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Komme, was Wolle

Komme, was Wolle

Titel: Komme, was Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gil McNeil
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in einer Art Bronzewolke aus Seide, die sich im Wasser spiegelt, und sie sieht absolut umwerfend aus. Sie muss sich halbtot frieren, aber das würde keiner vermuten, weil sie total entspannt wirkt und ohne den leisesten Anflug dieses Serienmördergrinsens, das die meisten von uns auf Fotos haben. Und auch wenn man weiß, dass es ihr Job ist, ist es unglaublich beeindruckend, besonders mit all diesen vielen Menschen um sie herum, die sie wie ein Luchs beobachten und immer wieder vorpreschen, um an ihrem Haar oder Make-up herumzuzupfen oder zu tupfen.
    »Das ist fantastisch, mein Engel. Sieh jetzt bitte ein bisschen nach unten.«
    Sie blickt nach unten.
    »Gleich falle ich aus diesem Oberteil. Schwanger zu sein bewirkt wirklich Wunder an deiner Oberweite.«
    Daniel lacht. »Das sehe ich. Halte das Strickzeug ein bisschen mehr nach links, nur ein bisschen … noch ein bisschen. Perfekt.«
    Sie strickt weiter, blickt aber gelegentlich hoch. Sie hat etwas auf ihren Wangen, was das Licht einfängt.
    »Schön.«
    Sie lächelt.
    Die Zeitschriftenleute stehen alle dicht zusammengedrängt und nicken und sehen in ihren diversen Schwarz- und Grauschattierungen sehr schick aus. Ich glaube, man muss magersüchtig sein, wenn man für eine Modezeitschrift arbeitet, so dass ich mir Mühe gebe, ihnen nicht allzu nahe zu kommen. Sie sind nicht besonders freundlich, besonders Stella nicht, die meiner Meinung nach die Chefin ist, weil Ed ihr ständig ein Glas Wasser holt und viel Aufhebens um sie macht und sie Daniel ständig für kleine Unterredungen zu sich beordert. Als ich kam, hat sie mich kurz, aber eingehend von oben bis unten gemustert, aber ich glaube nicht, dass sie von meinem Aussehen sehr beeindruckt war. Ich dachte, meine Aran-Wolljacke wäre prima gegen die Kälte draußen, auch wenn sie inzwischen ziemlich ausgeleiert ist, aber jetzt fühle ich mich nur so, als wäre ich die einzige weibliche Imitatorin von Starsky und Hutch.
    »Versuchen wir es mit dem Ruderboot. Wir haben es auf dem Rasen aufgebaut, bei den Bäumen.«
    Ein altes, grau-verwittertes Boot steht auf dem Rasen mit dem Haus als Hintergrund, umgeben von silbernen Reflektoren und einem eher ängstlich aussehenden Bruno an einer Seite. Aber Grace scheint die Bitte, sich mitten auf ihrem Rasen in ein Boot zu setzen, nicht im Mindesten zu erschüttern, und klettert ohne Murren hinein. Das Boot wackelt und kippelt, und Tony und Bruno eilen heran, aber das Wackeln hört bald auf, und Grace setzt sich.
    »Großartig. Das gefällt mir. Ich will nur mal eben die Beleuchtung checken.«
    »Jo, können Sie kurz herkommen?«
    Daniel und Tony bewegen irgendwelche Schirme, rücken das Stativ zurecht und spähen in ihre Belichtungsmesser.
    Grace reicht mir ihr Strickzeug. »Da ist was falsch.«
    »Sie haben nur eine Masche fallen lassen, das ist alles.« Ich repariere den kleinen Schaden schnell.
    »Danke. Meine Güte, mir ist eiskalt.«
    »Soll ich Ihnen einen Schal holen oder was anderes?«
    »Nein, geben Sie mir nur für eine Minute Ihre Jacke.«
    Ich ziehe sie aus und lege sie ihr um die Schultern.
    »Sie ist größer geworden, als ich ursprünglich wollte.«
    »Haben Sie die gemacht? Meine Güte, wie lange haben Sie dafür gebraucht?«
    »Nicht lange – ich habe dicke Nadeln benutzt. Aber Archie hat sie adoptiert, er wickelt sich gern darin ein, wenn er fernsieht, und steckt seine Beine durch die Ärmel, was es nicht besser gemacht hat.«
    Sie lacht, und das Boot wackelt leicht. »Sie müssen Ihre Kinder mal irgendwann mitbringen. Ich würde sie gern kennenlernen.«
    Daniel kommt herüber.
    »Fertig, wenn du es auch bist, mein Engel. Willst du das anbehalten?«
    »Leider nein.«
    Er grinst.
    Die Sonne kommt heraus, und dann verschwindet sie wieder, und Daniel flucht und tauscht die Kameras aus, aber schließlich ist er fertig, und wir gehen nach drinnen und trinken Kaffee und essen Mini-Croissants, die Sam gerade frisch gebacken hat, sowie etwas Mandelgebäck und Obstteller. Die Zeitschriftenleute betrachten das Gebäck mit unterschiedlich sehnsuchtsvollen Blicken, aber kein Mensch rührt tatsächlich irgendetwas an, außer mir und Tony, der es verschlingt. Grace ist oben und wird in ihr nächstes Outfit gesteckt, und Daniel hängt am Telefon und streitet sich mit jemandem in Paris.
    »Wenn du vorhattest, es zu beschneiden, hättest du verdammt noch mal fragen müssen.«
    Tony verdreht die Augen. »Sie lernen es nie.«
    Grace kommt herein und trägt ein stufiges

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