dahinterliegenden Wachstation gehörten. Für Unbefugte konnte es keinesfalls ein Kinderspiel sein, bis zum »Chef-Tanaga« vorzudringen.
Der Offizier meldete uns an. Wir mußten drei Minuten warten, bis uns der Zutritt genehmigt wurde. Über uns flammten grüne Lampen auf, die uns bewiesen, daß die automatische Abwehr abgeschaltet worden war.
Mein Begleiter beobachtete mich verstohlen, doch ich ließ mir nichts anmerken. Er konnte ja nicht ahnen, daß ich an noch schärfere Sicherheitsvorrichtungen gewöhnt war.
Wir durchschritten eine Stahltür und befanden uns in einem dürftig möblierten Vorraum, den wir ebenfalls durchqueren mußten. Dahinter lagen die Räume des Stabes.
Ich nahm meine Mütze ab und grüßte einen Kapitän, der mit einigen Schriftstücken neben einer Frau vom Marine-Helferinnen-Korps stand.
Er schien mich sofort zu erkennen. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
»Ah, Kapitän Liming, nicht wahr! Ich habe Ihr Einlaufmanöver über die Bildschirme beobachtet. Ein Wunder, daß Sie es noch mit eigener Kraft geschafft haben. Lewrik ist mein Name. Erster Stabsoffizier.«
Ich schüttelte ihm die Hand. Die ältere Frau im Range eines Oberleutnants musterte mich mit mißtrauischen Augen.
»Warten Sie hier«, wandte sich Lewrik an meinen Begleitoffizier. Dann faßte er mich freundschaftlich am Arm.
»Der Chef erwartet Sie bereits. Wir sehen uns später, nicht wahr? Ich möchte gerne einige Details erfahren. Haben Sie schon etwas von dem Vorfall ›Aleuten-Tief‹ gehört?«
Ich beherrschte mich und zeigte ein erstauntes Gesicht. ›Aleuten-Tief‹ war die Tarnbezeichnung für den verschwundenen Marine-Transporter.
»Also noch nicht. Schön, Porter wird Sie sicherlich aufklären. Ich möchte mit Ihnen darüber sprechen. Der Adjutant soll Sie dann zu mir bringen.«
Ich sah auf die vier goldenen Streifen an seinen Ärmeln. Der Mann sah an sich vertrauenswürdig aus, doch es wollte mir nicht gefallen, daß er sofort den Vorfall »Aleuten-Tief« erwähnt hatte.
Als die Doppeltüren zum Arbeitsraum des Admirals aufschwangen, preßte ich die Aktentasche mit meinen Unterlagen fester an mich.
Ich wurde vom Adjutanten des Admirals empfangen, der mich durch ein weiteres Vorzimmer führte, das anscheinend sein Domizil war.
Augenblicke später stand ich in einem taghell erleuchteten, saalähnlichen Raum, der nur zwei kleine Fenster aus meterstarkem Panzerplastik aufwies.
Hinter dem großen Schreibtisch saß ein grauhaariger Mann mit scharfen Augen und
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