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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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eingeschlafen war, zu wecken, war vermutlich ebenso ratsam, wie in ein Wespennest zu treten.
    Er beschloss, diese Theorie nicht auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, sondern ging sofort ins Bett. Er brauchte an diesem Abend weder Clint Eastwood noch Whisky oder Stan Getz. Er schlummerte, gesättigt von Butterbroten und Eis, innerhalb von wenigen Minuten ein und schlief traumlos.

9
    Die Bankangestellte Eva Steininger von Ramseryds Sparbank hatte dann doch Recht behalten. Die ganze Zeit hatte sie das neue Wohlwollen der Bank, was die Ausbaupläne der großartigen Elin Starbeck betraf, misstrauisch beäugt.
    Wie sollte eine Idiotin wie die eine Total-Modernisierung ihrer lausigen alten Tankstelle finanzieren können?
    In diesem Krähennest hatte es nie Geld gegeben, und wie hatten sich diese beschwipsten Tölpel in hellgrauen Anzügen im Zimmer der Direktion nur einbilden können, dass das jetzt auf einmal der Fall war, ja, das würde wirklich auf ewig ein Rätsel bleiben!
    Eva Steininger war also nicht im Mindesten erstaunt, als die Anfrage der Bankinspektion in ihre kleine, wegen der Landflucht abgespeckte Filiale flatterte. Sie bekräftigte den Verdacht, den sie schon seit langem hegte, dass bei dieser wichtigtuerischen Schlampe in der Lichtung nicht alles mit rechten Dingen zuging.
    Die und ihre größenwahnsinnigen Baupläne! Wo hätte sie diese riesigen Summen schon herhaben wollen?
    Eva hatte sich immer über die schnippische Benzinhändlertochter am Waldrand aufgeregt. Seit der ersten Klasse der Volksschule hatte sie ihr bloßer Anblick zur Weißglut gebracht, wie sie wie irgendein überlegenes Elfenwesen den Waldweg entlanggeschlendert kam.
    Die und ihre schmutzigen Jeans, die Nase hoch in der Luft, obwohl es dafür wirklich keine Veranlassung gab. Das wussten doch alle in der Gegend, dass ihr Alter nur selten nüchtern genug war, um morgens aus dem Bett zu kommen, und dass es Läusefia war, wie sie sie unter sich nannten, die am Morgen die ersten Kunden bedienen musste, ehe sie sich auf den Weg zur Schule machte.
    Und doch! Es spielte keine Rolle, welche Namen sie ihr hinterherriefen. Sie hielt den Kopf höher als alle anderen, obwohl sie nicht einmal anständige Kleider hatte und weder Absätze noch Nagellack trug.
    Wie gesagt, hatte das Eva Steininger in der gesamten Schulzeit zur Weißglut getrieben und nicht nur sie. Dazu hatte auch beigetragen, dass sie trotz allem zu den Klassenbesten gehört hatte. Jedes Jahr kam sie zu ihrem versoffenen Vater mit den besten Noten nach Hause. Und er war kaum in der Lage zu begreifen, was da auf dem Zeugnis stand.
    Aber das Maß war voll, als der schönste Junge der Klasse, Kent, im siebten Schuljahr hinter ihr her scharwenzelte. Wie ein toller Hund war er hinter der Schlampe hergelaufen und hatte sich gedemütigt, damit sie sich überhaupt dazu herabließ, ein Wort mit ihm zu wechseln. Seine Mühen wurden nicht belohnt. Und als sie nicht einmal zur Abschlussdisko auftauchte, schien er es endlich begriffen zu haben.
    Kurze Zeit später zog er mit seiner Familie nach Göteborg um und nahm das Rätsel ungelöst mit.
    Das Rätsel, wie jemand mit so charmanten dunkelbraunen Locken, mit einem so samtweichen Blick und mit einem so hinreißenden Knabenkörper so jemanden wie Elin Starbeck überhaupt nur zweimal hatte anschauen können, obwohl er jede von ihnen hätte bekommen können. Sogar sie, Eva Steininger.
    Jemand hatte behauptet, Läusefia hätte ihn verzaubert. Das hatte erst nur ein Witz sein sollen, aber bald nahm man das für bare Münze. Man mied den Benzinhändler und seine berüchtigte Tochter, außer natürlich, wenn das Auto kaputtging.
    Kaum einer kam zu seiner Beerdigung, und niemand hielt die trauernde Tochter auf der Straße an, um ihr ein tröstendes Wort zu sagen. Dunkel fiel der Schatten der Verleumdung über Elin Starbeck und über ihr weiteres Leben in dem kleinen Ort in Småland.
    Eva Steininger hatte das von Anfang an für wahr gehalten. Diese Läusefia umgab ein Geheimnis, und diese Bankgeschichte war der entscheidende Beweis.
    Eigentlich hatte sie bereits alles zusammengepackt, um Feierabend zu machen, als die Anfrage kam. Die Sparkasse war schon lange geschlossen und die Abrechnung gemacht. Sie hatte in ihrer Handtasche nach Halstabletten gesucht, von denen sie fast ganz sicher wusste, dass sie ganz unten lagen.
    Alles war friedlich wie immer am Abend, sodass sie zusammenzuckte, als hinten bei der Garderobe plötzlich das Fax ansprang.
    »Was

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