Kommissar Joakim Hill - 01 - Die zärtliche Zeugin
Auge: ein Knabe mit runden Wangen, der die eine Hand zwischen den Beinen eines Mädchens hatte. Mit der anderen hielt er seinen riesengroßen Penis.
Bernard zögerte nicht. Er packte diesen und drückte ihn nach unten. Die Stuckatur teilte sich, und der Weg in eine Kammer war frei.
Stoján stand über die Kellnerin gebeugt. Er hatte sie auf die Knie gezwungen und ihren Kopf auf den Fußboden gedrückt.
Er drückte ihr seine Pistole etwa in Höhe des Herzens in die Seite. In der anderen Hand hielt er sein Stilett und war dabei, ihren Slip aufzuschlitzen.
»Sei still«, zischte er, »still, verdammt …«
In dieser Sekunde hätte alles schief gehen können.
Aber Stoján war so bei der Sache, dass er sich nicht stören ließ. Nur sehr langsam und unwillig drehte er sich um, sah seine Kumpanen im Licht des Gangs und grinste ertappt.
Er starrte in den Lauf einer Pistole.
Die Waffe war entsichert, und Bernard drückte sie ihm hart und bestimmt gegen die Stirn.
»Jetzt bist lieber du ganz still«, verkündete er mit eisiger Stimme. »Ganz, ganz still. Ich habe mich nach einem Grund gesehnt, und jetzt habe ich einen.«
Stoján rührte sich nicht. Genauso wenig das Mädchen. Ihr Schluchzen war verstummt. Sie war wie gelähmt.
»Wenn du auch nur mit der Hand zitterst, tue ich mit Freuden das, was du immer tust, und ich glaube, du weißt, was ich meine«, erklärte Bernard. »Das ist mein Ernst – und ich garantiere dir, dass ich mit einer Pistole umgehen kann, auch wenn du vielleicht geglaubt hast, dass du der Einzige bist.«
Stoján stand ganz still.
»Das hier geht dich nichts an«, zischte er aus dem Mundwinkel.
Vorsichtig schloss Adrian die Tür. Es war eng in der Abstellkammer. Eng und warm, und die Stimmung war äußerst gespannt.
»Nein, aber dafür die Polizei, du geiler Bock!«
Verzweifelt schaute das Mädchen von Bernard auf Adrian. Sie hoffte, wagte jedoch kaum zu hoffen.
»Jetzt nimmst du vorsichtig – ganz vorsichtig – das Messer weg. Und wenn du die Haut auch nur einritzt …«
Bernard hatte seine Absichten nur zu deutlich gemacht, aber Stoján dachte trotzdem noch einen Augenblick darüber nach, welche Möglichkeiten ihm blieben. Schließlich gab er auf und zog das Stilett aus dem Slip.
Die Serviererin schluchzte. Sie wusste, wie nahe sie der Katastrophe gewesen war, vor der sie jetzt so vollkommen unbegreiflich bewahrt worden war.
»Und jetzt die Pistole …«, fuhr Bernard fort und machte strategisch einen halben Schritt zurück. »Und immer mit der Ruhe.«
Stoján nahm seine Pistole – eine Waffe, die bereits ihre unauslöschlichen Spuren in der schwedischen Kriminalgeschichte hinterlassen hatte – und hob sie am Lauf hoch. Mit einem hasserfüllten Blick auf Bernard sicherte er sie und reichte sie ihm widerwillig.
Bernard hatte seine nie sinken lassen. Er hielt sie fest in der linken Hand und zog jetzt mit der rechten seine Brieftasche hervor. Hier würde er mit seiner Kreditkarte nicht weiterkommen – die Sache würde ihre Barschaft erheblich dezimieren.
Aus dem Seitenfach zog er zwei knisternde neue Fünfhundert-Kronen-Scheine.
»Hier, nimm die, und entschuldige. Verzeihung«, sagte er und reichte dem Mädchen das Geld.
Aber die nahm es nicht.
Stattdessen kroch sie so weit in die Ecke, wie es nur ging. Zwischen Eimer und Schrubber starrte sie ihn von dort aus mit ihren großen Augen, um die herum die Wimperntusche verlaufen war, hasserfüllt an.
»Okay«, fuhr Bernard mit leiser Stimme fort und zog betont gelassen einen weiteren Geldschein hervor.
Beim Anblick eines Tausenders funkelten zwar ihre Augen, aber sie streckte ihre Hand trotzdem nicht aus, sondern drückte sich schluchzend nur noch weiter zwischen die Eimer und Putzlumpen.
Bernard sah sie nicht an. Er hielt die Augen auf Stoján gerichtet, der immer verbissener aussah. Aber die Pistole war direkt auf seinen Bauch gerichtet, er hielt es also vermutlich für besser, sich ruhig zu verhalten.
»Das hier«, sagte Bernard tonlos zu ihm und nahm weitere dreitausend Kronen aus seiner Brieftasche, »stammt direkt aus deinem Anteil. Nur dass du das weißt!«
Wieder reichte er dem Mädchen das Geld.
Dieses Mal nahm sie es.
»Wir gehen jetzt, Fräulein«, sagte Bernard fast höflich. »Wir können uns doch darauf verlassen, dass Sie kein Wort über diese Sache verlieren?«
Sie drückte die Scheine gegen die Brust und nickte. Erst da sah Bernard die Flecken: flammend rote Abdrücke auf ihrem Hals, ihren Handgelenken
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