Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin
gemeinsamen Gestaltung des Wochenendes mit einer vernichtenden Replik und einem frechen Lächeln, während sie ein Minutensteak mit Kräuterbutter und ein Hörnchen Schokoladeneis gleichzeitig servierte.
Der gut gelaunte Wirt amüsierte sich und platzierte einen großen Batzen Remouladensoße wie das Tüpfelchen auf dem I auf einem unwiderstehlichen Fischfilet.
Bald stand ein Hamburger vor ihm auf dem Tresen. Er nahm sich Besteck und eine Serviette und suchte sich einen freien Platz weiter hinten im Lokal.
Dort saß sie.
Catharina Elgh.
Versunken in einen Bericht oder Aufsatz saß sie direkt vor seiner Nase. Mit mechanischen Bewegungen und abwesendem Blick biss sie gelegentlich, ohne die Lektüre zu unterbrechen, von dem Fischburger ab, der vor ihr auf einem Teller lag.
Er konnte nicht anders. Ihm wurde ganz warm ums Herz, und er war glücklich, sie nur dort sitzen zu sehen.
»Hallo«, sagte er.
Aber sie war ganz versunken in ihre Papiere.
»Nett, dass ich Sie hier wiedersehe«, fuhr er hoffnungsvoll fort.
Er fühlte sich wieder wie fünfzehn. Schüchtern, unerfahren und picklig. Endlich gelang es ihm, sie in ihrer Versunkenheit zu stören. Benommen schaute sie auf und wirkte eine Sekunde lang ratlos. Sie schien ihn nicht wiederzuerkennen.
Aber dann lächelte sie.
Nicht so offen wie die Frau hinterm Tresen, aber zumindest so, wie man jemanden anlächelt, den man kennt.
»Hallo. Entschuldigen Sie, dass es einen Moment gedauert hat. Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie ausgerechnet hier zu treffen.«
Hatte sie überhaupt damit gerechnet, ihn noch einmal wiederzusehen? Irgendwo? Das war wie eine gute Nachricht. Sein Herz schlug höher.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
Eigentlich war sie ja in die Sache verwickelt. Es verstieß also gegen jegliche Ermittlungsethik, mit ihr über den Fall zu sprechen. Aber genau das tat er, hemmungslos.
Zumindest war sie Ärztin.
Er wollte wissen, ob sie schon von dem letzten Mord gehört hätte, dem in Landskrona? Sie verneinte; sie hätte sowohl am Nachmittag als auch Abend Dienst gehabt und, um die Wahrheit zu sagen, gerade erst wieder mit der Arbeit angefangen.
Das fand er bombig.
Bombig, einen Fischburger zum Frühstück zu essen. Aber er sagte das nicht, denn er wollte nicht zu persönlich werden – jedenfalls vorläufig.
Sie erzählte nichts von dem Aufsatz, in dem sie gelesen hatte, aber er berichtete über Theorien, Spuren und Verdachtsmomente. Er plapperte über alles, woran er sich erinnern konnte und was eine überarbeitete Ärztin im Praktikum nur im Geringsten interessieren würde. Nur damit sie nicht auf einmal verlegen erklären konnte, dass sie jetzt eigentlich gehen müsse.
Es erleichterte ihn, ihr erzählen zu können, wie enttäuscht er gewesen sei, dass sie unter den Fingernägeln von Sten Andersson keine Reste von Rubbellosen gefunden hätten. Das wäre ein unglaublich wichtiger Teil des Puzzles gewesen. Das hätte wunderbar gepasst.
»Ist das so wichtig?«, fragte sie. »Dass er diese Partikel ausgerechnet unter den Fingernägeln hatte?«
»Tja …«
»Nein, ich meine nur – er hatte sie schließlich auf der Jacke.«
Sie überraschte ihn immer wieder.
»Was meinen Sie damit?«, wollte er wissen. »Wo auf der Jacke?«
»Etwa in Höhe des Schlüsselbeins. Nicht sonderlich viel, aber mir ist es immerhin aufgefallen.«
Einen Augenblick lang glaubte er, sie würde sich über ihn lustig machen.
»Wie konnte Ihnen das auffallen?«
»Das klingt vielleicht etwas dumm«, erklärte sie und sah sich um, um sicherzugehen, dass sich niemand in Hörweite befand, »es bestand schließlich kein Zweifel, dass der Mann tot war. Ich meine, als ich reinkam. Aber ganz reflexmäßig, wie alle Ärzte das eben tun, wollte ich mich dann doch noch auf die klassische Art und Weise davon überzeugen. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Nein.«
»Ich suchte den Puls. Fasste ihm an die Halsschlagader, aber da gab es natürlich keinerlei Lebenszeichen mehr. Da habe ich diese merkwürdigen abgeschabten Krümel bemerkt, die da irgendwie nachlässig auf seiner Jacke lagen.«
Anerkennend sah er sie an. Was für eine Frau! Entdeckt zufällig einen blutigen Mord. Kreischt nicht, wird nicht ohnmächtig, sondern tritt ruhig an die Leiche heran und checkt den Puls.
»Ja, so ist das eben bei uns«, erklärte sie, »für uns ist eben alles wichtig, was mit den Primärfunktionen zu tun hat. Um alles andere kümmern wir uns nicht weiter. Ich habe also erst viel später
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