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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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die Nase. Was hast du denn gedacht?«

8
    Der Polizeipräsident Harry Runsten hatte alles, wovon Hill nur träumen konnte.
    Sein Dienstzimmer lag nach Westen im sechsten Stock des Präsidiums und hatte eine strahlende Aussicht über den Sund, während Hill sich mit dem trostlosen Blick über ein Parkdeck begnügen musste.
    Harry Runsten hatte seinem Büro keine persönliche Note gegeben, aber das war auch nicht nötig. Das mit der persönlichen Note war eine Ausrede für die, die sich im Unterschied zum Polizeipräsidenten keinen Innenarchitekt leisten konnten.
    Das Zimmer war modern, hell und bequem möbliert. Eine Sitzgruppe aus moosgrünem Büffelleder flankierte einen erstklassig polierten Couchtisch aus Rauchglas. Abstrakte Skulpturen waren über das ganze Zimmer verteilt.
    Ölgemälde in unverbindlichen geometrischen Mustern und harmonischen Pastellfarben bedeckten dekorativ die Wände, verliehen dem Zimmer jedoch ebenfalls keinen eigenen Charakter.
    Lange, wogende Chintzgardinen in einem gelbbeigen Ton berührten mit dem Saum den Fußboden. Sie flirteten schamlos mit den farblich passenden, handgewebten Wollteppichen. Der Schreibtisch aus heller Birke war zum Fenster gekehrt, und das Licht, das vom Wasser des Sunds reflektiert wurde, spiegelte sich in seinem makellosen glänzenden Holz.
    Hill musste sich mit einem einzigen kanariengelben Besuchersessel aus dem IKEA-Bürosortiment begnügen.
    Das Zimmer des Polizeipräsidenten eignete sich wirklich perfekt zur Repräsentation. Die Harmonie der Farben gab dem Büro die nötige Ruhe, und die Textilien dämpften alle Geräusche auf ein angenehmes Niveau.
    Aber Harry Runsten hielt sich nicht einmal sonderlich oft dort auf.
    Harry gehörte zu den Leuten, die sich von ganz unten hochgearbeitet hatten und die ganz ordentlich was im Kopf haben, wie er das selbst ausdrückte.
    Mit bald sechzig war er immer noch ungebeugt und muskulös. Und obwohl sein volles rotbraunes Haar ergraut und vorne etwas gelichtet war und er außerdem einen kleinen Bauch bekommen hatte, strahlte er immer noch eine beneidenswerte Energie aus.
    Er hatte sich so oft in Parks geprügelt, so oft den Verkehr geregelt und so häufig Familientragödien verhindert, dass es ihm für den Rest des Lebens reichte. Mittlerweile genoss er die ruhigen Seiten im Dienst, indem er so vielen Besprechungen und Konferenzen beiwohnte wie möglich.
    Das sei ein wichtiger Teil der polizeilichen Arbeit, meinte er, vom Rednerpult aus andere an den eigenen reichen Erfahrungen teilhaben zu lassen, damit sich die polizeiliche Forschung weiterentwickeln könne.
    Und sei man schon mal Polizeipräsident, warum solle man sich dann die wohl verdienten Vergünstigungen, die die schwere Verantwortung nun einmal mit sich brächte, nicht gönnen?
    Es gebe keinerlei Veranlassung, zu Versammlungen und luxuriösen Hotelaufenthalten mit allem Drum und Dran Nein zu sagen, nur weil die Kriminalität wie üblich ihren Lauf nehme.
    Nein, Harry Runsten benutzte sein edles Dienstzimmer wirklich nicht oft, aber das, was Joakim Hill am Vorabend zugestoßen war, war so gravierend, dass er ganz unerwartet morgens auf dem Revier aufgetaucht war, um sich persönlich nach den Einzelheiten des Vorfalls zu erkundigen. Obwohl er schon lange einen Kongress seiner dänischen Kollegen im Hotel Marienlyst auf der anderen Seite des Sunds in Helsingør in seinem Terminkalender stehen hatte.
    »Du siehst wirklich mitgenommen aus, Hill«, stellte er fest und forderte diesen auf, Platz zu nehmen.
    »Ich komme mir auch … wie durch den Wolf gedreht vor«, gab Hill zu.
    »Aber das sind keine ernsthaften Verletzungen … oder?«
    »Nein, glücklicherweise nur Prellungen.«
    »Und du hast das auch ärztlich behandeln lassen?«
    »Natürlich!«, versicherte Hill.
    »Willst du einen Kaffee?«, schlug der Polizeipräsident großzügig vor.
    Runsten musste nicht wie alle anderen zum Automaten. Seine Sekretärin hatte ihm bereits zusammen mit Tassen und Gebäck eine Thermoskanne auf den Tisch gestellt.
    »Danke, ich könnte wirklich einen gebrauchen«, meinte Hill.
    In kurzen Zügen erzählte er, was passiert war, während der heiße Kaffee etwas Schwung in seine Gedanken brachte. Eine schläfrige graue Zelle nach der anderen erwachte wieder zum Leben.
    »Aber«, wollte der Polizeichef wissen und biss von seinem Gebäckstück ab, »wie konnten die wissen, dass du an dem Fall arbeitest?«
    »Wer weiß? Das ist nicht gerade ein Staatsgeheimnis. Aber okay, bedeutend

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