Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
Vom Netzwerk:
stets latent vorhandene Melancholie auf.
    Er zeigte dem uniformierten Beamten an der Tür seinen Ausweis.
    »Hill, Helsingborg«, sagte er und wurde sofort hereingewinkt. Offenbar erwartete man ihn bereits.
    Wie am Vorabend in Berga wirkte auch diese Tankstelle seltsam verändert. Nichts war zerstört, und nicht einmal die Kasse war geöffnet worden. Er merkte, wie sich ihm wieder die Nackenhaare aufstellten. Obwohl er es nicht benennen konnte, hatte er sofort ein Gefühl von Déjà-vu.
    »Hallo, mein Name ist Holmgren«, stellte sich ein stattlicher Kriminalbeamter der Polizei Landskrona vor.
    Hill schüttelte dem Mann, der etwa zehn Jahre älter war als er, die Hand. Er war ganz klar mehr nach Joanssons Geschmack: ordentlich und wahrscheinlich ohne jeden Hang zur Schwermut.
    Paintball? Hill hatte nicht den blassesten Schimmer gehabt, dass sich Joansson mit so etwas amüsierte. So konnte man sich irren.
    »Danke, dass Sie mich angerufen haben«, entgegnete er leise.
    Das herzerweichende Weinen wurde lauter und unterbrach sie. Es bereitete Hill stets Mühe, solche Situationen zu meistern, und dieses Mal blieb es ihm Gott sei Dank erspart.
    Eine Polizistin hatte der armen Frau, die gerade ihren hingerichteten Mann identifiziert hatte, einen Arm um die Schultern gelegt. Die Männer hielten sich alle etwas auf Abstand, denn irgendwie half das Mitleid einer Frau den Hinterbliebenen am besten.
    Nach einer Weile sah sie endlich ein, dass es keinen Sinn hatte, länger zu verweilen, und wie in Trance ließ sie sich zu einem Streifenwagen führen, um die Fahrt zum Krankenhaus in Landskrona anzutreten. Nicht dass die Spritze, die sie dort bekommen würde, etwas ändern konnte. Aber sie würde ihr zumindest eine Zeit der Ruhe und des Vergessens schenken.
    Das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben, verstärkte sich bei Hill, als er das Büro der Tankstelle betrat.
    Neu war allerdings, dass sich das Drama hier und nicht draußen im Shop abgespielt hatte. Außerdem war der Mord am Nachmittag verübt worden.
    Aber Hill ahnte, dass dies keine große Rolle spielte. Der Zeitpunkt war einfach praktischer gewesen. Es war praktischer, die Hinrichtung gegen drei im Büro vorzunehmen als in einem einsamen, nächtlichen Augenblick vor der Kühltheke.
    Der Modus operandi war genau derselbe.
    Leblos und mit einer dunkelblauen Binde vor den Augen lag der Mann auf dem Fußboden und hatte eine riesige klaffende Austrittswunde im Nacken. Die Kugel steckte ordentlich zusammen mit Knochensplittern und Hirnsubstanz in der Wand dahinter.
    Die Hosen waren wie im Fall von Sten Andersson verfleckt, was an sich peinlich gewesen wäre, aber jetzt überhaupt keine Rolle mehr spielte.
    Es war kaum noch zu erkennen, aber bei dem Opfer hatte es sich um einen großen, gut aussehenden Mann gehandelt, schlank und durchtrainiert. Seine Gesichtszüge waren sehr ebenmäßig und sympathisch.
    Sein Haar war pechschwarz, was darauf schließen ließ, dass er noch relativ jung war. Offenbar war er ausländischer Abstammung, dachte Hill, im Unterschied zu Sten Andersson, der in direkter Linie von den schonischen Bauern abstammte und der überdies mittleren Alters gewesen war. Was die Abstammung anging, ließen sich also keine Gemeinsamkeiten finden.
    Die Spurensicherung war wie immer, wenn Personen während normaler Arbeitszeiten ermordet wurden, schnell am Platz. Überdies ließ es sich bei Tageslicht besser arbeiten. Die Männer von der Spurensicherung erledigten ihre Aufgabe so graziös wie Seiltänzer im Zirkus. Vorsichtig beugten sie sich über Kanten, um eventuelle Fingerabdrücke zu sichern, behutsam bewegten sie sich zwischen den alltäglichen Ladenregalen des Shops, der der Arbeitsplatz des Ermordeten gewesen war, um ein paar Staubkörnchen aufzusammeln.
    Hill sah sich um. Er versuchte alles in seinem Unterbewusstsein zu speichern. Eventuell ließ sich ja doch etwas finden. Etwas, was auf den ersten Blick überhaupt nichts zu bedeuten schien, aber vielleicht …?
    Nein, er wusste es nicht. Das war nur so eine Angewohnheit. Nichts Mystisches, keine magische Intuition. Er war sich nicht einmal sicher, ob Ermittler über diese in höherem Grade verfügten als normale Sterbliche. Wahrscheinlich war das reines Wunschdenken.
    Er seufzte schwer und kehrte mit vorsichtigen Schritten in den Laden zurück. Alles war merkwürdig unberührt, nicht einmal eine Schachtel Zigaretten schien zu fehlen.
    Und doch musste hier irgendetwas sein! Etwas, was den Tankwart sein

Weitere Kostenlose Bücher