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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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Viele Fahrer wurden unangemessen nervös, selbst wenn es nur um eine routinemäßige Kontrolle des Führerscheins ging, das war nichts Neues.
    Warum in aller Welt hatten die meisten Menschen, die im Allgemeinen überhaupt nichts zu verbergen hatten, so unglaubliche Angst vor der Polizei? Und warum hatten die echten bad guys keinerlei Respekt? Er fragte sich, ob man nicht eine Art Zulage für die erschwerenden Umstände erheben sollte, denn in seinen Augen nahm diese Diskrepanz völlig unsinnige Proportionen an.
    Der Mann im Saab sah schon auf den ersten Blick ziemlich komisch aus. Seine Mundwinkel hingen irgendwie ungewöhnlich herab. Vielleicht war er sauer, dass man gerade ihn herausgewunken hatte? Und er hatte unverhältnismäßig große Augen sowie eine ziemlich rote Knollnase. Irgendwie erinnerte der Typ an einen Clown.
    Genau in dem Augenblick, als der Mann die Scheibe herunterließ, fiel es Gårdeman ein. Der lustige Traum von neulich. Der mit dem Clown und den Blumen!
    Gårdeman musste innerlich grinsen. Hatte er gerade einen Witzbold angehalten, so würde sich ein Clown doch gut in die Reihe der skurrilen Spaßvögel einfügen. Nur ein kurzer Blick auf den Führerschein, dann würde er den Zirkushelden wieder entlassen und hoffentlich selbst zu seinem wohlverdienten Mittagessen kommen.
    Er lächelte den Fahrer des Autos gutmütig an. Und starrte verständnislos geradewegs in eine Revolvermündung.
    Es gab kein Zurück – keine, wie auch immer gearteten Möglichkeiten eines Neubeginns oder wenigstens die Erwägung alternativer Handlungsmuster.
    Der Schuss fiel unmittelbar.
    Er traf Ulf Gårdeman direkt in den Bauch, leicht nach links versetzt, genau unter dem Herzen.
    Es fühlte sich so merkwürdig unwirklich und gleichzeitig so warm an in genau dem Grübchen, das Lena so liebte. Ein intensiv heißes Gefühl lenkte seine gesamte Aufmerksamkeit auf einen einzigen Punkt im Bauchraum. Er schaute den Mann im Auto fragend an. Das Ganze war ja wohl ein bisschen lächerlich, oder? Er wollte doch nur den Führerschein sehen …
    Im selben Moment trat ein Schmerz in sein Bewusstsein, der einem glühenden Eisen glich. Ein unerträglicher Schmerz, der weder Scham, Beherrschung noch irgendeine Begrenzung kannte, ergriff von ihm Besitz. Gårdeman schrie seine Empfindungen geradewegs heraus und sank auf dem verschneiten Asphalt auf die Knie, wobei sein heißer Atem in dampfenden weißen Wolken stoßweise seinem verzweifelt aufgerissenen Mund entwich.
    Kleine zerzauste Atemwölkchen wurden von heftigen Windböen in Richtung Süden getragen.
    Der Motor des Saabs heulte auf, als der Mann mit der Clownsnase zurücksetzte und dabei geradewegs in die Büsche fuhr, bevor er eine schlitternde Kehrtwendung auf dem ungeteerten Untergrund vollführte und schließlich die Straße mit Vollgas wieder hinaufraste.
    Ein Gemisch aus Schnee und Kies spritzte von den schlingernden Reifen hoch und traf den gekrümmten Polizisten wie Hagelschauer im Gesicht und an den Händen. Hände, die sich krampfartig um die Wunde in seinem Bauch schlossen.
     
    »Was zum Teufel riecht denn hier so penetrant?«, fragte Hill, noch bevor der Terminator sein Dienstzimmer betreten hatte.
    »Es riecht nach Pferd«, klärte ihn der Chef der Motorradgang auf.
    »Nach Pferd?« Hill glaubte, ihn falsch verstanden zu haben, doch der Geruch war so eindeutig, dass er nicht weiter auf die Begleitumstände eingehen wollte.
    »Ja, aber kommen wir zur Sache.« Der Terminator zog ungeduldig eine Grimasse. »Wir haben Neuigkeiten für Sie.«
    »Wow, wollen Sie sich endlich zum Palme-Mord bekennen?«
    Der Terminator grinste ungehalten über Hills Witz. »Scherz beiseite, Hill! Ich glaube, das hier ist ziemlich wichtig. Hören Sie sich an, was Nane zu sagen hat.«
    Er wandte sich um und schob Nane, der sich dicht an der Tür halbwegs hinter Kåge versteckt hatte, etwas näher zu Hills Schreibtisch hin.
    »Komm her, raus mit der Sprache, du Dummkopf!«, ermahnte ihn der Terminator. »Erzähl dem Onkel von der Polizei hier genau das, was du gestern mir erzählt hast!«
    Nane wirkte stur und schmollte ein bisschen, doch dann erinnerte er sich an den Stoß in die Magengegend und die geplatzte Lippe. Außerdem wirkte der Bulle hinter dem Schreibtisch ziemlich interessiert, also blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als loszulegen.
    »Es geht um …«, begann er, »das da in Råå … äh, den Mord am Montag.«
    Hill merkte, wie ihm ein wenig schwindelig im Kopf wurde, ein

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