Kommandosache HC-9
Burschen meldeten. Der Ansicht war wenigstens ich. Ich glaubte nicht, daß ich mich täuschte.
Hannibal kam pünktlich um siebzehn Uhr. Ich hatte ihn bereits ungeduldig erwartet und öffnete schon die Tür, als er dem Dienstwagen entstieg.
Er trat ein und begrüßte mich respektvoll mit der Anrede »Sir«. Das Mikrophon konnte garantiert alle Worte aufnehmen. Die Durchgangstür zu meinem Wohnzimmer stand offen, und ich deutete auf die Ecke, wo der Sergeant das Gerät verborgen hatte.
Hannibal sah hinauf und nickte.
Ich schloß die Tür und sagte betont unwirsch:
»Mensch, laß die Anrede ›Sir‹. Mir wird schon übel, wenn ich das nur höre. Haben wir vergangene Nacht nicht Brüderschaft getrunken?«
»Sicher, haben wir«, gab der Kleine mit seiner ewig heiseren Stimme zu. »Das braucht aber nicht zu bedeuten, daß das auch mein Fahrer hören muß. Warum bist du denn so niedergeschlagen? Etwa wegen der blöden Geschichte mit dem U-Boot?«
Ich lachte ein wenig hysterisch und gab ihm gleichzeitig einen Wink, in einem Sessel der Couchecke Platz zu nehmen. Die Polstergruppe stand direkt unter dem Mikrophon.
»Setz dich. Der Erfrischungsautomat steht neben dir. Die Whiskybehälter sind gefüllt. Wenn ich gewußt hätte, was mich in diesem Inselladen erwartet, hätte ich das Kommando über U-2338 abgelehnt. Verdammte Geschichte. Laß dir mal erzählen, was ich heute von Porter erfahren habe.«
Das war der erste Schachzug, da es mir verboten war, über die Angelegenheit zu sprechen.
Hannibal hörte aufmerksam zu. Ab und zu warf er einen kräftigen Fluch ein. Ich schloß mit den Worten:
»Ich bin jetzt so weit, daß nicht nur mein Kommando, sondern sogar meine Laufbahn auf dem Spiel steht. Wie beurteilst du meine Chancen? Du bist schließlich beim Sicherheitsdienst.«
Behaglich lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schielte beharrlich auf das Mikrophon, das unser ›Hörspiel‹ bestimmt mit größter Präzision aufnahm.
»Nun, dazu muß ich dir zuerst sagen, daß ich heute Vormittag einen Befehl vom Sicherheitshäuptling erhalten habe, und der hat ihn von Porter. Demnach bist du so gut wie verhaftet. Es kann nur noch eine Frage von wenigen Tagen, vielleicht nur von Stunden sein, bis der Befehl aus Washington kommt, dich in die Staaten zu bringen. Da Kapitän Orlop, unser Sicherheitschef, schon erfahren hat, daß wir uns angefreundet haben, hat er mir den Befehl erteilt, dich unauffällig zu überwachen. Deshalb kann ich dich auch ohne Schwierigkeiten aufsuchen. Normalerweise hätte ich noch Dienst, doch ich bin abgestellt worden.«
Er kritzelte etwas auf einen Zettel, den ich vorher bereitgelegt hatte.
»Information stimmt«, konnte ich lesen.
Ich runzelte nachdenklich die Stirn und warf spöttisch ein:
»Was du nicht sagst! Und warum erzählst du mir das? Du weißt doch, du würdest unbarmherzig bestraft, wenn irgendwie herauskäme, daß du mich orientiert hast.«
»Ich will dir mal etwas sagen, mein Lieber«, entgegnete er humorlos. »Dieses Tanaga läßt mich so kalt, daß es mir völlig gleichgültig ist, was die über mich denken. Ich habe dir die Information gegeben, weil du mir leid tust und weil mir der hiesige Laden in zunehmendem Maße mißfällt. Unter Porter komme ich nicht weiter, darüber bin ich mir klar. Ich will aber weiterkommen. Oder glaubst du, ich möchte bis zu meinem Lebensende Korvettenkapitän und obendrein noch in Tanaga bleiben? Dabei lege ich gar keinen Wert darauf, in der Navy Karriere zu machen. Das würde mir wohl auch kaum gelingen. Ich habe mich nicht nach dem Kommando gedrängt. Sie haben mich aus den Staaten auf diesen Posten abgeschoben, weil ich ihnen dort auf die Nerven gegangen bin. Was man jetzt mit dir macht, ist eine bodenlose
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