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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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für ein Versteck haltet?
    Er hatte die Läden überprüft, nach Übereinstimmungen in der Einrichtung gesucht und schließlich eine plausible Theorie entwickelt.
    Von Anfang an war er davon überzeugt gewesen, dass es sich entweder um Kinderarbeit oder etwas Übernatürliches handeln müsse. Und im Verlauf der Nacht und des Morgens sollte sich zeigen, was davon stimmte.
    In dem Viertel hatte es zwei Läden gegeben, denen noch kein nächtlicher Besuch abgestattet worden war, und beide hatten sie genauestens überwacht. Sahlman hatte im Büro des einen gesessen und Edström vom örtlichen Revier in dem des anderen.
    Sahlman hatte das Glück gehabt, seine Theorie im Detail verifiziert zu sehen.
    Es war anstrengend gewesen, solange stillzusitzen. Aber als es draußen endlich dunkel geworden war, hatte im Laden plötzlich etwas geklappert.
    Unter dem Ständer für das Brot war steifbeinig ein etwa zwölfjähriger Junge hervorgekrochen. Vorsichtig hatte er Arme und Beine ausgestreckt, um den Blutkreislauf wieder in Gang zu bringen, dann war er mit einer winzigen Taschenlampe den Fußboden entlanggekrochen.
    Er war auf dem Weg ins Büro gewesen, zur Tageskasse, die in einer Schublade des Schreibtisches verwahrt wurde, als ihm Sahlmans ordentlich gebürstete Wildlederschuhe auf einmal den Weg verstellten.
    Der Junge hatte alles detailliert erzählt. Er war fast erleichtert gewesen, dass seine Umtriebe endlich unwiderruflich ein Ende gefunden hatten.
    Sein Papa, ein vorzeitig pensionierter Trainer, hatte nach dem Bericht seines Sohnes ebenfalls umgehend gestanden. Der Sohn hatte erzählt, wie er hatte üben müssen, lange unbeweglich in engen Verstecken zu liegen, wie ihm sein Vater beigebracht hatte, einfachere Schlösser zu knacken und wie er die Läden morgens immer verstohlen mit dem ersten Kunden verlassen habe, die Vortageskasse sicher unter dem Hemd verstaut.
    Deswegen war Sahlman heute auch mit sich zufrieden. Mit solchen Fällen hatte er gern zu tun, wo es auf Scharfsinnigkeit ankam und bei denen keine Schlägerei zu befürchten war, die einem die Kleider ruinieren konnte.
    Als er sich jetzt mit der Geschichte von Elin Starbeck befasste, glaubte er nicht, dass der Auftrag in Ramseryd seinen neuen graublauen Leinenanzug mit passender Weste gefährden könnte. Der saß perfekt, auch wenn das Pistolenhalfter etwas ausbeulte.
    Es hatte angefangen, kräftig zu regnen. Pfützen bildeten sich beunruhigend schnell auf dem Asphalt.
    »Verdammt«, sagte Hill und ließ die Scheibenwischer so schnell wie möglich laufen, als er einen spritzenden Frigoscandia-Lastzug überholte. »Dieser verdammte Regen hält uns noch auf!«
     
    Die Pläne waren einfach wunderbar. Zweifellos das Fantastischste, was Elin Starbeck in ihrem bisherigen Leben gesehen hatte.
    Obwohl es nur um Technik ging, moderne, sich selbst regulierende Zapfsäulen, Hebebühnen und Gefrierschränke mit Glastüren für die Lebensmittel, mit denen sie in Zukunft die Bevölkerung des Ortes versorgen wollte, alles von einem Computerprogramm gezeichnet, sah sie etwas ganz anderes.
    Sie sah ein neues Leben vor sich.
    Endlich würde ihre Tankstelle das Zentrum des kleinen Ortes werden. Davon hatte sie immer geträumt, seit ihrer traurigen Kindheit hatte sie sich das vorgestellt, während all der düsteren Jahre mit ihrem alkoholisierten Vater, und als sie schließlich einsehen musste, dass sie auf dem Heiratsmarkt keine Chancen hatte.
    Dass gerade sie jetzt trotzdem Glück gehabt hatte, dass sie endlich im richtigen Hafen angelegt hatte und dass die Sonne wohlwollend auf sie herabschien, während sie ihren Jackpot einheimste.
    Sie hatte das Radio an und machte sich in ihrem neu gekauften Nachthemd in ihrer unmodernen und heruntergekommenen kleinen Wohnung hinter der Tankstelle zu schaffen.
    Den größten Teil des Tages hatte sie beim Bauamt verbracht. Wegen einer Kleinigkeit musste sie danach noch die Sparkasse aufsuchen. Inzwischen hatte sie mehr Selbstvertrauen, wenn sie dorthin musste. Aufrecht ging sie an Eva Steiningers Kasse vorbei und direkt in das Zimmer des Direktors.
    Ihr neues Leben gefiel ihr richtig gut. Sie kam sich eher wie eine Direktorin vor, nicht wie jemand, der gezwungenermaßen einen Ölwechsel nach dem anderen durchführt. Mittlerweile verbrachte sie ihre Tage mit sinnvollen Büroarbeiten.
    Ihr Leben hatte wirklich eine Wende genommen.
    Sie hatte sogar angefangen, auswärts zu essen. Zu Hause zu kochen, während die Arbeiten ihren Fortgang nahmen,

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