Kommandosache HC-9
rollte die Lawine! Wenn es vorher zu langsam gegangen war, so begannen sich die Ereignisse nun zu überstürzen. Für meine ›Freunde‹ war ich endgültig zum wichtigsten Mann des Stützpunktes geworden, denn nun mußte es für mich eine Kleinigkeit sein, selbst größere Behälter mit gefilmten Unterlagen und wörtlichen Nachrichten ins offene Wasser zu bringen.
12.
Gegen sechzehn Uhr wurde ich angerufen. Es war Sicherheitschef Orlop, der mich diesmal nicht offiziell in sein Hauptquartier befahl, sondern höflich und freundlich darum bat. Ich sagte zu. Dreißig Minuten später stand ich vor ihm. Der Offizier, der mich zu ihm bringen sollte, schüttelte mir die Hand und gratulierte mir zu dem Erfolg.
In der Wachstube saß Sergeant Strubing. Er hatte anscheinend Dienst. Als er mir verstohlen zublinzelte, kniff ich ebenfalls ein Auge zusammen. Er schien schon zu wissen, daß Kapitän Orlop nach mir verlangt hatte. Die Nachricht hatte sich herumgesprochen, und ich mußte von vielen Leuten Glückwünsche entgegennehmen .
Als sich die Doppeltüren hinter mir geschlossen hatten, kam Orlop lachend auf mich zu. Etwas außer Atem und freudig erregt meinte er:
»Na, Sir, das nenne ich prompte Arbeit. So etwas habe ich niemals erlebt, obwohl ich seit zwanzig Jahren im Sicherheitsdienst der Navy tätig bin. Arbeitet die GWA immer so schnell?«
»Diesmal hatte der Zufall seine Hand im Spiel«, schmunzelte ich. »Wenn mich der Kommandant des GAS-Bootes nicht angegriffen hätte, dann wäre die Sache anders verlaufen. Der Bursche kam mir wie gerufen. Admiral Porter hat gestrahlt. Es war ihm anscheinend böse auf die Nerven gegangen, daß er mir nicht helfen konnte. Haben Sie einmal die Personal-Unterlagen vom Ersten Stabsoffizier eingesehen? Ich meine Kapitän Lewrik?«
Er nahm ein dünnes Aktenstück vom Schreibtisch.
»Ist geschehen. Ehe er nach Tanaga versetzt wurde, hat man ihn natürlich sorgfältig überprüft. Aus den Akten geht überhaupt nichts hervor. Nur eine Sache macht mich etwas stutzig.«
»Das wäre?« fragte ich gespannt.
»Er hatte in den Staaten eine sehr unangenehme Affäre. Vergehen gegen das Rauschgiftgesetz. Durch eine schwere Verletzung bei einem Dienstunfall wurde er mit Morphin bekannt. Anschließend hat er es sich schwarz besorgt. Er wurde gewaltsam entwöhnt. Es liegt schon fünf Jahre zurück. Sonst konnte ich keine bedenklichen Angaben finden.«
»Ist der Mann rückfällig geworden?«
»Konnte nicht festgestellt werden.«
Das waren Angaben, mit denen ich nichts anfangen konnte. Trotzdem wollte mir Lewrik nicht gefallen, da er mich zu offensichtlich ausgehorcht hatte. Im Hauptquartier des Stabes saß er an der Quelle. Es mußte für ihn leicht sein, an die wichtigsten Geheimunterlagen heranzukommen.
»Ordnen Sie eine unauffällige Überwachung an, aber nehmen Sie nur Leute, denen Sie unbedingt vertrauen können. Beauftragen Sie Männer, die bisher in der Unterwasserortung arbeiteten. Ich weiß, daß es unseren Gegnern bisher nicht gelungen ist, dort Agenten einzuschmuggeln. Klappt die Verbindung mit meiner Kollegin, Dr. Fiskul?«
»Ausgezeichnet. Ich habe ihr eine Sonderleitung freigemacht, die direkt in mein Arbeitszimmer führt. Abhörgefahr besteht nicht.«
»Sehr gut. Warten wir ab, was der heutige Abend bringt. Nun bin ich ja offiziell der Chef der Vierten Küstenwachflottille. Es wäre daher für unsere Freunde an der Zeit, endlich Farbe zu bekennen. Wir kennen noch zu wenig Agenten. Verabschieden Sie mich nun, ich muß in einer Stunde das Kommando übernehmen.«
»Toll«, lachte er. »Ich möchte nur wissen, woher Sie das alles wissen. Sind die
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