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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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stellte er resigniert fest. »Ich dachte zuerst, das sei irgendeine Fernbedienung. Aber hier unten ist eine merkwürdige Spalte. Sieht so aus, als sollte man da eine Geldautomatenkarte oder so was reinstecken, siehst du?«
    »Aber wieso das?«
    »Ich habe nicht den blassesten Schimmer.«
    Er zog eine der stabilen Beweismitteltüten mit eingebautem Verschlussstreifen aus der Innentasche seiner Jacke.
    »Wir nehmen das Ding für die Spurensicherung mit«, sagte er und ergriff es mit zwei Fingern, die in Baumwollhandschuhen steckten. »Mal sehen, ob es ihnen mehr sagt.«
    Vorsichtig legte er das Kästchen in die Tüte, als sei es auf Grund seiner Ungewöhnlichkeit zerbrechlich und unberechenbar.
    »Okay«, meinte Susanna, »die Belege nehmen wir auch mit. Glaubst du, dass es hier sonst noch was zu holen gibt?«
    Er sah sich in der Wohnung um und hatte auf einmal ein merkwürdiges Gefühl: Es machte keinen Unterschied, dass der Mieter, der Herr im Hause, gestorben war.
    Alles wirkte sowieso unpersönlich und lieblos, ein vollkommen identitätsloses Zuhause, ein Vakuum, um dort zu nächtigen, und jetzt ein trauriges Requiem auf das einsame Leben des Sten Andersson.
    »Nein. Hier haben wir wohl nichts mehr verloren«, pflichtete ihr Hill bei und versicherte sich, dass die Tür ordentlich verschlossen war, als sie gingen.
    Das dänische Liveshowpaar war noch nicht wieder zurück.
    Niemand stellte daher ihr Recht in Frage, den Parkplatz der Firma zu benutzen, und sie verließen den Axtorpsvägen in Drottninghög ebenso unbemerkt, wie sie gekommen waren.
     
    Die Spurensicherung machte einen schnellen Versuch, zu ermitteln, worum es sich bei dem merkwürdigen Kästchen handelte, aber auch dort gab es niemanden, der ihnen hätte weiterhelfen können.
    »Nein«, gestand Anderberg ratlos ein, »ich habe wirklich keine Ahnung, worum es sich handeln könnte. Es ist ganz eindeutig eine Spezialkonstruktion. Nichts, was man im Laden kaufen könnte. Nirgendwo ist ein Markenzeichen, und es ist auch nicht zu erkennen, wie das Ding funktioniert.«
    Hill seufzte. An diesem Fall war wirklich nichts Einfaches, nichts ergab sich von selbst.
    »Aber gleichzeitig«, fuhr Anderberg fort, »handelt es sich auch nicht um irgendeine dürftige Amateurarbeit. Was immer es sein mag, es stammt von einem Profi. Jemandem, der elektronische Geräte herstellt, vermute ich. Das ist an den Lötstellen zu erkennen.«
    »Und wenn du raten müsstest?«
    »Tja …« Anderberg drehte den Gegenstand hin und her. »Möglicherweise stammt das Ding aus Lund, von den Technikern oder Physikern. Die Optik ist avanciert, nichts was ich auf Anhieb wiedererkennen würde. Mein Vorschlag wäre, dass du dich in Lund erkundigst, eine bessere Idee habe ich leider nicht.«
    Hill freute sich nicht übermäßig.
    »Okay«, erwiderte er, »ich hole das Ding nachher wieder bei euch ab. Ich muss hier erst noch ein paar Sachen erledigen. Der Versuch mit der Uni muss warten.«
    »Gut. Viel Glück«, meinte Anderberg und schob Blutpräparate unter seine beiden Elektronenmikroskope. Er wollte einen Vergleich anstellen, und hatten sie Glück, dann konnte einer der berüchtigtsten Einbrecher der Stadt damit rechnen, ein paar weitere Jahre auf Staatskosten zu leben.
    Missvergnügt kehrte Hill in sein Büro zurück. Er arbeitete nicht gern in Lund. Schuld daran war dieser akademische Zirkus. Dabei rollten sich ihm die Zehennägel auf. Es erinnerte ihn alles immer an einen Geheimbund, eine vollkommen andere Wirklichkeit, und er besaß keine Mitgliedskarte.
    Stets hatte er das Gefühl, als starrten ihn alle abschätzig an und fänden, dass er dort nichts zu suchen habe. Er hatte auch den Eindruck, dass man ohne diese Mitgliedskarte keinen Zugriff auf wesentliche Informationen erhielt.
    Und das machte ihn nervös.
    Außerdem war da noch das Straßennetz der Stadt – dieser mittelalterliche Stadtplan, der zur Folge hatte, dass man nie eine einfache und einleuchtende Wegbeschreibung erhielt. Querstraßen zu zählen genügte nicht, wenn man einem Ziel entgegenstrebte, einfache Begriffe wie rechts und links reichten nicht aus.
    Alles ähnelte einem Labyrinth, gelegentlich waren sogar Kehrtwendungen erforderlich, und beschreiben ließ sich das schon mal gar nicht. Noch so ein Trick – vermutete Hill –, um Fremde auf Abstand zu halten.
    Aber Anderberg hatte seine Meinung kundgetan, und es wäre fast einem Dienstvergehen gleichgekommen, einer Spur nicht zu folgen, auf die ein erfahrener Kollege

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