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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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keine Schädigung der Lunge, so weit ich das überblicke. Aber hier tut’s weh, oder?«, wollte sie wissen und drückte unter dem Nabel etwas fester.
    »Hm.«
    »Da kann man nichts machen. Da hat es dich wirklich ganz ordentlich erwischt. Hier sind ein paar Blutergüsse, aber nichts deutet auf irgendwelche inneren Verletzungen hin. Darf ich die Hose mal eben aufknöpfen?«
    Er protestierte nicht, und sie erledigte das schnell und routiniert.
    Er wagte kaum zu atmen.
    Zarte Finger tasteten seinen Beckenknochen ab und von dort aus die Leisten, und zwar mit diesen schmetterlingsleichten Berührungen von vorher. Was er jetzt erlebte, war ein anderer Schmerz. Bittersüß, willkommen. Genau was es brauchte, um seine düsteren Gedanken zu zerstreuen.
    »Nein«, konstatierte sie, seiner Meinung nach viel zu rasch und zog den Reißverschluss hoch, »hier unten scheint alles in Ordnung zu sein. Schön.«
    »Ja …«
    Sie lachte.
    »Das war keine Frage. Das war eine Feststellung.«
    »Bist du dir da ganz sicher? Ich meine, willst du das nicht lieber ein weiteres Mal kontrollieren?«
    »Nicht nötig. Jedenfalls nicht jetzt.«
    Er seufzte enttäuscht und hoffte vergebens, dass sie es sich noch einmal anders überlegen würde.
    »Du kannst jetzt aufstehen«, sagte sie und wusch sich umständlich die Hände an dem kleinen Waschbecken an der anderen Wand.
    Er tat das äußerst widerstrebend.
    »Und? Was tun wir jetzt?«, wollte sie wissen und trocknete sich mit einem Papierhandtuch des Krankenhauses die Hände ab. »Was ich als Ärztin tun kann, habe ich getan. Wie gesagt keine ernsthaften Verletzungen, aber du musst jetzt natürlich ein paar Tage aufpassen. Soll ich dich krankschreiben?«
    Er bekam wieder diesen wütenden Gesichtsausdruck, und sie wusste die Antwort.
    »Und diese Schweine davonkommen lassen? Nie im Leben!«
    Sie lächelte, dieses Mal jedoch zärtlicher.
    »Du siehst doch, dass ich Recht habe, oder?«, beharrte er. »Meinetwegen, es tut weh, aber jetzt weiß ich nicht nur, wie das Ganze funktioniert, sondern auch, wer dahinter steckt.«
    »Wer denn?«
    »Jetzt sollte es nicht mehr schwer sein, ihre Namen zu ermitteln. Es müsste möglich sein, von irgendwelchen Figuren aus der Unterwelt was zu erfahren. Ich kann sie beschreiben, sogar recht detailliert, und ein ziemlich eindeutiger Akzent ist mir ebenfalls aufgefallen. Ich vermute, dass die Männer aus dem Osten kommen. Aus dem Baltikum oder aus Polen oder so. Das ist immerhin ein Anfang. Bedeutend besser als nichts.«
    »Hm, das klingt alles sehr diffus, wenn du mich fragst.«
    »Übrigens – hast du sie gesehen?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Irgendwie, sie haben mich auf der Treppe umgerannt. Aber ich glaube nicht, dass ich sie auch nur halbwegs beschreiben könnte, denn ich hatte alle Hände voll zu tun, nicht das Gleichgewicht zu verlieren«, gab sie zu.
    Er tastete seinen schmerzenden Bauch ab, sah ihr aber gleichzeitig in die Augen.
    Das hätte Clint Eastwood keinesfalls aufgehalten, dachte er. »Das wird mich auch nicht aufhalten«, sagte er mit lauter Stimme.
    Sie suchte etwas zwischen den Bandagen. Beschäftigte sich etwas planlos, als brauche sie Zeit zum Nachdenken.
    Auf der Notaufnahme war es an diesem Abend merkwürdig still, alles andere als die Hektik und das Inferno, wie es in amerikanischen Fernsehserien dargestellt wird, und sie lauschten beide unfreiwillig dem melancholischen Brausen der Lüftung.
    Fast hatte man den trügerischen Eindruck, als würden alle Krankheits- und Unglücksfälle die späte Stunde respektieren und bis zum Morgen warten.
    Alle – bis auf Hill.
    »Es tut mir Leid«, sagte sie überraschend.
    »Was denn?«
    »Dass ich gedacht habe, du hättest mich sitzen gelassen. Dass ich gedacht habe … du bist ein Idiot.«
    »Schon gut, ich kann verstehen, wie das ausgesehen haben muss.«
    »Es ist nur so ärgerlich, dass man immer erst das Schlechteste denkt. Entschuldigung.«
    »Ich verzeihe dir, wenn …«
    »Wenn was?«
    »Wenn du dir vorstellen könntest, eine weitere Untersuchung durchzuführen.«
    Sie sah ihn zögernd an, obwohl ihr Misstrauen eigentlich nicht effektiver hätte vertrieben werden können, wie es gerade geschehen war.
    »Ja, vielleicht etwas später, aber es gibt tatsächlich etwas, was ich bereits jetzt tun könnte«, sagte sie und lächelte müde, aber gleichzeitig übermütig.
    »Und?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Ich könnte dir etwas Abschwellendes verschreiben.«
    »Wie bitte? Abschwellend?«
    »Ja. Für

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