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Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten

Titel: Kommissar Joakim Hill - 02 - Die Frau im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bodil Mårtensson
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    Ja, warum nicht? Sie hatte ja kaum geahnt, dass sie beobachtet wurde, während sie ihrerseits den Blick auf die Frau im Haus richtete.
    Die Frau, die nun tot war.
    Und warum hätte nicht einer auf die gleiche Weise dir zugeschaut haben können, als du damit beschäftigt warst, ihr hinterher zu schauen?
    Ja, aber wer sollte das sein?
    Wer auch immer.
    Irgendein Fremder, genau wie du selbst ein Fremder warst, der mehr zu sehen bekam, als er sollte.
    Und stell dir vor, es gäbe so einen – noch so einen – Fremden!
    Dann könnte die Sache auffliegen und deine Seifenblase zerplatzen.
    Seifenblase?
    Die Lüge natürlich – das, was du der Polizei heute Abend vorenthalten hast.
    Aber es gab doch gar nichts zu erzählen!
    Plötzlich hatte er den Eindruck, dass es über dreißig Grad im Schlafzimmer waren. Er verschaffte sich Abkühlung, indem er die Pyjamajacke aufknöpfte und die kühle Luft über den verschwitzten Oberkörper strömen ließ.
    Aber sie werden dir weniger Glauben schenken, wenn sie es von einer weiteren Person erfahren würden, oder? Dann würde deine Zeugenaussage äußerst unglaubwürdig aussehen.
    Aber warum?
    Weil du nicht aus eigenen Stücken die Wahrheit gesagt hast. Warum hast du das eigentlich nicht getan?
    Oh, sind wir jetzt wieder am Ausgangspunkt! Ich habe ja die Wahrheit gesagt!
    Aber nicht die ganze Wahrheit.
    Er setzte sich im Bett auf und schaltete die Leselampe an. Die Bettfedern quietschten ein wenig, doch seine Frau würde es nicht hören. Sie war in rote Häuschen und blühende Flachsfelder vertieft und erlebte – ja, Gott weiß was.
    Nicht die vollständige Wahrheit, wiederholte die innere Stimme hartnäckig.
    Doch.
    Nein.
    Aber das andere … Das hat nichts mit der Sache zu tun. Das ist privat, ganz und gar privat.
    Es gibt nichts, was privat ist. Nicht, wenn jemand ermordet wurde.
    Aber es ist doch nichts geschehen.
    Nichts?
    Nichts anderes, als sie nebenan im Wohnzimmer erlebt. Träume und Fantasien – das war alles.
    Für dich, ja. Aber irgendjemand ging heute Abend deutlich über die Grenzen seiner Fantasie hinaus, oder nicht? Dieser Jemand verwirklichte offenbar das, worüber man ansonsten höchstens fantasiert, folgerte die Stimme.
    Es gibt doch keine Beweise! Keine wie auch immer gearteten Beweise, dass gerade sie es gewesen sein soll!
    Aber wer sollte es sonst gewesen sein? Dieser aufgeblasene Pinsel, der sich nie damit begnügen musste, draußen zu bleiben und zu gucken? Er, der einen Schlüssel besaß und kam und ging, wie es ihm beliebte. Ist es glaubwürdig, dass er sich selbst den Boden unter den Füßen wegziehen würde?
    Nein, wohl eher nicht.
    Und wie beurteilst du es, wenn jemand so viel Zeit dafür aufwendet, in der Dunkelheit herumzuspionieren? Das klingt kaum nach einer völlig unschuldigen Beschäftigung.
    He, jetzt warte aber mal! Ich habe auch heimlich spioniert, aber deswegen bin ich noch lange kein Mörder!
    Nein, aber du bist ein Mann. Ja, du bist immer noch männlich! Wie auch immer dein Frauchen die Sache beurteilt, bist du doch ein Mann. Dann erscheint es umso natürlicher, denn sie war ein verdammt flottes Frauenzimmer, diese Dame!
    Diesem Gedankengang hatte er nicht besonders viel entgegenzusetzen. Und vielleicht war es gerade das, was ihn am meisten beunruhigte: die Schuldgefühle bezüglich all seiner heimlichen Beobachtungen.
    Und die Tatsache, sich selbst einzugestehen, dass er ein ziemlich armseliger, alter Knacker war.
    Irgendwie schien das Schlimmste vorbei zu sein, sobald er sich das Recht auf seine natürlichen Triebe eingeräumt und alles, wenn auch nur vor sich selbst, ausgesprochen hatte. Es kam ihm auf einmal bedeutend frischer im Schlafzimmer vor.
    Doch die innere Stimme setzte schonungslos zum Schlussplädoyer an.
    Also, was du tun musst, ist, der Polizei genau zu berichten, wie es sich verhält. Es macht einen besseren Eindruck, wenn du es selbst erzählst, als wenn sie es durch ihre eigenen Untersuchungen herausfinden.
    Aber wie soll ich es sagen? Und was für eine Rolle spielt es für die Fahndung? Viel habe ich ja in der Dunkelheit nicht gesehen. Ich hätte niemanden mit Sicherheit identifizieren können!
    Überlass es der Polizei, was wichtig ist und was nicht. Nun versuchst du schon wieder, Ausreden zu finden.
    Nein. Aber was kann ich denn eigentlich sagen?
    Berichte von dem Mantel.
    Der Mantel – ja.
    Erzähl ihnen, dass er teuer und mit einem Pelzkragen versehen war.
    Ja, vielleicht das.
    Das war vermutlich die einzige

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