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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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durchtrennt und ihr damit verdeutlicht hatte, dass ihre Träume sehr zerbrechlich waren, spielte jetzt in Höhe ihrer linken Brust Katz und Maus mit ihrem Leben.
    Stoján war ihr jetzt ganz nahe. Sie konnte seinen durchdringenden Schweiß riechen, und das machte ihr ebenso große Angst wie seine drohende Stimme.
    »Du warst ganz, ganz böse? Oder?«
    Er schaute nach unten und ließ seine grausamen Augen auf ihren nackten Körper fallen. Auf ihren faltigen, weißen Bauch, ihre Schenkel und Beine. Dann sah er wieder hoch. Sein Blick blieb an ihren dünnen Schamhaaren haften, dünn und vom Alter farblos. Er grinste, schnaubte verächtlich und begegnete dann wieder ihrem hin und her irrenden Blick.
    Stoján stach mit der Spitze seines Stiletts zu. Nachdrücklich, jedoch nicht zu sehr, aber genug, dass Blut aus der Wunde sickerte. Sie war wirklich nicht groß – alles andere als ernst –, mehr so etwas wie ein Scherz.
    Aber Frauen gerieten dadurch immer außer sich vor Angst. Und das war Sinn der Sache. Das funktionierte immer.
    Außer bei Elin Starbeck.
    Sie zuckte zusammen, japste, aber stand dann wieder kerzengerade da.
    In ihrem Leben hatte es andere Dinge gegeben, Dinge, die sie bis in die Seele hinein stumm und kalt gemacht und ihr die graue Gleichgültigkeit verliehen hatten, die in dieser harten Welt immer ihre Stärke gewesen war. Sie wusste genau, wo sie sie zwischen den elenden Trümmern ihres Lebens suchen musste. Wieder einmal beschwor sie sie herauf und stellte sich ihm mit einem wütend-trotzigen Blick.
    Diese verdammte Hure!
    Er hatte sie nicht gebrochen.
    Er wollte, dass sie bettelte, um Gnade flehte. Wenn sie das nicht tat, dann hatte er auch keine Freude daran.
    Er schüttelte missmutig den Kopf und beschloss, dass es vielleicht an der Zeit war, die Arbeit mit etwas mehr Nachdruck zu verrichten.
    Vielleicht sollte er ja etwas weiter gehen?
    Oder etwas weiter nach unten?
     
    »Stopp!«, schrie Sahlman und zog Hill am Ärmel. »Hier muss es sein, du bist vorbeigefahren, du Blödmann!«
    Sein Ärger über das launische Benehmen seines Kollegen hatte immer weiter zugenommen, und er fand, dass es an der Zeit war, ihn zurechtzuweisen.
    Sie waren wie die Verrückten gerast, um herzukommen. Sie hatten die Kurve bei der Hamburgerbar in dem kleinen friedlichen Ort Ramseryd mit einer solchen Geschwindigkeit genommen, dass den Leuten die Wurst im Hals stecken geblieben war. Vor der Dorfschule hatten sie dann noch eine rote Ampel überfahren, es war zwar schon zehn Uhr abends gewesen, aber trotzdem!
    Und jetzt, als sie endlich an Ort und Stelle waren, fuhr er einfach vorbei! Vorbei an den Zapfsäulen und Lichtreklamen und an dem ganzen Zirkus, als würde es ihn nicht mehr im Geringsten interessieren.
    »Bist du nicht mehr ganz bei Trost, da war es doch!«, fauchte er noch einmal erbost.
    »Aber du hast doch das Auto gesehen, verdammt. Den grünen Volvo!«, fauchte Hill zurück.
    Sahlman sah seinen Kollegen aus den Augenwinkeln zweifelnd an.
    Nicht weil er so ein komisches Stützpflaster auf der Nase hatte, das konnte schließlich jedem passieren, sondern weil er nicht die geringste Ahnung davon gehabt hatte, dass Hill sich vor grünen Volvos fürchtete. Ob die Personalstelle wohl davon wusste?
    Hill merkte plötzlich, genau als er um die Kurve zu Elin Starbecks Tankstelle fuhr, dass Sahlman nicht alles so überblickte wie er.
    »Dieser Volvo«, erklärte er, als er etwas später in einen schmalen Waldweg einbog, »sieht genauso aus wie der, der Mittwochabend vor dem Präsidium geparkt war. Du weißt, an dem Abend, als ich auf der Aurora überfallen worden bin.«
    Hill machte die Scheinwerfer aus und wendete mit aufheulendem Motor den Mondeo. Schließlich parkte er den Wagen am Rand der Landstraße in Richtung auf die kleine Lichtung.
    »Das kann reiner Zufall sein, natürlich, aber das glaube ich nicht, dass genau so ein Wagen jetzt vor Elin Starbecks Tankstelle steht! Elin Starbeck, die mit aller Wahrscheinlichkeit ihr nächstes Opfer wird, wenn sie das nicht bereits ist.«
    Sahlman seufzte erleichtert. Hill war doch nicht verrückt. Das Ganze war durchaus vorstellbar. Jedenfalls war dieser Zufall zu auffällig, um einfach ignoriert werden zu können.
    Hill versicherte sich, dass kein Verkehr aus nördlicher Richtung kam. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein Zusammenstoß. Nein, jetzt wollte er gar nichts riskieren. Etwas, vielleicht war das wieder seine Intuition, sagte ihm, dass kreischende

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