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Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin

Titel: Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Blick vom Bildschirm. Er blinzelte nicht einmal.
    Bernard ging auf den Fernseher zu und senkte die Lautstärke so weit, dass kaum noch etwas zu hören war.
    »Was zum Teufel fällt dir ein?«
    Stoján sah aus wie in dem Augenblick, in dem er immer den Abzug drückte. Aber für Bernard gab es ebenfalls Grenzen, die dieser jugoslawische Schweinehund besser so langsam respektieren sollte.
    »Was mir einfällt?«, fauchte er. »Ich glaube, dass ich es gerade vermeide, dass das Hotel die Bullen oder den Hoteldetektiv holt, weil aus Zimmer 376 so ein fürchterlicher Lärm kommt! Das fällt mir ein, hast du damit ein Problem?«
    Stoján antwortete nicht, denn das war Alexej Igorin, der da sprach – durch den erbosten Bernard.
    Aber er sprang abrupt auf und stand in dem engen Hotelzimmer einen Augenblick Bernard gegenüber. Schnaubte verächtlich, drängte sich an ihm vorbei und knallte die Badezimmertür hinter sich zu.
    Bernard atmete auf.
    Jalinka hatte immer noch einen Vater.
    Adrian saß mit seinen nach Schweiß stinkenden Füßen auf der frisch gewaschenen Tagesdecke des anderen Betts und beobachtete Bernard mit halb geschlossenen Augen.
    Aber dieser kümmerte sich nicht weiter darum. Er sollte nur nicht mucken. Er erinnerte sich noch, als sei es gestern gewesen, an den Tag, an dem er ihn aus der Gosse in Riga aufgelesen, ihm ein Dach über dem Kopf und zu essen gegeben und alles beigebracht hatte, was er konnte.
    Bernard fand nicht, dass er sich vor Adrian rechtfertigen musste, sondern er sah endgültig ein, dass die Reise ganz und gar nicht die angenehme Erholung werden würde, auf die er gehofft hatte.
    »Und, was passiert jetzt?«
    Adrians Frage kam wie von weit weg, und Bernard verstand erst nicht, was er meinte.
    »Womit?«
    »Was wird aus dem Kneipenbummel, den du uns mit der Kreditkarte ausgeben wolltest?«
    Bernard sah ihn finster an. Stoján hatte alle seine guten Vorsätze für den Abend auf einen Schlag zunichte gemacht. Gott, wie er dieses perverse Schwein verabscheute!
    Aber Adrian hatte Recht. Sie mussten endlich Dampf ablassen. Mal wieder auszugehen würde allen vielleicht gut tun.
    »Hast du was dagegen, wenn wir erst noch essen gehen?«, schnauzte er den andern an. »Hier im Hotel.«
    Adrian zuckte mit den Achseln. Das mit dem Essen schien ihm egal zu sein. Aber Bernard hatte es seinem Magen versprochen, und der bestand darauf.
    Noch ehe das Essen vorbei war, hatte auch Jönköping seinen bescheidenen Teil des umfassenden Regengebiets abbekommen. Mitten zur besten Nachtklubzeit war auf dem glänzenden Asphalt der småländischen Metropole ein Wolkenbruch niedergegangen.
    Und sie waren nirgends reingekommen. Im Rattatoi waren sie ohne Schlips nicht einmal ins Foyer gelassen worden. Sie hatten zwar keine Jeans an, sondern braune Gabardinehosen, aber eben keinen Schlips um.
    »Sie haben kein Recht …«
    »Alles Recht der Welt, Kleiner. Haben die Gäste nicht die korrekte Kleidung für unser Lokal, haben wir alles Recht der Welt, ihnen höflich und bestimmt den Zutritt zu verweigern.«
    Stoján sah aus, als würde er gleich die Selbstbeherrschung verlieren. Aber der Türsteher war sehr groß, ein Riese, und außerdem energisch.
    »Seid so nett und fangt jetzt hier keinen Streit an. Wir wollen hier keinen Streit. Oh, guten Abend, Herr Direktor Svenmark. Bitteschön! Schönen Abend!«
    Bernard zog die anderen beiden ein Stück den Bürgersteig entlang.
    »Hört schon auf! Das ist das Risiko nicht wert. Wir verziehen uns. Es gibt noch andere Lokale.«
    Stoján starrte den Türsteher hasserfüllt an, gehorchte aber. Sein gekränkter Stolz forderte jedoch offensichtlich seinen Tribut, und er konnte sich nicht vollkommen zurückhalten. Fünfzig Meter die Straße entlang drehte er sich um und brüllte:
    »Was für Klamotten sind denn gut genug, du Arsch? Nur ein Gummi etwa?«
    Bernard hielt rasch ein Taxi an und stieß die beiden anderen hinein. Sie fuhren weg, gerade als der Türsteher des Rattatoi anfing, ihnen hinterherzulaufen.
    Eine Weile schwiegen sie. Sie saßen auf der Rückbank und atmeten tief durch. Plötzlich lachte Stoján. Schließlich drehte sich der Taxifahrer um und fragte:
    »Und wohin soll ich fahren?«
    Bernard hatte sich als Erster wieder gefangen.
    »Was schlagen Sie vor?«
    Der Fahrer lachte.
    »Das kommt ganz drauf an, worauf Sie aus sind.«
    »Aus sein?«
    Bernard merkte, dass er gewisse Zweideutigkeiten des Schwedischen nicht verstand.
    »Ja, ob Sie jetzt zum Bahnhof oder in ein Hotel

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